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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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in Portugal, Barcelona und Valencia im Druck erschienen, man sagt, daß sie auch in Antwerpen aufgelegt werde, und ich bin überzeugt, daß es keine Nation und keine Sprache geben wird, in die man dieses Buch nicht übersetzt.«
    »Eins von den Dingen«, sagte hierauf Don Quixote, »was einen tugendhaften und vorzüglichen Mann besonders vergnügen muß, ist das: sich noch bei Lebzeiten mit einem guten Namen im Munde der Leute, gedruckt und in Büchern dargestellt zu sehen; ich sage, mit einem guten Namen, denn das Gegenteil wäre schlimmer als der schlimmste Tod.«
    »Wenn es auf gutes Gerücht und guten Namen ankommt«, sagte der Bakkalaureus, »so tragt Ihr dadurch allein schon die Palme vor allen übrigen irrenden Rittern davon; denn sowohl der Maure in seiner Sprache als der Christ in der seinigen haben Sorge getragen, ganz nach dem Leben Euren edlen Anstand abzuschildern, Euren kühnen Sinn beim Aufsuchen der Gefahr, Eure Geduld in Widerwärtigkeiten und Eure Standhaftigkeit sowohl in Unglücksfällen als bei Verwundungen; die Keuschheit und Enthaltsamkeit in Eurer durchaus platonischen Liebe gegen die Dame Doña Dulcinea von Toboso.«
    »Niemals«, sagte jetzt Sancho Pansa, »habe ich die Dame Dulcinea Doña nennen hören, sondern nur die Dame Dulcinea von Toboso, das ist denn schon in der Geschichte ein Fehler.«
    »Das ist kein Einwurf von Wichtigkeit«, antwortete Carrasco.
    »Nein, wahrlich nicht!« antwortete Don Quixote.«Aber sagt mir doch gefälligst, Herr Bakkalaureus, welche von meinen Taten sind diejenigen, die man in der Historie am meisten würdigt?«
    »Hierüber«, antwortete der Bakkalaureus, »gibt es unterschiedliche Meinungen, so wie der Geschmack selber verschieden ist; einige halten sich an das Abenteuer mit den Windmühlen, die Euch Briareus und Riesen schienen; andere ziehen das mit den Walkmühlen vor; diese ergötzen sich an der Beschreibung der beiden Armeen, die sich nachher als zwei Herden von Hammeln auswiesen; jener zieht das mit der Leiche vor, die man fortführte, um sie zu Segovia beizusetzen; ein anderer behauptet, daß die Befreiung der Ruderknechte alles übrige übertreffe; wieder ein anderer, daß nichts dem mit den beiden Benediktinerriesen und dem Kampfe mit dem tapferen Biscayer gleichkomme.«
    »Sagt mir doch, Herr Bakkalaureus«, sprach hierauf Sancho, »kommt denn auch das Abenteuer mit den Yanguesern vor, als es unserem guten Rosinante einfiel, Trauben von den Dornen zu lesen?«
    »Nichts«, antwortete Simson, »hat der Weise im Tintenfasse zurückgelassen, alles sagt er und alles führt er aus, sogar bis auf die Kapriolen, die der gute Sancho im Bettuche machte.«
    »Im Bettuche machte ich keine Kapriolen«, antwortete Sancho, »aber in der Luft wohl, und noch dazu mehr, als mir lieb sein konnte.«
    »Ich stelle mir vor«, erwiderte Don Quixote, »daß es keine menschliche Historie in der Welt geben könne, die nicht ihre Widerwärtigkeiten habe, vorzüglich aber, wenn sie von Ritterschaft handelt, wo alsdann durchaus nicht lauter glückliche Begebenheiten erzählt werden können.«
    »Dessenungeachtet«, antwortete der Bakkalaureus, »behaupten einige, welche die Historie gelesen haben, daß es ihnen lieber sein würde, wenn die Autoren einige von den unzähligen Schlägen vergessen hätten, die bei unterschiedlichen Vorfällen dem Herrn Don Quixote zugeteilt wurden.«
    »Doch ist die Historie darin auf der wahren Spur«, sagte Sancho.
    »Aber billigerweise hätten sie dieses verschweigen können«, sagte Don Quixote, »denn diejenigen Vorfälle, die an der Wahrhaftigkeit der Historie nichts verändern oder verrücken, brauchen nicht beschrieben zu werden, wenn sie Veranlassung geben, den Helden der Geschichte geringwertiger zu machen. Wahrlich, Äneas war nicht so fromm, als ihn Virgilius darstellt, noch Ulysses so weise, wie ihn Homerus beschreibt.«
    »Das ist wahr«, versetzte Simson; »aber ein anderes ist es, als Poet, ein anderes, als Historiker schreiben. Der Poet darf die Dinge sagen oder singen, nicht, wie sie gewesen sind, sondern wie sie hätten sein sollen; der Historiker aber muß sie beschreiben, nicht, wie sie sein sollten, sondern wie sie gewesen sind, ohne der Wahrheit das Kleinste hinzuzufügen oder abzunehmen.«
    »Wenn aber der Herr Maure darauf ausgegangen ist, Wahrheit zu sprechen«, sagte Sancho, »so bin ich versichert, daß sich unter den Schlägen meines Herrn auch die meinigen befinden, denn dem Gnädigen wurde niemals das Maß des

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