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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Einfluß der Gestirne vorüber zulassen, der jetzt regiert.«
    Der Kanonikus und der Pfarrer und Barbier sagten ihm, daß er daran sehr wohl tun würde, und nachdem sie sich noch an den Dummheiten Sancho Pansas ergötzt hatten, legten sie Don Quixote auf den Karren, auf welchem er erst gekommen war; die Prozession wurde hierauf wieder in Ordnung gebracht und setzte ihren Weg fort; der Ziegenhirt nahm von allen Abschied, die Häscher wollten nicht weiter mitgehen, und der Pfarrer bezahlte, was er ihnen schuldig war. Der Kanonikus bat den Pfarrer, daß er ihm von Don Quixote Nachricht erteilen möchte, ob er von seiner Tollheit genese oder noch weiter darin käme, und hiermit bat er um die Erlaubnis, seine Reise fortsetzen zu dürfen.
    Kurz, alle trennten sich und begaben sich auf den Weg, nur der Pfarrer und Barbier blieben zurück, Don Quixote und Sancho, nebst dem wackeren Rosinante, der bei allem, was vorgefallen war, sich so geduldig wie sein Herr betrug.
    Der Ochsentreiber spannte seine Ochsen wieder vor, legte Don Quixote auf ein Bündel Heu und setzte hierauf mit seinem gewöhnlichen Phlegma den Weg fort, den ihm der Pfarrer zeigte, und nach sechs Tagen kamen sie in Don Quixotes Heimat an, wo sie in der Mittagsstunde, an einem Sonntage eintrafen; alle Leute befanden sich gerade auf dem großen Platze, über welchen der Karren des Don Quixote zog. Alle liefen herbei, um zu sehen, wer sich auf dem Karren befinde, und als sie ihren Landsmann erkannten, standen sie voll Verwunderung da, und ein Bursche lief sogleich fort, um der Haushälterin und der Nichte die Nachricht zu überbringen, daß ihr Oheim und Herr blaß und ausgedürrt angekommen sei, auf einem Bündelchen Heu und einem Ochsenkarren sitzend. Es war etwas Erbärmliches, das Geheul anzuhören, welches diese beiden guten Frauenzimmer nunmehr erhoben, die Schläge, die sie sich austeilten, die Flüche, die sie von neuem über die verfluchten Ritterbücher ausstießen, was alles von vorne wieder anfing, als Don Quixote in das Tor hereingebracht wurde.
    Auf die Zeitung von Don Quixotes Ankunft lief auch Sancho Pansas Frau herbei, die es wußte, daß er mitgegangen war, um als Stallmeister zu dienen, und wie sie Sancho gewahr wurde, war die erste Frage, die sie tat, ob der Esel glücklich wieder mitkomme. Sancho antwortete, glücklicher als sein Herr.
    »Nun, so sei Gott gelobt«, versetzte sie, »der mir die Wohltat erzeigt hat, aber so sage mir doch, Mann, was hat dir denn deine Stallmeisterei eingetragen? Was bringst du mir für ein Schleppkleid mit? Was für Schuhe für deine Kinder?«
    »Nichts davon, liebes Weib, bringe ich mit«, sagte Sancho, »sondern andere Dinge, die etwas mehr zu bedeuten haben und ansehnlicher sind.«
    »Das ist mir sehr erwünscht«, antwortete die Frau, »nun, lieber Mann, so zeige mir doch gleich die Sachen, die mehr zu bedeuten haben und ansehnlicher sind, denn ich möchte sie gar zu gerne sehen, damit ich doch wieder was habe, worüber sich mein Herz erfreuen kann, welches ganz traurig und unzufrieden in den ewigen Zeiten deiner Abwesenheit gewesen ist.«
    »Zu Hause, Frau, will ich dir alles zeigen«, sagte Sancho Pansa, »sei nur jetzt damit zufrieden, daß wir mit Gottes Hilfe bald einen zweiten Auszug versuchen werden, um Abenteuer zu finden, worauf du mich denn bald als Graf wiedersehen wirst oder als Statthalter einer Insel, und zwar keiner schlechten, sondern der schönsten, die man nur finden kann.«
    »Das gebe doch der liebe Gott, mein liebster Mann, denn wir haben es höchst nötig. Aber sage mir doch, was sind das für Dinger, Inseln? Das verstehe ich nicht.«
    »Die Perlen gehören auch nicht für die Säue«, antwortete Sancho, »zu seiner Zeit wirst du es schon gewahr werden und dich ziemlich wundern, wenn dich alle deine Untertanen gnädige Frau nennen.«
    »Was sprichst du denn da, Sancho, von gnädiger Frau, Inseln und Untertanen?« antwortete Hanne Pansa, denn dies war der Name von Sanchos Frau, und sie hieß nicht deswegen so, weil sie ihm verwandt war, sondern weil es in la Mancha gebräuchlich ist, daß die Weiber den Namen ihrer Männer annehmen.
    »Du brauchst dich nicht so zu übereilen, Hanne, um alles zu erfahren, genug, daß ich die Wahrheit rede, und damit halt’s Maul! Nur das muß ich dir noch nebenher sagen, daß es nichts Herrlicheres auf der Welt gibt, als der Stallmeister eines irrenden Ritters zu sein, der ein Abenteuersucher ist. Es ist wohl wahr, daß die meisten, die man findet, nicht

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