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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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schlang, begab sie sich mit zögern den Schritten auf den Weg nach dem Hause, und es fügte der Zufall (der sehr übel hätte ausschlagen können, so daß sich alles in Unglück hätte endigen können, wenn es der Himmel nicht anders gelenkt hätte), daß, indem wir beide in dieser Stellung fortgingen, sie ihren Arm um meinen Hals geschlungen, uns der Vater, der schon von den Türken wieder zurückkam, in dieser Stellung sah, und wir bemerkten auch, daß er uns gesehen habe. Zorayda aber nahm vorsichtigerweise nicht ihren Arm von meinem Halse herunter, sondern sie lehnte sich noch mehr auf mich und ließ ihren Kopf auf meine Brust sinken, indem sie die Knie etwas beugte, so daß es schien, sie sei ohnmächtig geworden; und ich stellte mich ebenfalls, als wenn ich sie gegen meinen Willen hielte. Ihr Vater kam schnell zu uns gelaufen, und da er seine Tochter in diesem Zustande sah, fragte er, was ihr sei; da sie aber keine Antwort gab, sagte der Vater: ›Gewiß hat sie der Einbruch dieser Bestien erschreckt, daß sie ohnmächtig geworden ist.‹ Er nahm sie aus meinen Armen und drückte sie an seine Brust, sie aber seufzte, und mit Augen, die noch von Tränen naß waren, sagte sie noch einmal zu mir: ›Amexi, Christ, amexi; geh, Christ, geh.‹
    Worauf ihr Vater antwortete: ›Der Christ braucht nicht zu gehen, mein Kind, denn er hat dir kein Leid zugefügt, und die Türken sind schon weggegangen; sei ohne Sorgen, du hast nun nichts mehr zu fürchten, denn wie gesagt, die Türken haben sich auf meine Bitten schon wieder entfernt.‹
    ›Diese haben sie in Schrecken gesetzt, Herr, wie du gesagt hast‹, redete ich zu ihrem Vater, ›da sie aber will, daß ich fortgehen soll, will ich ihr keinen Verdruß machen, und wenn du es vergönnst, komme ich vielleicht wieder in den Garten, wenn noch Kräuter nötig sein sollten, denn mein Herr sagte, daß nirgends so guter Salat wächst als hier.‹
    ›Du kannst wiederkommen, sooft du willst‹, sagte Agimorato, ›denn meine Tochter hat das nicht gesagt, weil sie dich oder die Christen nicht leiden möchte, sondern sie wollte nur sagen, die Türken sollten fortgehen, und darum sagte sie zu dir, du möchtest gehen, oder sie hat dich auch erinnern wollen, deinen Salat zu suchen.‹
    Hierauf nahm ich von beiden Abschied, und sie ging mit tiefbewegter Seele mit ihrem Vater fort; unter dem Anschein, Kräuter zu suchen, durchstrich ich nun den ganzen Garten, ich beobachtete die Ein- und Ausgänge, die Festigkeit des Hauses und welche Gelegenheiten unsere Unternehmung erleichtern könnten.
    Da dies getan war, gab ich dem Renegaten und meinen Gefährten von allem Nachricht, ich konnte die Stunde nicht erwarten, in der ich mit Sicherheit die schöne Zorayda, die das Schicksal mir gewährte, die meinige nennen konnte.
    Endlich erschien der Tag und die uns allen so sehr erwünschte Stunde, wir folgten ganz dem klugen Plane, den wir seit langer Zeit entworfen hatten, und er schlug nach unserm Wunsche aus, denn am Freitage, der auf den Tag folgte, an welchem ich Zorayda im Garten gesprochen hatte, legte mit der Dämmerung mein Renegat die Barke dem Wohnsitz der schönen Zorayda gegenüber vor Anker. Schon waren die Christen, die rudern sollten, aus der Stadt und an verschiedenen Stellen dort herum zerstreut. Alle waren voll ungewisser Hoffnung, indem sie mich erwarteten, sie hatten Lust, das Schiff, das vor ihren Augen dalag, anzugreifen, denn sie wußten nicht, daß ich mit dem Renegaten einverstanden war, sondern sie meinten, sie müßten durch die Stärke ihres Armes die Freiheit erobern und die Mohren umbringen, die sich in der Barke befänden. So wie ich mich nun mit meinem Gefährten zeigte, versammelten sich alle um uns her, die sich bisher zerstreut und verborgen gehalten hatten. Die Stadt war um die Zeit schon verschlossen, und kein Mensch ließ sich auf dem Felde sehen.
    Als wir beieinander waren, stritten wir, ob es besser sei, erst zu Zorayda zu gehen oder vorher die Mohren zu überwältigen, die in der Barke ruderten. Indem wir noch ungewiß waren, kam der Renegat und sagte, daß wir nicht länger warten möchten, denn es sei nun Zeit, alle seine Mohren fühlten sich in völliger Sicherheit, und die meisten schliefen. Ich sagte ihm, weswegen wir noch warteten, und er antwortete, das Wichtigste sei, sich zuerst des Fahrzeuges zu bemächtigen, und daß man dies mit Sicherheit und ohne alle Gefahr tun könnte, dann sollten wir sogleich zu Zorayda gehen. Wir alle waren seiner

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