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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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erzählen möchte, aber Sancho antwortete, es sei unhöflich, seinen Herrn solange warten zu lassen, ein andermal, wenn sie sich wieder träfen, würde er Zeit dazu haben; damit stand er auf, nachdem er von dem Kleide und aus dem Barte die Krümchen geschüttelt hatte, nahm seinen Grauen, sagte dem Tosilos Lebewohl und holte seinen Herrn wieder ein, der im Schatten eines Baumes auf ihn gewartet hatte.

67. Kapitel

    Von dem Entschlusse, welchen Don Quixote faßte, sich zu einem Schäfer zu machen und auf dem Felde zu leben, bis das Jahr seines Versprechens vorüber sei, nebst anderen Sachen, die in Wahrheit anmutig und trefflich sind.
    Wenn schon Don Quixote vor seinem Sturze von vielen Gedanken beunruhigt wurde, so geschah dies seit seinem Falle noch weit mehr. Er hielt, wie gesagt, im Schatten des Baumes, und dort kamen, wie Fliegen zum Honig, Gedanken zu ihm und ängstigten ihn. Bald dachte er auf die Entzauberung der Dulcinea, dann wieder, welches Leben er in seiner aufgedrungenen Einsamkeit führen wolle. Sancho kam zu ihm und lobte ihm die Freigebigkeit des Lakaien Tosilos.«Ist es möglich«, sagte Don Quixote zu ihm, »daß du noch immer, o Sancho, glaubst, dies sei ein wahrhaftiger Lakai? Es scheint deinem Gedächtnisse entfallen zu sein, daß du die Dulcinea in eine Bäuerin verwandelt gesehen und den Ritter von den Spiegeln in den Bakkalaureus Carrasco; alles Werke der Zauberer, welche mich verfolgen. Aber sage mir jetzt, hast du diesen Tosilos, wie du ihn nennst, gefragt, was Gott über Altisidora beschlossen hat? Ob sie meine Abwesenheit beweint oder ob sie die Liebesgedanken, welche sie in meiner Gegenwart peinigten, schon in das Meer der Vergessenheit versenkt hat?«
    »Meine Gedanken«, antwortete Sancho, »waren von solcher Art, daß sie mich nach dergleichen Kindereien gar nicht fragen ließen. Aber, lieber Gott! Seid Ihr denn jetzt wohl, gnädiger Herr, in einer Lage, daß Ihr Euch um fremde, vollends um Liebesgedanken bekümmern könnt?«
    »Lerne, Sancho«, sagte Don Quixote, »daß ein großer Unter schied unter den Werken stattfindet, welche aus Liebe geschehen und welche von Dankbarkeit herrühren. Es mag wohl sein, daß ein Ritter nicht verliebt ist; aber er darf, wenn wir genau sprechen wollen, niemals ohne Dankbarkeit sein. Mich liebte, wie es schien, Altisidora; sie schenkte mir, wie du weißt, drei Mützen, sie weinte bei meiner Abreise, sie verwünschte mich, sie schmähte mich, sie klagte ihrer Schamhaftigkeit zum Trotze öffentlich; alles Zeichen, daß sie mich anbetete, denn der Zorn des Liebenden pflegt in Verwünschungen zu enden. Ich durfte ihr keine Hoffnungen machen, ihr keine Schätze anbieten, denn die ersten gehören alle der Dulcinea, und die Schätze der irrenden Ritter sind wie die der Kobolde, schimmernd und falsch. Ich kann ihr also mit nichts anderem als mit meinem Andenken vergelten, ohne irgendwelche Schmälerung meiner Gedanken für Dulcinea, welche du durch deine Nachlässigkeit schwer kränkst, indem du es aufschiebst, dein Fleisch zu geißeln und zu züchtigen, das ich von den Wölfen möchte gefressen sehen, weil du es lieber für die Würmer aufbewahren als damit jene unglückliche Dame erlösen willst.«
    »Gnädiger Herr«, antwortete Sancho, »wenn ich die Wahrheit gestehen soll, so kann ich gar nicht daran glauben, daß die Streiche auf meinen Hintern mit der Entzauberung eines Verzauberten zusammenhängen können, denn es ist, als wenn man sagen wollte: tut dir der Kopf weh, so schmiere dir das Knie; ich will wenigstens wohl darauf schwören, daß in allen Geschichten, die Ihr nur jemals gelesen habt und die von der irrenden Ritterschaft handeln, Ihr niemals irgendeine Entzauberung durch dergleichen Streiche angetroffen habt; es mag aber sein oder nicht sein, so will ich sie mir doch geben, wenn ich Lust habe und sich eine gelegene Zeit dazu findet.«
    »Das gebe Gott«, antwortete Don Quixote, »und der Himmel gebe dir seinen Beistand, damit du bedenkst, daß es deine Pflicht ist, meine Gebieterin zu erlösen, die auch die deinige ist, weil du mir angehörst.«
    Unter diesen Gesprächen hatten sie ihren Weg fortgesetzt und kamen wieder an die nämliche Stelle, wo sie von den Stieren umgerannt worden waren. Don Quixote erkannte sie und sagte zu Sancho: »Dieses ist die Wiese, wo wir jene geschmückten Schäferinnen und geputzten Schäfer antrafen, die hier das Schäferarkadien erneuern und nachahmen wollten, ein Gedanke, der ebenso neu als trefflich ist und

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