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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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rief das Mädchen mit dem Becken und sagte: »Kommt und wascht mich auch und gebt acht, daß es nicht an Wasser fehle.« Das kluge und behende Mädchen machte sich sogleich bereit, und hielt so wie dem Don Quixote das Becken dem Herzog unter, worauf sie ihn hastig wuschen und ziemlich einseiften; dann trockneten sie ihn ab, machten ihre Verbeugungen und entfernten sich. Nachher erfuhr man, daß der Herzog geschworen hatte, daß, wenn sie ihn nicht ebenso wie Don Quixote waschen würden, er die Keckheit strafen wollte, daß sie aber dadurch geschickt wieder gutgemacht hatten, daß sie ihn ebenfalls einseiften.
    Sancho war bei den Zeremonien dieses Waschens sehr aufmerksam und sagte zu sich: »Bei Gott, wäre es in diesem Lande vielleicht Sitte, auch den Bart der Stallmeister wie der Ritter zu waschen? Denn, meiner Seele, ich hätte es nötig; und wenn sie ihn mir auch scheren wollten, so würde ich es für eine Wohltat halten.«
    »Was sprecht Ihr da für Euch, Sancho?« fragte die Herzogin.
    »Ich sage, gnädige Frau«, antwortete er, »daß es an den Höfen anderer Fürsten, wie ich habe sagen hören, Sitte sei, daß, wenn man das Tischtuch abhebt, man Wasser für die Hände reicht, aber nicht Lauge für den Bart; und darum ist es gut, lange zu leben, um vieles zu sehen, ob man gleich auch sagt, daß, wer ein langes Leben hat, viel Unglück erfährt. Doch durch eine solche Wäsche zu gehen, ist mehr für ein Vergnügen als für ein Leiden zu achten.«
    »Seid ohne Sorgen, Freund Sancho«, sagte die Herzogin; »ich will Befehl geben, daß Euch meine Jungfrauen auch waschen, ja noch dazu baden, wenn es nötig sein sollte.«
    »Mit dem Barte bin ich schon zufrieden«, antwortete Sancho, »wenigstens für jetzt; mit der Zeit wird sich mit Gottes Hilfe auch das übrige finden.«
    »Hört, Haushofmeister«, sagte die Herzogin, »was der wackere Sancho verlangt, und erfüllt sein Begehren buchstäblich.«
    Der Haushofmeister antwortete, daß dem Herrn Sancho alles zu Dienste stehen sollte, und hiermit entfernte er sich, um zu essen, und nahm den Sancho mit sich, indem das Herzogspaar und Don Quixote am Tische sitzen blieben, von vielen und unterschiedlichen Dingen sich unterhaltend, die aber alle die Führung der Waffen und die irrende Ritterschaft betrafen.
    Die Herzogin bat Don Quixote, ihr, da er ein so gutes Gedächtnis zu haben scheine, die Schönheit und die Gestalt der Dulcinea von Toboso zu beschreiben und darzustellen; denn nach dem, was der Ruf von ihrer Schönheit erzählte, müsse sie die holdseligste Kreatur auf dem Erdenkreise, ja auch in der ganzen la Mancha sein.
    Don Quixote seufzte, als er den Befehl der Herzogin vernahm, und sagte: »Könnte ich mein Herz herausnehmen und es hier vor den Augen Eurer Hoheit auf den Tisch in eine Schüssel legen, so würde meine Zunge der Mühe entübrigt sein, das auszusprechen, was sich kaum denken läßt; denn Euer Exzellenz würde sie darin völlig abgebildet sehen. Aber wie soll ich es unternehmen, Zug für Zug und Teil für Teil die Schönheit der unvergleichlichen Dulcinea zu beschreiben und darzustellen, da dies eine Bürde ist wohl für andere Schultern als die meinigen; ein Vorwurf, mit welchem sich der Pinsel des Parrthasius, Timantes und Appelles beschäftigen sollte, der Meißel des Lysippus, um sie malen und in Kupfer zu stechen, in Marmor und Erz zu arbeiten, und ciceronische und demosthenische Beredsamkeit, um sie zu preisen?«
    »Was heißt demosthenische, Herr Don Quixote?« fragte die Herzogin, »denn ich habe dieses Wort zeit meines Lebens nicht gehört.«
    »Demosthenische Beredsamkeit«, antwortete Don Quixote, »ist das nämliche, wie die Beredsamkeit des Demosthenes, wie ciceronische die des Cicero, welches die beiden größten Redner in der Welt gewesen sind.«
    »So ist es«, sagte der Herzog, »und Ihr habt mit dieser Frage Eure geringe Gelehrsamkeit an den Tag gelegt. Trotzdem aber würde uns Herr Don Quixote das größte Vergnügen machen, wenn er sie uns schildern wollte; denn ich bin überzeugt, daß, wenn er auch nur eine leichte Skizze von ihr entwirft, sie doch so erscheinen wird, daß die Schönsten sie beneiden müssen.«
    »Dieses würde ich gewiß tun«, antwortete Don Quixote, »wenn das Unglück, welches sie seit kurzem getroffen, sie mir nicht gänzlich aus meiner Idee verwischt hätte, ein Unglück, welches so beschaffen ist, daß ich sie lieber beweinen als beschreiben möchte; denn Euer Hoheiten müssen wissen, daß, als ich vor

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