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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Gottes Namen nach Eurem Hause zurück und erzieht Eure Kinder, wenn Ihr welche habt, und verwaltet Eure Wirtschaft und schweift nicht so durch die Welt, indem Ihr Luftschlösser baut und allen, die Euch kennen und nicht kennen, etwas zum Lachen gebt. In welcher unglücklichen Stunde seid Ihr denn darauf gefallen, daß es irrende Ritter gibt oder gegeben hat? Wo gibt es denn Riesen in Spanien oder Räuber in der Mancha oder verzauberte Dulcineen oder all die übrigen Dummheiten, die von Euch erzählt werden?«
    Don Quixote hörte den Worten dieses ehrwürdigen Mannes aufmerksam zu; und da er sah, daß er stillschwieg, erhob er sich, ohne den Respekt gegen das Herzogspaar zu bewahren, und sagte ergrimmt und mit erbostem Angesichte: – – Doch diese Antwort verdient ein eigenes Kapitel.

32. Kapitel

    Die Antwort, welche Don Quixote seinem Tadler gab, nebst anderen ernsthaften und lustigen Vorfällen.
    Don Quixote also erhob sich, zitterte vom Kopfe bis zu den Füßen, als wenn er Krämpfe hätte, und sagte mit hastiger und stotternder Sprache: »Der Ort, wo ich bin, und die Gesellschaft, in welcher ich mich befinde, sowie die Achtung, die ich immer vor dem Stande hatte und habe, zu welchem Ihr Euch bekennt, fesseln und binden mir die Hände meines gerechten Zorns. Deshalb also, als auch, weil ich das weiß, was alle wissen, daß die Waffen der Gelehrten dieselben sind, welche die Weiber gebrauchen, nämlich die Zunge, will ich die meinige zum gleichen Kampfe gegen Euch anwenden, von dem man eher freundlichen Rat als schändliche Schmähungen erwarten dürfte. Der erlaubte und gutgemeinte Tadel muß auf ganz andere Art und Weise gegeben werden; wenigstens habt Ihr dadurch, daß Ihr so öffentlich und hart mich tadeltet, alle Grenzen des erlaubten Tadels überschritten; denn dieser bedient sich lieber der Freundlichkeit als der Härte, und es ist nicht gut, jemand, ohne das Vergehen zu kennen, welches man tadelt, ohne weiteres einen Sünder, Dummkopf und Narren zu schelten. Ist dieses nicht der Fall, so sagt mir doch, um welche Narrheiten, die Ihr an mir gesehen, verdammt und schmäht Ihr mich also und ratet mir, mich nach meinem Hause zu begeben und es zu versorgen, sowie meine Frau und meine Kinder, ohne zu wissen, ob ich auch die eine oder die anderen habe? Ist es wohl genug, sich, ohne rechts und links zu sehen, in fremde Häuser zu begeben, um ihre Herren zu beherrschen, und nachdem man in den Schulen durch armselige Stipendien aufgezogen ist, ohne mehr von der Welt gesehen zu haben als zwanzig oder dreißig Meilen im Umkreise, sich unverschämterweise darein zu mengen, der Ritterschaft Gesetze vorzuschreiben und über die irrenden Ritter ein Urteil zu sprechen? Ist es denn vielleicht ein eitles Unternehmen oder eine übel angewandte Zeit, wenn man sie darauf verwendet, durch die Welt zu ziehen, keine von ihren Wollüsten suchend, sondern alle jene Bedrängnisse, durch welche die Tugendhaften zum Sitze der Unsterblichkeit gelangt sind? Hätten mich die Ritter für einen Narren gehalten, die Vornehmen, die Edelmütigen, die Hochgeborenen, so hätte ich es für einen unwiderruflichen Schimpf genommen; daß mich aber die Schriftgelehrten für albern halten, die niemals in die Fußtapfen der Ritterschaft getreten sind, kümmert mich nicht im geringsten, Ritter bin ich, und als Ritter will ich sterben, wenn es dem Allerhöchsten so gefällt. Einige wandeln auf dem weiten Felde des stolzen Hochmuts, andere gehen durch knechtische und niedrige Schmeichelei, andere durch betrügerisches Heucheln, wenige auf dem Pfade der wahrhaftigen Religion; ich aber, von meinem Gestirne geleitet, wandle auf der engen Bahn der irrenden Ritterschaft, in deren Ausübung ich zwar die Güter, aber keineswegs die Ehre verachte. Ich habe Beleidigungen gutgemacht, Ungeradheiten gerade, Unverschämtheiten bestraft, Riesen überwunden und Gespenster bekämpft. Ich bin verliebt, aber nicht weiter, als es die irrenden Ritter durchaus sein müssen, und deswegen bin ich kein lasterhaft Liebender, sondern einer der strenge platonischen. Meine Absichten habe ich immer auf gute Endzwecke gerichtet, nämlich allen gut und keinem Böses zu tun. Ob derjenige, der dieses will; ob derjenige, der so handelt; ob derjenige, der dieses ausübt, ein Narr genannt zu werden verdiene, das mögen Eure Hoheiten, mein durchlauchtiger Herzog und Herzogin, entscheiden.«
    »Höchst vortrefflich, bei Gott!« sagte Sancho, »sagt nichts weiter, mein gnädigster Herr,

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