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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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ist, der dorten steht! Glücklich kannst du dich schätzen, daß, indem du dem großen Don Quixote dienst, du im Extrakt allen den tausend Rittern dienst, die in der Welt nur jemals die Waffen übten; ich beschwöre dich bei dem, was du deiner treuesten Güte schuldig bist, sei mein guter Vermittler bei deinem Herrn, damit er augenblicks dieser demütigsten und unglücklichsten Gräfin Beistand leiste.«
    Worauf Sancho antwortete: »Daß meine Güte, gnädige Dame, so dick und so groß ist wie der Bart Eures Stallmeisters, tut bei mir nichts zur Sache; möge meine Seele nur tüchtig Haare auf den Zähnen haben, wenn sie von hinnen muß, denn darauf kommt es an, doch um die Bärte diesseits kümmere ich mich wenig oder gar nicht. Aber auch ohne daß Ihr mir so um den Bart geht und so schöne Worte gebt, will ich meinen Herrn bitten (von dem ich weiß, daß er mich liebt, und jetzt besonders, da er mich zu einer gewissen Sache nötig hat), daß er Euer Gnaden beistehe und helfe, soviel es ihm nur möglich ist; Euer Gnaden packe nun ihr Leiden aus und erzähle es uns und mache, daß wir alle wissen, woran wir sind.«
    Über alle diese Reden starb das Herzogspaar fast vor Lachen, da sie das Abenteuer angeordnet hatten und im stillen die Klugheit und Verstellung der Dreischleppina bewunderten.
    Diese, nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, sprach also: »In dem berühmten Königreiche Candaya, welches zwischen der großen Taprobana und dem Mardel Zur liegt, zwei Meilen hinter dem Vorgebirge Comorin, war die Königin Doña Marguncia Herrscherin, Witwe des Königs Archipiela, ihres Herrn und Gemahls, mit dem sie in der Ehe die Infantin Antonomasia, die Erbin des Reichs, erzeugt hatte, welche ebengenannte Infantin Antonomasia unter meiner Aufsicht und Obhut erwuchs, da ich die älteste und vornehmste Dueña ihrer Mutter war. Es geschah nun, indem Tage gingen und Tage kamen, daß das Kind Antonomasia das Alter von vierzehn Jahren erreichte und eine so vollkommene Schönheit wurde, daß die Natur nichts Vollendeteres hervorbringen konnte. Ich muß aber zugleich sagen, daß ihr Verstand ausgezeichnet war; sie war so verständig wie schön, und sie war die Schönste in der Welt und ist es noch, wenn die neidischen Götter und die grausamen Parzen nicht den Faden ihres Lebens zerschnitten haben; dies ist aber wohl nicht geschehen, denn der Himmel kann unmöglich zugeben, daß der Erde ein so großes Leid widerfahre wie dieses, wenn man die unreife Traube des schönsten Weinstockes mit der Wurzel ausreißen wollte. In diese Schönheit, welche meine unwürdige Lunge niemals genug erheben kann, verliebte sich eine unendliche Zahl von Prinzen, sowohl einheimische als fremde, unter welchen auch ein gewöhnlicher Ritter zum Himmel so hoher Schönheit seine Gedanken zu erheben wagte, der sich am Hofe aufhielt, im Vertrauen auf seine Jugend und Schönheit sowie auf seine vielen Geschicklichkeiten und Reize, wie nicht minder auf seine leichte und lichte Fassungskraft. Denn Eure Hoheiten müssen wissen, wenn es Ihnen nicht langweilig ist, daß er die Gitarre so spielte, daß er sie sprechen machte, außerdem war er ein Dichter und großer Tänzer, und einen Vogelbauer wußte er zu verfertigen, daß er sich davon allein hätte ernähren können, wenn er einmal in die äußerste Not geraten wäre; diese Annehmlichkeiten und Reize sind aber hinlänglich, Gebirge zu bewegen, wieviel mehr denn ein zartes Mädchen. Aber alle seine Feinheit und Anmut, alle seine Reize und Geschicklichkeiten hätten wenig oder nichts dazu vermocht, die Festung meines Kindes zu überwinden, wenn der unverschämte Schelm nicht die List gebraucht hätte, mich zuerst zu bezwingen. Zuerst bemühte sich der Spitzbube und nichtswürdige Vagabund, meinen Willen zu dem seinigen zu machen und mich für sich zu gewinnen, damit ich als ein schlechter Hauptmann ihm die Schlüssel der Festung überlieferte, welche ich bewahrte. Kurz, er gewann meinen Sinn mit Schmeicheleien und bezwang meinen Willen durch ich weiß nicht welche Kostbarkeiten und Juwelen, die er mir gab; dasjenige aber, was mich am meisten überwältigte und besiegte, waren einige Verse, die ich ihn in einer Nacht singen hörte, indem ich an einem Fenster stand, das auf ein Gäßchen sah, in welchem er war, und die, wenn ich mich recht erinnere, also lauteten:
Süße Feindin, du willst schlagen
Todeswunden meinem Herzen,
Und, daß sie so tiefer schmerzen,
Soll ich leiden, doch nicht klagen.
    Jedes Wort schien

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