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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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er auf Cardenio zeigte – »haben sie ganz artig zugerichtet. Was aber das sonderbarste ist, so geht in diesen Gegenden ein Gerücht, daß diejenigen, die uns so geplündert haben, Ruderknechte sind, die ungefähr an demselben Orte ein Mann frei gemacht haben soll, dessen Tapferkeit so groß gewesen, daß er, trotz dem Commissarius und den Wächtern, sie al len abgewonnen. Dieser Mann muß ohne allen Zweifel von der Vernunft entblößt oder ein ebenso großer Schurke sein als sie selber, oder ein Mensch ohne Gefühl und Gewissen, weil er auf diese Weise den Wolf unter die Schafe sendet, den Fuchs unter die Hühner, die Fliege zum Honig. Er stört die Gerechtigkeit, widersetzt sich seinem Könige und Gebieter; denn er streitet gegen dessen gerechteste Gesetze, indem er dessen Galeeren ihre Füße entzieht, die Heilige Brüderschaft in Aufruhr bringt, die seit manchem Jahre ruhen konnte, indem er endlich eine Tat begeht, wodurch er seiner Seele schadet, ohne seinem irdischen Körper zu nutzen.«
    Sancho hatte dem Pfarrer und Barbier das Abenteuer mit den Ruderknechten erzählt, welche sein Herr mit seiner höchsten Glorie zustande gebracht hatte; deshalb ergriff der Lizentiat diese Gelegenheit, dem Don Quixote den Text zu lesen, um zu sehen, was er tun oder sagen würde. Dieser aber wurde bei jedem Worte blasser und hatte nicht das Herz, es zu sagen, daß er der Befreier jener braven Leute gewesen sei.
    »Diese also«, schloß der Pfarrer, »waren es, die uns beraubten, und Gott möge nach seiner Barmherzigkeit demjenigen verzeihen, der es verhinderte, daß sie zu ihrer verdienten Strafe abgeführt werden konnten.«

    3. [30.] KAPITEL
    Welches von der Verständigkeit der schönen Dorothea handelt, nebst andern angenehmen und lustigen Dingen

    Der Pfarrer hatte kaum ausgeredet, als Sancho sagte: »Bei meiner Seele, Herr Lizentiat, der diese Tathandlung unternommen hat, war kein anderer als mein Herr, ich mochte ihm sagen, was ich wollte, und ihn noch so viel warnen, daß er bedenken möchte, was er täte und wie es Sünde sei, die Kerle frei zu machen, die wegen erschrecklicher Spitzbüberei beiseite geschafft würden.«
    »Flegel!« rief hier Don Quixote aus, »irrende Ritter kümmert es nie und ist ihnen nicht fragenswert, weshalb die Betrübten, Gefesselten und Unterdrückten, die ihnen auf ihren Reisen begegnen, also aufziehen, ob dieses ihrer Verbrechen oder ihrer Verdienste wegen geschieht ; ihnen liegt es einzig ob, Hülfsbedürftigen zu helfen, sich ihr Unglück, nicht ihre Schuld vor die Augen stellend; ich traf auf eine Schnur und Rosenkranz höchst betrübter und unglückseliger Menschen und tat mit ihnen das, was meine Religion mir befiehlt; und damit gut! Und wem dieses etwas Übles dünkt, die heilige Würde des Herrn Lizentiaten und seine ehrwürdige Person ausgenommen, dem sage ich, daß er wenig vom Ritterwesen versteht und daß er wie ein Hurensohn und wie ein schlechter Kerl lügt, und dieses will ich ihm mit meinem Schwerte beweisen, soweit sich der Himmel erstreckt!« Mit diesen Worten setzte er sich in den Steigbügeln fest und drückte seine Blechhaube ins Gesicht; denn das Barbierbecken, das ihm der Helm Mambrins war, führte er hinten am Sattelknopfe mit sich, um es erst von der üblen Behandlung, die ihm von den Ruderknechten widerfahren war, ausbessern zu lassen.
    Dorothea, die, verständig und witzig, auch schon mit Don Quixotes verschobenem Gemüte bekannt war und sah, daß alle, Sancho Pansa ausgenommen, ihren Spaß mit ihm trieben, wollte auch nicht zurückbleiben und sagte, da sie ihn so heftig erzürnt sah: »Herr Ritter, Ihr wollet Euch der Gabe erinnern, die Eure Gnade mir versprochen, vermöge welcher Verheißung Ihr Euch in kein anderes Abenteuer einlassen dürft, wenn Ihr auch noch so dringend aufgefordert werdet; darum beruhigt Euer tapferes Herz; denn hätte der Herr Lizentiat gewußt, daß durch diesen unüberwindlichen Arm die Ruderknechte wären befreit worden, so hätte er sich wohl lieber dreimal auf den Mund geschlagen, ja dreimal auf die Zunge gebissen, ehe er ein Wort gesprochen, was meines gnädigen Herrn Unwillen erweckt.«
    »Das beschwöre ich«, sagte der Pfarrer, »ja ich hätte mir eher den Bart ausgerauft.«
    »Ich will mich beruhigen, meine Gebieterin«, sprach Don Quixote, »den gerechten Zorn unterdrücken, der sich in meinem Herzen erhob, und ruhig und friedlich dahinziehen, bis ich Euch die versprochene Gabe gewährt habe; doch zur Belohnung dieses guten

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