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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Kastell des verzauberten Mohren prügelte, denn ich bin und bleibe der Dulcinea zu eigen, gekocht oder gebraten, rein, von guten Sitten und tugendhaft, allen Hexenkünsten auf der ganzen Erde zum Trotz.« Und mit diesen Worten warf er das Fenster heftig zu, und verdrießlich und schwermütig, als wenn ihm eine große Widerwärtigkeit zugestoßen wäre, warf er sich auf sein Bett, wo wir ihn für jetzt lassen wollen, weil uns der große Sancho Pansa ruft, der seine berühmte Statthalterschaft eben beginnen will.

45. Kapitel

    Wie der große Sancho Pansa Besitz von seiner Insel nahm, und auf welche Weise er anfing zu regieren.
    O du beständiger Besucher der Antipoden, du Fackel der Welt, Auge des Himmels, süßer Beweger aller Trinkgeschirre, hier Thymbrius, dort Phöbus, hüben Bogenschütze, drüben Arzt, Vater der Poesie, Erfinder der Musik, du, der du immer aufsteigst und niemals, scheint es gleich so, dich niederlässest. Dich rufe ich an, o Sonnengott, durch dessen Beistand der Mensch den Menschen zeugt: dich rufe ich an, daß du das Dunkel meines Geistes erhellest und anlächelst, damit ich in allem dem Gegenstand angemessen die Erzählung vom Regimente des großen Sancho Pansa vortragen könne, denn ohne dich fühle ich mich nur lau, unerleuchtet und verwirrt.
    Sancho kam also mit seinem ganzen Gefolge in einen Ort, der ungefähr tausend Einwohner faßte und der einer der vornehmsten war, welche der Herzog besaß. Man machte ihn glauben, daß er die Insel Barataria hieße, vielleicht weil der Ort selbst den Namen Barataria führte. Als er sich den Toren der Stadt näherte, denn sie war mit einer Mauer umgeben, kam ihm der Magistrat entgegen, ihn zu empfangen; man läutete die Glocken, alle Einwohner zeigten eine außerordentliche Fröhlichkeit und führten ihn in großem Pomp zur Hauptkirche, um Gott Dank zu sagen; worauf sie ihm mit einigen lächerlichen Zeremonien die Schlüssel der Stadt übergaben und ihn zum beständigen Statthalter der Insel Barataria annahmen. Die Tracht, der Bart, die Dicke und Kleinheit des neuen Statthalters setzte alle Leute in Verwunderung, die um die Sache nichts wußten, und selbst diejenigen, welche den Zusammenhang kannten, welches nicht wenige waren. Endlich, nachdem man ihn aus der Kirche getragen, führten sie ihn zum Richterstuhl und setzten ihn hinein, worauf der Haushofmeister des Herzogs zu ihm sagte: »Es ist ein alter Gebrauch in dieser Insel, Herr Statthalter, daß derjenige, der von dieser großen Insel Besitz nehmen will, verpflichtet ist, auf eine Frage zu antworten, die man ihm vorlegt und die etwas verwickelt und schwierig sein muß, aus der Antwort können die Einwohner den Geist ihres neuen Statthalters erraten und haben Gelegenheit, sich seiner Ankunft zu erfreuen oder sich zu betrüben.«
    Indem der Haushofmeister dies dem Sancho sagte, betrachtete dieser eine Anzahl von großen Buchstaben, die seinem Stuhle gegenüber auf der Wand geschrieben standen, und da er nicht lesen konnte, fragte er, was die Malerei zu bedeuten habe, die sich dort auf der Mauer befinde. Jener antwortete: »Gnädiger Herr, dort steht der Tag geschrieben und angemerkt, an welchem Euer Gnaden Besitz von dieser Insel genommen hat, und die Inschrift sagt: Am heutigen Tage, in dem und dem Monate, und in dem und dem Jahre nahm der Herr Don Sancho Pansa Besitz von dieser Insel, deren er sich viele Jahre erfreuen möge.«
    »Und wen nennen sie Don Sancho Pansa?« fragte Sancho.
    »Euer Gnaden«, antwortete der Haushofmeister, »denn in diese Insel ist noch kein anderer Pansa gekommen als derjenige, der auf diesem Stuhle sitzt.«
    »So merkt Euch das, Freund«, sagte Sancho, »daß ich kein Don habe, es auch noch keiner aus meiner Familie gehabt hat: Sancho Pansa heiße ich schlechtweg, und Sancho hieß mein Vater, und Sancho mein Großvater, und alle waren Pansas, ohne sich mit Dons oder Dohnen einzulassen, und ich glaube fast, daß es in dieser Insel mehr Dons als Steine gibt; aber schon gut, Gott versteht mich, und es kann sich wohl fügen, daß, wenn diese Statthalterschaft nur vier Tage dauert, ich diese Dons ausjäte, die ihrer Menge wegen so lästig sein müssen wie die Fliegen. Der Herr Haushofmeister mag jetzt nur seine Frage vorbringen, denn ich will sie beantworten, so gut ich kann, die Leute mögen sich nun darüber betrüben oder nicht betrüben.«
    Worauf sich zwei alte Männer vor ihn stellten, der eine hatte ein Rohr statt eines Stockes, und der ohne Stock sagte: »Gnädiger

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