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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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verteidigt werden, jenes Tor verschließt, werft jene Leitern ab! Die Feuermörser her! Bringt Schwefel und Pech in Kesseln mit brennendem Öl! Sichert die Gassen mit Schanzkörben!« Kurz, er nannte mit dem größten Eifer alle Werkzeuge, Geräte und Instrumente des Krieges, mit denen man beim Sturme eine Stadt zu verteidigen pflegt, und der gequetschte Sancho, der alles hörte und erduldete, sagte zu sich selber: »O wollte Gott, daß die Insel nur erst völlig verloren wäre und daß ich tot wäre oder aus dieser großen Angst errettet!«
    Der Himmel erhörte sein Gebet, und als er es am wenigsten dachte, hörte er rufen: »Sieg! Die Feinde sind aufs Haupt geschlagen! Auf, Herr Statthalter, erhebt Euch und freut Euch mit uns dieses Triumphes, teilt die Beute mit uns, die wir den Feinden durch Tapferkeit Eures unüberwindlichen Armes abgenommen haben.«
    »Hebt mich auf«, sagte mit kläglicher Stimme der beklagenswerte Sancho. Sie halfen ihm auf, und als er stand, sagte er: »Den Feind, den ich besiegt habe, mögt ihr mir vorn an den Kopf nageln; ich verlange keinen Teil an der Beute von den Feinden, sondern um was ich einen Freund, wenn ich einen habe, bitte und ersuche, ist, daß er mir einen Schluck Wein reichen möge, denn ich bin ganz trocken, und daß er mir den Schweiß abtrockne, denn ich fließe ganz auseinander.«
    Sie trockneten ihn, brachten den Wein, banden die Schilde los, er setzte sich auf sein Bett und fiel von dem Schrecken, der Angst und den Schmerzen in Ohnmacht. Nun tat es denen leid, die den Spaß angestellt, daß sie ihn so weit getrieben hatten; nachdem aber Sancho wieder zu sich gekommen war, verminderte sich der Kummer, den ihnen seine Ohnmacht verursacht hatte. Er fragte, welche Zeit es sei; sie antworteten, daß der Morgen schon anbreche. Er schwieg still, und ohne etwas anderes zu sagen, fing er an, sich anzuziehen, in das tiefste Stillschweigen versunken, und alle sahen ihm voll Erwartung zu, was aus seinem eiligen Anziehen herauskommen würde. Er war nun angekleidet, und leise, leise, denn er war ermattet und konnte nicht schnell und kräftig gehen, begab er sich nach dem Stalle, wohin ihm alle folgten, die zugegen waren. Hier ging er auf den Grauen zu, umarmte ihn und gab ihm einen Kuß des Friedens auf die Stirn, worauf er nicht ohne Tränen in die Worte ausbrach: »Komm her, du mein Gefährte, du mein Freund und Mitträger meiner Leiden und Nöte, als ich mit dir noch Kamerad war und ich keine anderen Gedanken hatte, als deinen Sattel und Zeug immer im Stande zu halten und dein Bäuchelchen zu füttern, waren meine Stunden, Tage und Jahre glückselig; aber seit ich dich verließ und mich auf die Türme des Stolzes und der Hoffart begab, sind mir tausend Leiden in die Seele gefahren, tausend Mühseligkeiten und viertausend Bekümmernisse.«
    Und indem er diese Worte sagte, zäumte er selbst den Esel auf, ohne daß irgendeiner ein Wort gesprochen hätte. Als er den Grauen aufgezäumt hatte, stieg er mit großer Mühe und Anstrengung auf und wandte sich mit seiner Rede an den Haushofmeister, den Sekretär, den Speisemeister und Pedro Recio, den Doktor, nebst vielen anderen, die zugegen waren, also sprechend: »Macht Platz, meine Herren, und laßt mich in meine vorige Freiheit zurück; laßt mich mein ehemaliges Leben wieder suchen, damit ich mich von diesem gegenwärtigen Tode wieder erwecke. Ich bin nicht dazu gemacht, Statthalter zu sein oder Inseln oder Städte zu verteidigen, die von den ersten besten Feinden erstürmt werden. Mir steht es besser zu pflügen und zu ackern, die Weinstöcke zu binden und zu beschneiden, als Gesetze zu geben oder Provinzen und Königreiche zu verteidigen. Sankt Peter befindet sich wohl in Rom; ich meine, daß jeder sich wohl befindet, wenn er das Handwerk treibt, wozu er geboren wurde. In meiner Hand nimmt sich eine Sichel besser aus als das Zepter des Statthalters; ich will mich lieber in Rüben satt essen, als der Knickerei eines abgeschmackten Arztes unterworfen sein, der mich mit Hunger umbringt; ich will mich im Sommer lieber im Schatten einer Eiche ausruhen und mich im Winter nach meiner Gemächlichkeit in zwei Schafpelze wickeln, als bei der Qual der Statthalterschaft auf den feinsten Leinen liegen und mich mit Zobelfellen zudecken. Gott behüte euch, meine Herren, und sagt dem Herzoge, meinem Gebieter, daß ich nackt geboren wurde und mich noch nackt befinde, ich habe weder gewonnen noch verloren; das heißt ohne einen Dreier bin ich in die

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