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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Ouixote von la Mancha. Bei dieser Frage sprang sogleich ein Mädchen auf, die auch dort wusch, und sagte: »Die Therese Pansa ist meine Mutter, und dieser Sancho Pansa ist mein Herr Vater, und dieser Ritter ist unser Herr.«
    »So kommt, Jungfrau«, sagte der Page, »und bringt mich zu Eurer Mutter, denn ich habe einen Brief und ein Geschenk von Eurem Vater.«
    »Herzlich gerne, lieber Herr«, antwortete das Mädchen, die ungefähr vierzehn Jahre alt zu sein schien, und ließ sogleich ihre Wäsche einer Kameradin, und ohne Schuhe anzuziehen oder die Haare aufzubinden, denn sie war barfuß und ohne Mütze, sprang sie vor dem Pferde des Pagen her und sagte: »Kommt nur, lieber Herr, unser Haus liegt am Eingange des Dorfes, und meine Mutter ist sehr unruhig um Neuigkeiten, denn wir haben lange nichts vom Vater gehört.«
    »Ich bringe so gute Neuigkeiten«, sagte der Page, »daß ihr Gott dafür danken werdet.«
    So kam das Mädchen springend, laufend und hüpfend in das Dorf, und ehe sie noch in das Haus hineinging, rief sie vor der Tür mit lauter Stimme: »Heraus, Mutter Therese, heraus, heraus, denn hier ist ein Herr, der Briefe und andere Sachen vom lieben Vater bringt!« Auf dies Geschrei kam ihre Mutter Therese Pansa heraus, ein Stück Werg abspinnend, in einem grauen Rocke (der wohl davon so kurz war, daß er gedient hatte, die nötigsten Stellen wie der zu ergänzen), mit einem Leibchen auch grau und einem offenen Weiberhemde. Sie sah nicht alt aus, ob sie gleich schon über vierzig Jahre war, sondern sie war stark, derb, kräftig und braun. Als sie nun ihre Tochter sah und den Pagen zu Pferde, so fragte sie: »Kind, was ist das, wer ist der Herr?«
    »Ein Diener der gnädigen Doña Therese Pansa«, antwortete der Page, indem er mit diesen Worten vom Pferde sprang, sich mit vieler Demut vor der Señora Theresa niederwarf und sagte: »Gebt mir Eure Hand, gnädige Frau Doña Theresa, als die rechtmäßige, wahrhaftige Gemahlin des Herrn Don Sancho Pansa, unumschränkten Statthalters der Insel Barataria.«
    »Ach Jesus! Steht doch auf, laßt das bleiben«, antwortete Therese, »denn ich bin nicht vornehm, sondern eine arme Bäuerin, eine Tochter von Ackersleuten und die Frau eines irrenden Stallmeisters, aber keines Statthalters.«
    »Euer Gnaden«, antwortete der Page, »ist die würdigste Gemahlin eines sehr würdigen Statthalters, und zum Beweise, daß dieses Wahrheit sei, empfange Euer Gnaden diesen Brief und dieses Geschenk.« Zugleich nahm er aus der Tasche eine Schnur Korallen mit einem goldenen Gehenke, legte sie ihr um den Hals und sagte: »Dieser Brief ist von dem Herrn Statthalter, ein anderer, den ich bei mir habe, sowie diese Korallen sind von meiner gnädigsten Herzogin, die mich zu Euer Gnaden sendet.«
    Therese sowohl wie ihre Tochter waren erstaunt, und das Mädchen sagte: »Ich will sterben, wenn unser gnädiger Herr Don Quixote nicht dahintersteckt, der gewiß dem Vater die Statthalterei oder Grafschaft geben wird, die er ihm so oft versprochen hat.«
    »So ist es«, antwortete der Page, »denn aus Rücksicht für den Herrn Don Quixote ist der Herr Sancho jetzt Statthalter der Insel Barataria, wie man aus diesem Briefe sehen wird.«
    »Leset ihn nur, mein lieber Herr Edelmann,« sagte Therese, »denn ich kann wohl spinnen, aber nicht ein Körnchen lesen.«
    »Ich ebensowenig«, fügte Sanchica hinzu; »aber wartet ein wenig, ich will gehen und jemand rufen, entweder den Pfarrer selbst oder den Bakkalaureus Simson Carrasco, und sie werden sehr gern kommen, um nur Neuigkeiten vom Vater zu hören.«
    »Ihr braucht niemand zu rufen, denn ich kann nicht spinnen, aber lesen, und ich will ihn lesen.« Worauf er ihn ganz vorlas, wie man ihn oben gesehen hat; darauf nahm er den anderen Brief der Herzogin, der also lautete:

    »Liebe Therese!
    Die Vorzüge des Charakters und des Geistes Eures Gemahls, Sancho Pansa, haben mich bewogen und verpflichtet, den Herzog, meinen Gemahl, zu bitten, ihm die Statthalterschaft einer von den Inseln zu geben, deren er viele besitzt. Ich vernehme, daß er wie ein Engel regiert, worüber ich mich sehr erfreue und der Herzog nicht weniger, weshalb ich dem Himmel tausendmal danke, daß ich darin nicht gefehlt habe, ihn für diese Statthalterschaft zu bestimmen, denn meine werte Therese muß wissen, daß es schwer ist, in der Welt einen guten Statthalter zu finden; und Gott soll mir beistehen, wie herrlich er regiert. Ich schicke Euch hier, meine Teure, eine Schnur Korallen

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