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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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also dreitausendunddreihundert Quartillos, die dreitausend machen tausendundfünfhundert halbe Realen, welche siebenhundertundfünfzig Realen betragen, und die dreihundert machen hundertundfünfzig halbe Realen, das heißt fünfundsiebzig Realen, diese zu den siebenhundertfünfzig gerechnet, beläuft sich die ganze Summe auf achthundertfünfundzwanzig Realen. Diese will ich von dem zurückbehalten, was ich von Euch habe, und so komme ich reich und vergnügt nach Hause, zwar tüchtig gegeißelt, aber die Katze kann keine Fische fangen – – – Ihr versteht mich schon.«
    »O edelster Sancho! O liebenswürdigster Sancho!« rief Don Quixote aus, »wie verpflichtet werden dir Dulcinea und ich sein, so daß wir dir unser ganzes Leben hindurch, welches uns der Himmel schenkt, dienen müssen. Wenn sie zu ihrem vorigen Zustande gelangt (welches ohne Zweifel geschehen wird), so wird ihr Unglück zum Glücke und meine Besiegung zum herrlichsten Triumphe werden; denke nur daran, Sancho, wann du deine Büßung beginnen willst, und damit du desto eher dazu tust, will ich noch hundert Realen zulegen.«
    »Wann?« versetzte Sancho.«Ganz gewiß diese Nacht; macht nur, daß wir auf dem Felde unter offenem Himmel bleiben, so soll meine Haut auch offen werden.«
    Die Nacht kam heran, welche Don Quixote mit der größten Sehnsucht erwartet hatte, so daß es ihm schien, die Räder am Wagen des Apollo wären zerbrochen und daß der Tag länger währte als gewöhnlich, wie es wohl den Verliebten zu gehen pflegt, deren Rechnung niemals mit ihren Wünschen übereinstimmt. Sie begaben sich endlich unter einige angenehme Bäume, die etwas vom Wege entfernt standen, hier nahmen sie dem Rosinante und dem Grauen die Sättel ab und streckten sich auf den grünen Rasen hin, wo sie von dem Vorrate des Sancho aßen; dieser machte hierauf von dem Stricke und der Halfter des Grauen eine tüchtige und geschmeidige Geißel und entfernte sich damit zwanzig Schritte von seinem Herrn unter einige Buchen. Don Quixote, der ihn so tapfer und mutig sah, sagte zu ihm: »Trachte, mein Freund, daß du dich nicht in Stücke haust, laß gemächlich einen Streich auf den anderen folgen, übereile dich nicht so sehr in deinem Laufe, daß dir nicht in der Mitte derselben der Atem ausbleibe, ich meine, daß du es nicht so hitzig anfängst, daß du dir das Leben raubst, bevor die bestimmte Anzahl erfüllt ist; und damit du nicht durch eine Karte zuviel oder zuwenig verlierst, will ich die Streiche, die du dir gibst, an meinem Rosenkranze abzählen. Der Himmel stehe dir nun so bei, wie es dein gutes Vorhaben verdient.«
    »Dem guten Bezahler gereut kein Pfand«, antwortete Sancho, »ich will sie mir so geben, daß sie, ohne mich umzubringen, mir weh tun, denn darin muß doch wohl das Geheimnis dieses Wunderwerkes bestehen.«
    Er entkleidete hierauf die obere Hälfte seines Körpers, schwang den Strick und fing an, sich zu schlagen, und Don Quixote fing an, die Streiche nachzuzählen. Sancho hatte sich ungefähr sieben oder acht gegeben, als ihm der Spaß doch verdrießlich und die Bezahlung dafür zu gering vorkam; er hielt daher ein wenig inne und sagte zu seinem Herrn, daß er sich gröblich geirrt habe, denn jeder Streich könne unbesehen mit einem halben Real und nicht mit einem Quartillo bezahlt werden.«Fahre fort, Freund Sancho, und werde nicht müde«, sagte Don Quixote, »denn ich verdoppele den festgesetzten Preis.«
    »Nun denn«, sagte Sancho, »in Gottes Namen, und nun soll es Hiebe regnen.« Aber der Schelm ließ es bleiben, sie sich auf den Rücken zu geben, sondern er schlug gegen die Bäume, wobei er von Zeit zu Zeit solche Seufzer ausstieß, als wenn er mit einem jeden den Geist aufgeben würde. Don Quixote wurde gerührt und glaubte, er könne sich selbst umbringen, so daß durch Sanchos Unvorsichtigkeit das Werk nicht zustande käme, daher sagte er zu ihm: »Fahre, Sancho, jetzt in diesem Geschäfte beileibe nicht fort, denn die Arznei dünkt mir ein wenig gar zu strenge, daher ist es gut, sie nicht auf einmal einzunehmen, wurde doch Rom auch nicht in einem Tage gebaut. Wenn ich mich nicht verzählt habe, so hast du dir schon über tausend Streiche gegeben, das ist genug für jetzt, denn man muß, mit den gemeinen Leuten zu sprechen, den Esel wohl beladen, aber nicht überladen.«
    »Nein, nein, gnädiger Herr«, antwortete Sancho, »es soll nicht von mir gesagt werden: das Geld voraus, so wird nichts draus! Geht nur wieder fort, daß ich mir

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