Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
am Hofe sind die Ausgaben sehr groß, denn ein Brot kostet einen Real und ein Pfund Fleisch dreißig Maravedis, was doch eine Sünde ist; und wenn er will, daß ich nicht hingehen soll, so soll er es mir beizeiten melden, denn die Beine jucken mir, mich gleich auf den Weg zu machen, denn meine Freundinnen und Nachbarinnen sagen mir, daß, wenn ich und meine Tochter recht mit Triumph und Herrlichkeit an den Hof gehen, mein Mann durch mich bekannt werden wird, mehr als ich durch ihn, denn da müssen natürlich viele fragen: ›Wer sind die Damen in der Kutsche da?‹ Und ein Bedienter von mir wird dann antworten: ›Die Frau und die Tochter des Sancho Pansa, Statthalters der Insel Barataria‹, und auf diese Art wird Sancho bekannt sein, und ich werde geehrt sein, und der Herrlichkeit wird kein Ende sein. Ich bin äußerst verdrießlich, so sehr ich es nur sein kann, denn in diesem Jahre hat es bei uns nicht viele Eicheln gegeben, dennoch schicke ich Eure Hoheit beinah eine Metze, die ich selber Stück für Stück auf dem Berge eine nach der anderen aufgelesen habe, auch habe ich keine größeren finden können, und ich wollte, sie wären so groß wie die Straußeneier.
Vergesse Eure Herrlichkeit nicht, mir zu schreiben, denn ich werde immer für eine Antwort sorgen und Euch von meiner Gesundheit benachrichtigen und von allem, was es hier sonst im Dorfe für Neuigkeiten gibt, wofür ich denn Gott den Herrn bitte, daß er Eure Hoheit erhalten und mich nicht vergessen möge. Sanchica, meine Tochter, und mein Sohn küssen Euer Gnaden die Hände.
Diejenige, die mehr wünscht, E. H. zu sehen, als ihr zu schreiben.
Dero
Dienerin
Therese Pansa«
Groß war das Vergnügen, welches alle beim Anhören des Briefes der Therese Pansa empfanden, vorzüglich das Herzogspaar. Die Herzogin fragte Don Quixote, ob es wohl vergönnt sei, den Brief zu öffnen, der für den Statthalter mitgekommen sei, weil sie glaubte, daß er äußerst schön sein müsse. Don Quixote sagte, daß er ihn öffnen wolle, um ihnen Vergnügen zu machen, er tat es auch und sah, daß er folgenden Inhalt hatte:
Brief der Theresa Pansa an Sancho Pansa, ihren Mann:
»Deinen Brief habe ich gekriegt, mein allerliebster Sancho, und ich versichere Dir und schwöre Dir als eine katholische Christin, daß nicht zwei Finger breit fehlte, daß ich vor lauter Freude unklug wurde. Sieh, Mensch, als ich hörte, daß Du Statthalter wärst, glaubte ich vor purem Entzücken tot niederzufallen, denn Du weißt wohl, daß man sagt, die plötzliche Freude könne ebensogut umbringen wie ein großer Schmerz. Sanchica, Deine Tochter, ließ vor lauter Entzücken Wasser, ohne es auch nur zu merken. Das Kleid, das Du mir geschickt hast, hatte ich vor mir, und die Korallen, die mir die Frau Herzogin geschickt hat, um den Hals und die Briefe in den Händen, und der Überbringer stand neben mir, und bei alledem glaubte und dachte ich, daß alles nur ein Traum wäre, was ich sah und was ich anfaßte, denn wer konnte sich doch wohl vorstellen, daß ein Ziegenhirte ein Statthalter von Inseln werden sollte? Du weißt wohl, mein Kind, daß meine Mutter sagte, man müsse lange leben, um viel zu sehen; ich sage das, weil ich denke, noch mehr zu sehen, wenn ich noch länger lebe, weil ich nicht abzugehen denke, bis ich Dich als Amtmann oder Akziseeinnehmer sehe; es sind freilich Ämter, in welchen einen der Teufel holt, wenn man sie schlecht verwaltet, aber was die Hauptsache ist, so nähren sie doch ihren Mann und bringen brav Geld ein. Die Frau Herzogin wird Dir sagen, wie sehr ich wünsche, an den Hof zu gehen; überlege Dir das und melde mir Deinen Willen, denn ich will Dir nur Ehre dadurch machen, wenn ich in einer Kutsche fahre.
Der Pfarrer, der Barbier, der Bakkalaureus und sogar der Küster können es nicht glauben, daß Du Statthalter bist, sie sagen, alles wäre nur eine Narrensposse oder eine Zauberei, wie alle Dinge des Don Quixote, Deines Herrn, sind, und Simson sagt, daß er gehen und Dich suchen wollte, um Dir die Statthalterschaft aus dem Kopfe zu treiben und dem Don Quixote die Narrheit aus dem Hirnkasten; ich muß aber nur darüber lachen und sehe meine Schnur an und lege mir das Kleid zurecht, welches ich aus dem Deinigen unserer Tochter zuschneiden will. Etliche Eicheln habe ich an die Frau Herzogin geschickt, ich wollte, daß sie von Gold wären. Schicke mir etliche Schnüre Perlen, wenn es welche in Deiner Insel gibt. Die Neuigkeiten von hier sind, daß die Berrueca
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