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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Verwirrung gesetzt wurden. Und obgleich das Herzogspaar dachte, daß es wieder ein Spaß sei, den ihre Diener mit Don Quixote anstellten, so waren sie doch zweifelhaft und in Erwartung, als sie sahen, mit welcher Heftigkeit diese Frau ächzte, weinte und klagte, bis Don Quixote mitleidig sie vom Boden aufhob und sie bewog, sich zu entdecken und den verhüllenden Schleier vom betränten Angesichte hinwegzunehmen. Sie tat es und zeigte nun, was niemals jemand hätte erwarten können, denn sie enthüllte das Gesicht der Doña Rodriguez, der Dueña im Hause; und die zweite Trauerverhüllte war ihre Tochter, die durch den Sohn des reichen Bauern Verführte. Alle die sie kannten, verwunderten sich, das Herzogspaar mehr noch als die übrigen, denn ob sie sie gleich für albern und einfältig gehalten hatten, so hatten sie doch nicht geglaubt, daß sie fähig wäre, dergleichen Torheiten zu begehen. Endlich sprach Doña Rodriguez gegen ihre Herrschaft gewendet, folgendes: »Mögen Euer Exzellenz so gnädig sein, mir die Erlaubnis zu geben, daß ich mit diesem Ritter mich ein wenig beraten könne, denn so ist es vonnöten, um einen Handel gut zu beendigen, in welchen mich das Unterfangen eines niedrig gesinnten Knechts versetzt hat.«
    Der Herzog sagte, daß er diese Erlaubnis erteile, und sie mit dem Herrn Don Quixote sich beraten möge, soviel ihr wünschenswert sei. Sie wandte hierauf Stimme und Gesicht gegen Don Quixote und sagte: »Kurze Zeit ist es her, preiswürdiger Ritter, daß ich Euch Bescheid erteilte von der Unziemlichkeit und dem Geize, welche ein böser Bauer meiner teuren und vielgeliebten Tochter zeigt, dieser Unglücklichen, die sich hier zugegen befindet, und Ihr habt mir versprochen, Euch für sie zu stellen, das Unrecht ausgleichend, welches sie hat erfahren müssen; und nun ist mir die Nachricht gekommen, daß Ihr Euch von diesem Schlosse zu entfernen trachtet, um glückliche Abenteuer aufzusuchen, die Euch Gott senden möge. Meine Bitte geht also dahin, daß, bevor Ihr diese Wege einschlagt, Ihr dieses bäuerische Ungetüm herausfordern möget und ihn dazu veranlassen möget, meine Tochter zu heiraten, dem Versprechen gemäß, das er ihr gegeben habe, ihr Mann zu sein, ehe und bevor er sie genossen hatte, denn zu denken, daß mir der Herzog, mein Herr, sollte mein Recht widerfahren lassen, hieße Birnen vom Ulmbaum erwarten, aus der Ursache, wie ich Euch schon wahrhaft berichtet. Und somit verleihe Euch der Herr unendliche Wohlfahrt und möge auch unser nicht vergessen.«
    Auf diese Reden antwortete Don Quixote mit vieler Würde und Feierlichkeit: »Werte Dueña, mäßigt Eure Tränen, oder richtiger zu sprechen, unterdrückt sie und erstickt Eure Seufzer, denn ich übernehme es als mein Geschäft, Eurer Tochter Hilfe zu leisten, der es besser angestanden hätte, nicht so leicht den Versprechungen eines Verliebten zu trauen, die meistenteils sehr eilig sind, zu versprechen und sehr langsam, zu erfüllen. Daher werde ich, mit Erlaubnis des Herzogs, meines Gebieters, sogleich abreisen, um diesen frechen Jüngling aufzusuchen; ich werde ihn finden, ihn herausfordern und ihn töten, sobald er sich weigern sollte, sein gegebenes Wort zu erfüllen, denn die vornehmste Pflicht meines Amtes ist, den Demütigen zu verzeihen und die Übermütigen zu züchtigen: ich meine, den Elenden zu Hilfe kommen und die Hartnäckigen zu vernichten.«
    »Es ist nicht nötig«, antwortete der Herzog, »daß Euer Gnaden sich der Mühe unterzieht, diesen Bösewicht aufzusuchen, über welchen diese wackere Dueña Klage führt, ebensowenig ist es nötig, daß Ihr mich um die Erlaubnis bittet, ihn auszufordern, denn ich halte ihn schon für gefordert und nehme es über mich, ihm diese Ausforderung zu wissen zu tun, damit er sie annehme und herkomme, um auf die Anklage hier in meinem Schlosse zu antworten, wo ich beiden einen sicheren Kampfplatz bewilligen werde, alle die Umstände beobachtend, welche in dergleichen Fällen beobachtet zu werden pflegen und beobachtet werden müssen, so daß jedem von beiden ein gleiches Recht gewahrt wird, wie alle Fürsten verpflichtet sind, dies zu beobachten, die solchen freies Feld bewilligen, die innerhalb ihres Gebietes einen Kampf ausfechten wollen.«
    »Mit dieser sicheren und gütigen Erlaubnis von Eurer Hoheit«, versetzte Don Quixote, »sage ich nun, daß ich mich für diesmal meines Adels entäußere und mich zu der Niedrigkeit des Angle klagten herablasse und mich ihm gleich mache,

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