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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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die zur heiligen Religion Gehörigen; denn diese drei Arten von Menschen haben so wenig Angriffs- wie Verteidigungswaffen, und ob sie gleich von der Natur verpflichtet sind, sich zu verteidigen, so können sie es doch niemals dazu sein, irgendwen anzugreifen. Und ob ich gleich soeben gesagt habe, ich könnte mich für beleidigt halten, so sage ich doch jetzt, daß ich auf keine Weise dazu veranlaßt bin; denn wer keine Beschimpfung erleiden kann, kann sie noch weniger geben, aus welchen Ursachen ich genötigt bin, das nicht im mindesten übel aufzunehmen, was jener gute Mann gesagt hat. Ich wollte nur, daß er noch etwas verzogen hätte, um zu hören, in welchem Irrtume er sich befindet, zu denken und zu sagen, daß es auf der Welt keine irrenden Ritter gibt und gegeben habe; denn wenn Amadis oder einer von seiner unzähligen Nachkommenschaft dergleichen gehört hätte, so weiß ich gewiß, daß es dem ehrwürdigen Herrn sehr übel bekommen wäre.«
    »Darauf wollt’ ich schwören«, sagte Sancho, »sie hätten ihm einen Hieb gegeben, daß er von oben bis unten wie eine Granate aufgespalten wäre, oder wie eine überreife Melone. Ja, die waren dazu gemacht, dergleichen Hänseln zu vertragen! Bei meiner Seele, ich bin überzeugt, wenn Reynald von Montalban die Reden dieses Kerlchens angehört hätte, er hätte ihm eine solche Maulschelle beigebracht, daß ihm das Sprechen für drei Jahre vergangen wäre. Solchen hätte er nur in die Hände geraten sollen, so hätte er gesehen, wie sie ihn zugerichtet hätten.«
    Die Herzogin wollte vor Lachen sterben, als sie den Sancho so sprechen hörte; sie hielt ihn für viel lustiger und närrischer als seinen Herrn, und es waren damals viele, die ihr in dieser Meinung beipflichteten.
    Don Quixote gab sich endlich zur Ruhe und die Tafel wurde aufgehoben. Indem man abdeckte, traten vier Jungfrauen herein, die eine mit einem silbernen Becken, die andere mit einer Gießkanne, ebenfalls von Silber; die dritte trug zwei sehr weiße und äußerst feine Handtücher auf der Schulter und die vierte, welche die Arme bis zur Hälfte aufgestreift hatte, trug in ihren weißen Händen, denn weiß waren sie ohne Zweifel, eine Kugel von neapolitanischer Seife. Die mit dem Becken trat herzu und hielt es mit Zierlichkeit und freiem Anstande unter den Bart des Don Quixote, der, ohne ein Wort zu sprechen, über dergleichen Zeremonie verwundert, und im Glauben, daß es wohl ein dort üblicher Gebrauch sein müsse, statt der Hände den Bart zu waschen, den seinigen, so weit er nur konnte, hervorstreckte. Zugleich goß die zweite aus der Gießkanne Wasser ein, und die Jungfrau mit der Seifenkugel seifte ihm den Bart hastig ein; und indem sie viele Schneeflocken erregte, denn von solcher Weiße schien die Seife, bestrich sie dem geduldigen Ritter nicht nur den Bart, sondern das ganze Gesicht, bis in die Augen hinein, so daß er sie mit Gewalt zudrücken mußte. Der Herzog und die Herzogin, die um diesen Vorfall nicht wußten, standen und warteten, was sich aus dieser außerordentlichen Wäsche ergeben sollte. Die barbierende Jungfrau, als sie ihn so eine Hand dick eingeseift hatte, tat, als habe sie alles Wasser verbraucht, und befahl der mit der Gießkanne, mehr zu holen, denn der Herr Don Quixote würde sich wohl solange gedulden. Es geschah so, und Don Quixote blieb in der seltsamsten und lächerlichsten Lage sitzen, die man sich nur vorstellen kann. Alle beschauten ihn, die zugegen waren, und deren waren viele; und indem sie ihn so sahen, mit einem Halse von einer halben Elle, der mehr als mäßig braun war, die Augen zugedrückt und den Bart voller Seife, so war es ein großes Wunder und viel Enthaltung, nicht in ein lautes Gelächter auszubrechen. Die Mädchen, die den Spaß ausgeführt, standen mit niedergeschlagenen Augen, ohne es zu wagen, ihren Herrschaften ins Gesicht zu sehen. Diese wechselten innerlich mit Verdruß und Lachen ab und wußten nicht, wozu sie sich entschließen sollten, ob die Kühnheit der jungen Mädchen zu bestrafen sei, oder ob sie für das Vergnügen eine Belohnung verdienten, welches sie ihnen bereiteten, Don Quixote in dieser Verfassung zu erblicken. Endlich kam die Jungfrau mit der Gießkanne, worauf sie Don Quixote vollends wuschen, und sogleich trocknete ihn die mit den Handtüchern sehr säuberlich ab, worauf alle vier zugleich eine sehr tiefe und ehrerbietige Verbeugung machten und sich entfernen wollten. Der Herzog aber, damit Don Quixote den Spaß nicht merkte,

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