Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
ihre Tochter mit einem lumpigen Maler verheiratet hat, der herkam, um alles mögliche abzumalen. Der Rat gab ihm auf, das Wappen Seiner Majestät über die Tür des Rathauses zu malen, er forderte zwei Dukaten, die sie ihm vorschossen, er arbeitete acht Tage, nach deren Verlauf er nichts gemalt hatte, sondern er sagte, er sei nicht imstande, dergleichen Lumpereien zu malen. Er gab das Geld wie der heraus, verheiratete sich aber doch als Kunstmeister. Freilich hat er nun den Pinsel weggelegt und die Hacke genommen, und so geht er auf das Feld wie ein großer Herr. Der Sohn von Pedro de Lobo hat die Grade genommen, sich die Platte scheren lassen, er will ein Geistlicher werden; die Minguilla hat es erfahren, die Nichte des Mingo Silvato, und hat Einspruch getan, weil er versprochen habe, sie zu heiraten; böse Zungen wollen sagen, daß sie von ihm guter Hoffnung sei; aber er leugnet es und schwört Stein und Bein. Heuer gibt es kein Öl, auch kann man keinen Tropfen Essig im ganzen Dorfe haben. Hier ist eine Kompagnie Soldaten durchmarschiert, sie haben unterwegs drei Mädchen aus unserem Dorfe mitgenommen; ich will es Dir nicht sagen, wer sie sind, vielleicht kommen sie wieder, und es finden sich wohl welche, die sie zu Weibern nehmen mit ihren guten und mit ihren bösen Flecken. Sanchica klöppelt Spitzen und verdient jeden Tag acht volle Maravedis, die sie in ihre Sparbüchse legt, als Beisteuer zu ihrer Aussteuer; jetzt aber, da sie die Tochter eines Statthalters ist, wirst Du ihr wohl die Mitgift geben, ohne daß sie sie zu erarbeiten braucht. Der Brunnen auf dem Markte ist ausgetrocknet; ein Blitz hat in den Galgen geschlagen; das ist freilich meine geringste Sorge. Ich warte auf eine Antwort hierauf und ob ich an den Hof gehen soll; und somit gebe Dir Gott mehr Jahre als mir, oder ebensoviel, denn ich möchte nicht, daß Du ohne mich in dieser Welt wärst.
Deine Frau
Therese Pansa«
Diese Briefe wurden bewundert, belacht, gepriesen und gelobt, und um nun der Freude das Siegel aufzudrücken, kam der Kurier, der den Brief brachte, welchen Sancho an den Don Quixote schickte, der auch öffentlich vorgelesen wurde und nach welchem man die Einfalt des Statthalters bezweifeln mußte. Die Herzogin entfernte sich, um von dem Pagen zu erfahren, was ihm in Sanchos Dorfe begegnet war, der ihr auch alles sehr weitläufig erzählte, ohne nur einen einzigen Umstand auszulassen; er gab ihr die Eicheln und außerdem noch einen Käse, den ihm Therese als einen sehr schönen mitgegeben hatte, denn er sei besser als die Käse von Tronchon. Die Herzogin empfing ihn mit dem größten Vergnügen, womit wir sie verlassen wollen, um zu erzählen, welches Ende die Statthalterschaft des großen Pansa nahm, der Blume und des Spiegels aller Inselstatthalter.
53. Kapitel
Von dem verdrießlichen Ende und Beschluß, welche das Regiment des Sancho Pansa hatte.
Meint man, daß in diesem Leben alle Dinge in demselben Zustande verharren werden, so meint man etwas Törichtes; es scheint vielmehr, daß sich alles kreisend oder richtiger im Zirkel bewegt. Der ersten Wärme folgt der Frühling, dem Frühling der Sommer, dem Sommer der Herbst und dem Herbste der Winter, und dem Winter wiederum die erste Frühlingswärme, und also bewegt sich unaufhörlich die Zeit in dem nämlichen Rade. Einzig das menschliche Leben läuft seinem baldigen Ende zu, schneller als die Zeit, ohne Hoffnung, sich zu erneuern, außer jenseits, wo es von keinen Grenzen beschränkt wird.
So spricht Cide Hamete, ein mohammedanischer Philosoph; denn die Einsicht von der Flüchtigkeit und dem Unbestande des gegenwärtigen Lebens sowie von der Dauer des zu hoffenden ewigen haben viele ohne das Licht des Glaubens, vermöge der natürlichen Erleuchtung, besessen; unser Autor führt dieses aber nur wegen der Plötzlichkeit an, mit welcher das Regiment des Sancho seine Endschaft, Vollendung, Vernichtung, Verwandlung in Schatten und Rauch erreichte. Dieser, da er sich in der siebenten Nacht seiner Regierung im Bette befand, nicht von Brot und Wein, sondern der Urteilssprüche und Entscheidungen, der Einrichtungen und des Gesetzgebens satt, als der Schlaf eben anfing, ihm, dem Hunger zum Trotze, die Augen zuzudrücken, hörte plötzlich ein großes Lärmen von Glocken und Geschrei, so als wenn die ganze Insel zugrunde gehen sollte. Er setzte sich im Bette aufrecht und horchte aufmerksam hin, ob er nicht herausbringen möchte, was die Ursache dieses gewaltigen Aufruhrs sei; er
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