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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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irrenden Ritter, die ihre Namen verwandelten, wenn es ihnen beliebte oder wann es ihnen geziemend dünkte.«
    Der Karren setzte seinen Weg fort, so wie Don Quixote, Sancho und der vom grünen Mantel den ihrigen fortsetzten.
    In dieser ganzen Zeit hatte Don Diego de Miranda kein Wort gesprochen, weil er aufmerkte, um alle Handlungen und Worte Don Quixotes zu sehen und zu behalten, der ihm ein gescheiter Narr schien, und ein Narr, der fast zu den gescheiten Leuten gehörte. Ihm war der erste Teil seiner Historie noch nicht zu Gesicht gekommen; denn wenn er diesen gelesen, so hätte seine Verwunderung aufgehört, in die ihn seine Taten und Worte versetzten, denn ihm wäre dann die Art seiner Narrheit bekannt gewesen. Da er sie aber nicht kannte, so hielt er ihn bald für klug und bald für närrisch; denn das, was er sagte, war vernünftig, in guten und eleganten Ausdrücken, und was er tat, war unsinnig, tollkühn und albern. Er sagte zu sich selbst: Kann es einen größeren Unsinn geben, als einen Helm voller Käse auf den Kopf zu setzen, und zu glauben, daß ihm die Zauberer das Gehirn zerschmelzten? Gibt es was Tollkühneres und Unsinnigeres, als mit aller Gewalt mit Löwen kämpfen wollen?
    In diesen Betrachtungen und in diesem Selbstgespräche störte ihn Don Quixote, welcher zu ihm sagte: »Ohne allen Zweifel, mein Herr Don Diego de Miranda, haltet Ihr mich in Euren Gedanken für einen unsinnigen und törichten Mann, und es wäre nichts Besonderes, wenn Ihr so dächtet, denn meine Handlungen geben mir kein anderes Zeugnis; aber demungeachtet müßt Ihr wissen, mein Herr, daß ich nicht so sehr Tor oder so albern bin, wie es scheinen dürfte. Trefflich erweist sich ein mutiger Ritter vor den Augen seines Königs mitten auf dem großen Platze, wenn er dem großen Stier einen Lanzenstich mit glücklichem Erfolge gibt; trefflich erweist sich ein gewaffneter Ritter in glänzender Rüstung, in den Schranken und in fröhlichen Turnieren vor den Damen; trefflich erweisen sich alle Ritter, die in kriegerischer Übung oder einem dem ähnlichen Spiel unterhalten und ergötzen und, wenn man sich des Ausdruckes bedienen will, den Hof ihres Fürsten schmücken: Aber vor diesen erweist sich am trefflichsten der irrende Ritter, der durch Wüsten, durch Einöden, auf Kreuzwegen, durch Wälder und Gebirge gefahrvolle Abenteuer sucht, in der Absicht, ihnen einen glücklichen und erwünschten Ausgang zu geben, um einen glänzenden und ewigwährenden Ruhm zu erwerben; trefflicher erweist sich, so behaupte ich, ein irrender Ritter, der in der Wüste einer Witwe Hilfe leistet, als ein Hofritter, der in den Städten einer Jungfrau Artigkeiten sagt. Alle Ritter haben ihre besonderen Geschäfte. Der Höfling diene den Damen, er schmücke den Hof seines Königs mit prächtigen Kleidern, er unterhalte die armen Ritter an seinem reichen Tische, er veranstalte Turniere, er ordne Wettrennen an und zeige sich groß, freigebig und prächtig, vor allem aber als ein guter Christ, und solchergestalt wird er seine Pflichten auf die wahre Art erfüllen. Aber der irrende Ritter streife durch alle Winkel der Welt, er betrete die verworrensten Labyrinthe, bei jedem Schritte unternehme er das Unmögliche, er widerstehe in wüsten Einöden den brennenden Sonnenstrahlen mitten im Sommer, im Winter dem rauhen Ungestüme der Winde und des Frostes, ihn erschrecken nicht Löwen, keine Gespenster machen ihm bange, keine Drachen jagen ihm Furcht ein; denn jene aufsuchen, diese angreifen, alle überwinden, dies sind seine vorzüglichsten und wahren Beschäftigungen. Ich also, da mein Schicksal es wollte, einer aus der Zahl der irrenden Ritterschaft zu sein, darf es nicht unterlassen, alles anzugreifen, was mir unter den Berufskreis meines Amtes zu gehören scheint. Daher war es mir eine unerläßliche Pflicht, die Löwen anzugreifen, die ich heute angegriffen habe, ob ich gleich wußte, daß es eine ungeheure Tollkühnheit sei; denn es ist mir wohlbekannt, daß die Tapferkeit eine Tugend ist, die zwischen zwei verachtungswürdigen Punkten liegt, nämlich zwischen der Feigheit und der Tollkühnheit. Es ist aber weniger zu tadeln, wenn der Tapfere zu weit geht und in das Gebiet der Tollkühnheit hinübergreift, als wenn er herabsteigt und zur Feigheit sinkt; denn wie es dem Verschwender leichter als dem Geizigen wird, freigebig zu werden, ebenso ist es dem Tollkühnen leichter, wirklich tapfer zu werden, als dem Feigen, sich zur wahrhaften Tapferheit zu erheben.

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