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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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wodurch er fähig wird, mit mir zu streiten, und so, obgleich abwesend, klage ich ihn an und zeihe ihn als Bösewicht, deswegen, weil er so schlecht handelte, diese Arme zu belügen, welche Jungfrau war und es durch seine Schuld nicht mehr ist. Er muß das Versprechen erfüllen, ihr rechtmäßiger Gatte zu werden, oder er soll im Kampfe sterben.«
    Und zugleich zog er einen Handschuh ab und warf ihn mitten in den Saal, der Herzog nahm ihn auf und sagte, daß er, wie schon gesagt, die Ausforderung im Namen seines Vasallen annehme und die Zeit des Kampfes nach sechs Tagen anberaume, der Platz dazu solle der Hof des Schlosses sein, die Waffe aber die gewöhnliche Rüstung der Ritter, Lanze, Schild, Harnisch und Ringe, nebst allen dazugehörigen Stücken, ohne Betrug, Hinterlist oder Aberglaube, zuvor von den Kampfrichtern untersucht und besichtigt. Vor allen Dingen aber sei es nötig, daß diese wackere Dueña und dieses unglückliche Mädchen ihr ganzes Recht in die Hände des Herrn Don Quixote niederlegen, denn anders wird nichts geschehen, die Ausforderung auch nicht ihre gehörige Gültigkeit erhalten können.
    »Wohl lege ich es bei ihm nieder«, antwortete die Dueña »und ich ebenfalls«, fügte die Tochter hinzu, weinend, beschämt und jammervoll. Da diese Abrede genommen war und der Herzog schon etwas ersonnen hatte, wie er die Sache führen wollte, entfernten sich die in Trauer Gekleideten, und die Herzogin befahl, daß man sie von nun an nicht als ihre Dienerinnen behandeln sollte, sondern als abenteuernde Damen, die um Gerechtigkeit flehend in ihr Haus gekommen wären. Deshalb wies man ihnen ein eigenes Quartier an und bediente sie wie Fremde, zum nicht geringen Staunen der übrigen Dienerinnen, die nicht einsehen konnten, wohin die Albernheit und Verwegenheit der Doña Rodriguez und ihrer unglückseligen Tochter führen sollte.
    Jetzt aber, um das Fest fröhlich zu beschließen und die Mahlzeit gut zu endigen, trat plötzlich der Page in den Saal, der die Briefe und Geschenke zur Therese Pansa, der Frau des Statthalters Sancho Pansa, gebracht hatte. Über seine Ankunft hatte das Herzogspaar große Freude und war sehr begierig, zu wissen, wie es ihm auf seiner Reise ergangen sei. Da sie ihn fragten, antwortete der Page, daß er dies nicht so öffentlich sagen könne, auch nicht mit so wenigen Worten, Ihre Exzellenz möchten dies auf eine besondere Unterredung zwischen ihnen versparen, indessen aber mit diesen Briefen fürliebnehmen, worauf er der Herzogin zwei Briefe überlieferte. Auf dem ersten stand geschrieben: Brief an die Herzogin Soundso, ich weiß nicht wo, und auf dem anderen: An meinen Mann, Sancho Pansa, Statthalter der Insel Barataria, dem Gott mehr Jahre segnen wolle als mir. Die Herzogin stand, wie man zu sagen pflegt, auf Kohlen, bis sie den Brief gelesen hatte; sie machte ihn daher auf und sah ihn durch, und da sie fand, daß sie ihn laut lesen könne, damit der Herzog und die übrigen ihn hören möchten, las sie folgendes:

    Brief der Therese Pansa an die Herzogin:
    »Viel Vergnügen hat mir, gnädige Frau, der Brief gemacht, den Eure Hoheit an mich geschrieben hat, denn ich hatte mich in Wahrheit herzlich danach gesehnt. Die Schnur Korallen ist schön, und das Jagdkleid meines Mannes ist auch nicht für die Langeweile. Daß Eure Herrlichkeit den Sancho, meine Ehehälfte, zu einem Statthalter gemacht hat, hat hier allen im Dorfe großen Spaß verursacht, denn es will kein Mensch glauben, am meisten nicht der Pfarrer, und Meister Niklas, der Barbier, und Simson Carrasco, der Bakkalaureus; aber das kümmert mich nichts, denn wenn es nur ist, wie es doch ist, so mag jeder reden, was er nur will, obgleich die Wahrheit zu sagen, wären die Korallen und das Kleid nicht mitgekommen, hätte ich es ebensowenig geglaubt, denn hier im Dorfe halten sie meinen Mann nur für einen Dummkopf, und von der Regierung einer Herde Ziegen fortgenommen, können sie sich nicht denken, wie er für ein anderes Regiment taugen sollte. Gott mag für ihn sorgen und ihn so lenken, wie er sieht, daß es seine Kinder nötig haben. Ich bin entschlossen, meine allerliebste gnädige Frau, mit Eurer gütigen Erlaubnis, auch nicht sitzenzubleiben, ich will an den Hof gehen und in einer Kutsche paradieren, um tausend Neidischen, die mir schon übel wollen, ein Dorn im Auge zu werden. Deswegen bitte ich Euer Exzellenz, befehlt meinem Manne, daß er mir nur ein ganz kleines bißchen Geld schickt, aber ein bißchen sehr viel, denn

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