Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
das Haus, von welchem Alkalden Don Quixote ein Instrument verlangte, welches rechtskräftig wäre, in welchem Don Alvaro Tarfe, der hier anwesende Ritter, erklären möge, daß er den Don Quixote von la Mancha nicht kenne, welcher ebenfalls anwesend sei, und daß er nicht der wäre, welcher in der gedruckten Geschichte vorkomme, die den Titel führt: Zweiter Teil des Don Quixote von la Mancha, verfaßt von einem Avellaneda, gebürtig aus Tordesillas.
Der Alkalde stellte dies rechtskräftig aus; die Erklärung wurde mit allen Förmlichkeiten aufgesetzt, die in dergleichen Fällen gebräuchlich sind, worüber Don Quixote und Sancho sich sehr freuten, als wenn ihnen eine solche Erklärung notwendig wäre und nicht die gänzliche Verschiedenheit der beiden Don Quixotes und der beiden Sanchos durch ihre Taten und Worte hinlänglich deutlich würde.
Viele Höflichkeiten und Freundschaftserbietungen fielen zwischen Don Alvaro und Don Quixote vor, in denen der große Manchaner seinen Verstand dermaßen bewies, daß er dem Don Alvaro Tarfe gänzlich den Irrtum nahm, in welchem sich dieser befand, so daß er überzeugt sein mußte, er sei verzaubert gewesen, denn er sah handgreiflich zwei ganz entgegengesetzte Don Quixotes.
Es wurde Abend, sie reisten von dem Dorfe ab, und nach einer halben Meile teilte sich der Weg in zwei, wovon der eine nach dem Dorfe des Don Quixote führte, der andere aber Don Alvaros Straße war. In diesem kurzen Zeitraume erzählte ihm Don Quixote das Mißgeschick seiner Überwindung und die Bezauberung der Dulcinea und das Mittel dagegen, über welches Don Alvaro in ein neues Erstaunen geriet, den Don Quixote und Sancho umarmte und hierauf seinen Weg fortsetzte, wie Don Quixote den seinigen. Dieser brachte die Nacht unter den Bäumen zu, damit er dem Sancho Gelegenheit geben möchte, seine Buße zu erfüllen, der sie auch ebenso wie in der vorigen Nacht erfüllte, mehr auf Kosten der Rinde an den Buchen als seines Rückens, den er so schonte, daß er mit den Hieben keine Mücke hätte fortjagen können, wenn auch eine auf ihm gesessen hätte. Der betrogene Don Quixote verzählte sich um keinen einzigen Streich und fand, daß sie sich mit den Streichen der vorigen Nacht auf dreitausend und neunundzwanzig beliefen. Die Sonne schien früh aufgestanden zu sein, um dieses Opfer zu sehen; bei ihrem Glanze machten sie sich wieder auf, um ihren Weg fortzusetzen, indem sie sich beide über die Täuschung des Don Alvaro unterhielten, und welch ein glücklicher Gedanke es sei, daß sie sich ihre Erklärung von der Justiz und so authentisch hatten geben lassen.
Sie reisten diesen Tag und diese Nacht fort, ohne daß ihnen etwas begegnete, das der Erzählung wert gewesen wäre, außer, daß in dieser Sancho seine Aufgabe vollendete, worüber Don Quixote über die Maßen erfreut wurde, und nur auf den Tag hoffte, um zu sehen, ob ihm nicht unterwegs die schon entzauberte Dulcinea, seine Gebieterin, begegnen würde; worauf er seinen Weg fortsetzte. Es stieß ihm auch kein Weib auf, welches er nicht genau betrachtet hätte, um zu sehen, ob es Dulcinea von Toboso sei, da er fest überzeugt war, die Versprechungen des Merlin könnten keine Lügen sein.
Mit diesen Gedanken und Wünschen gelangten sie auf die Höhe eines Hügels, von welchem sie ihr Dorf entdeckten; als Sancho es sah, kniete er nieder und sagte: »Tu’ die Augen auf, erwünschte Heimat, und sieh, daß Sancho Pansa, dein Sohn, zu dir zurückkommt, wenn auch nicht überaus reich, doch überaus gut gegeißelt. Tu’ die Arme auf, und empfange ebenfalls deinen Sohn Don Quixote, der, wenn er auch von fremden Armen besiegt zurückkommt, doch immer als Sieger seiner selbst zurückkehrt, welches, wie er mir gesagt hat, der größte Sieg ist, den man nur davonzutragen wünschen kann. Ich habe Geld, denn wenn es auch tüchtige Hiebe gab, so bin ich doch ritterlich belohnt worden.«
»Laß diese Torheiten«, sagte Don Quixote, »ziehen wir unter glücklichen Zeichen in unser Dorf ein, wo wir unserer Einbildung freien Lauf lassen und den Plan entwerfen wollen, nach welchem wir unser Schäferleben auszuführen denken.«
Hiermit stiegen sie den Hügel herunter und begaben sich in ihr Dorf.
73. Kapitel
Von den Vorbedeutungen, welche Don Quixote beim Eingange in sein Dorf aufstießen, nebst anderen Begebenheiten, welche diese große Geschichte schmücken und empfehlen.
Als sie hineinkamen, sah, wie Cide Hamete erzählt, Don Quixote, daß bei den Tennen des
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