Don Quixote
Stallmeister mit Geld und andern Notwendigkeiten versehen gewesen, wozu besonders Scharpie und Salben zum Verbinden gehören. Wenn es aber geschah, daß diese Ritter ohne Stallmeister waren – was sich aber in der Tat nur sehr selten zutrug –, so hatten sie selber alles in sehr subtilen Schnappsäcken, die sie hinten auf dem Pferde hatten, daß es aussah, als wär es ein ander Ding von Wichtigkeit, denn wenn es nicht um dergleichen Ursach geschah, so war es unter den irrenden Rittern nicht sonderlich üblich, selber Schnappsäcke zu führen.« Der Wirt riet ihm noch einmal – da er ihn schon wie seinen angenommenen Sohn ansähe, welcher er auch binnen kurzem würde –, daß er nicht reisen solle, ohne Geld und die vorerwähnten Notwendigkeiten bei sich zu haben, er würde sehen, von welchem Nutzen sie seien, wenn er es am wenigsten gedächte.
Don Quixote versprach, seinen Rat auf das pünktlichste zu befolgen, und sogleich wurde ausgemacht, daß er die Waffen in einem Hofe bewachen solle, der zur Seite der Schenke lag. Don Quixote nahm sie alle und legte sie auf einen Trog, der neben einem Brunnen stand, dann nahm er seinen Schild, faßte die Lanze und fing vor dem Troge an, mit edlem Anstande auf und ab zu gehen; indem er diesen Spaziergang anfing, fing die Nacht an, völlig hereinzubrechen. Der Schenkwirt erzählte allen, die in der Schenke waren, von der Torheit seines Gastes, wie er die Waffen bewache und Hoffnung hege, zum Ritter geschlagen zu werden. Alle verwunderten sich über die seltsame Art von Narrheit und betrachteten ihn von weitem, wie er mit ruhigem Anstand einmal vorüberging, zurückschritt, sich auf die Lanze stützte und seine Augen auf die Waffen heftete, ohne sich weit von ihnen zu entfernen. Es war völlig Nacht, aber so heller Schein des Mondes, daß dieser fast der Sonne gleichkam, von der er entlehnt war, so daß alles, was der neue Ritter vornahm, ganz deutlich von allen gesehen wurde.
Es fiel einem von den Maultiertreibern, die in der Schenke waren, ein, seinen Tieren Wasser zu geben. Er mußte dazu notwendig Don Quixotes Waffen wegnehmen, die auf dem Troge standen; aber als dieser ihn nahe kommen sah, rief er mit lauter Stimme: »O du, wer du auch seist, übermütiger Ritter, der du dich nahst, die Waffen des allertapfersten Irrenden anzurühren, den je ein Schwert umgürtete, siehe wohl zu, was du tust, berühre sie nicht, wenn du nicht dein Leben als Strafe des Übermutes verlieren willst.« Der Eseltreiber kümmerte sich um diese Reden nicht – aber für sein Wohlbefinden wäre es besser gewesen, wenn er sich darum gekümmert hätte –, sondern nahm die Waffen herunter und warf sie eine große Strecke weit von sich. Als Don Quixote dieses erblickte, schlug er die Augen zum Himmel und richtete drauf seine Gedanken, wie es schien, zu seiner Gebieterin Dulcinea und sprach: »Helft mir, Gebieterin, in dieser ersten Befährdung, die sich dem Euch unterworfenen Herzen darbeut; entzieht mir nicht in diesem ersten Wagestück Eure Gunst und Hülfe.« Indem er dies und andre dergleichen Dinge sprach, warf er den Schild weg, faßte mit beiden Händen die Lanze und gab dem Eseltreiber einen so gewaltigen Schlag auf den Kopf, mit welchem er ihn so behende auf den Boden hinlegte, daß, wenn noch ein zweiter Schlag gefolgt wäre, jener keines Wundarztes zu seiner Heilung bedurft hätte. Nachdem dies getan war, sammelte er die Waffen wieder auf und fing wieder an, mit derselben Gemütsruhe wie erst, auf und ab zu gehen. Kurz nachher, ohne zu wissen, was sich zugetragen – denn der erste Eseltreiber lag noch ohne Bewußtsein auf dem Boden –, kam ein anderer in der nämlichen Absicht, seinen Maultieren Wasser zu geben. Er machte Anstalten, die Waffen herabzuwerfen, um den Trog frei zu machen. Don Quixote, ohne ein Wort zu sprechen und irgend jemand um seine Gunst zu flehen, warf zum zweiten Male den Schild weg, ergriff zum zweiten Male die Lanze, und ohne diese in Stücke zu brechen, zerbrach er den Kopf des zweiten Maultiertreibers an mehr als drei Stellen, indem er ihm vier Wunden schlug. Auf das Geschrei liefen alle aus der Schenke zusammen, und unter diesen war auch der Schenkwirt. Als Don Quixote sie sah, faßte er seinen Schild, ergriff seinen Degen und sprach: »O Herrin der Schönheit! Kraft und Stärke meines schwachen Herzens! Zu dieser Frist wende die Augen deiner Größe auf deinen gefangenen Ritter, dem ein furchtbares Abenteuer bevorsteht!« Hierdurch wurde, nach seinem Urteil,
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