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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Mutter gekommen, ohne Statthalterei hast du bisher gelebt, und ohne Statthalterei wirst du zu Grabe gehen oder getragen werden, wenn es Gott gefällig ist. Wie viele gibt es nicht in der Welt, die ohne Statthalterei leben? und doch leben sie immerfort und werden zu den Menschen gerechnet. Das beste Gewürz von der Welt ist der Hunger; und da dieser den Armen nicht fehlt, so macht ihnen das Essen immer Vergnügen. Aber bedenke, Sancho, daß, wenn du dich plötzlich in einer Statthalterei sähest, du mich und deine Kinder nicht vergessen mußt ; überlege, daß Sanchico schon volle fünfzehn Jahre alt ist und daß es hohe Zeit ist, daß er in die Schule geht, wenn ihn sein Oheim, der Abt, noch für die Kirche brauchen soll. Bedenke auch, daß Marie Sancha, deine Tochter, sich nicht zu Tode grämen wird, wenn wir sie verheiraten; denn es schwant mir, daß sie ebensogern einen Mann, wie du eine Statthalterei, hätte. Und lieber Gott, besser die Tochter schlecht verheiratet, als daß sie gut zu Falle kömmt.«
    »Wahrlich«, antwortete Sancho, »wenn Gott mir so gnädig ist, daß er mir irgendeine Statthalterei gönnt, so will ich dir, liebe Frau, Marie Sancha so vornehm verheiraten, daß sie nicht anders als mit Exzellenz zu ihr hinaufreichen sollen.«
    »Nein, Sancho«, antwortete Theresa, »verheirate sie mit ihresgleichen, denn das ist das beste. Wenn sie aus Holzschuhen auf hohe Absätze und aus grauem Fries in Reifröcke und seidene Kleider käme, aus Mieken und du in Doña Soundso und Exzellenz, so würde sich das Kind darein nicht finden können: bei jedem Schritte würde sie in tausend Fehler fallen, und alle merkten den Hanffaden ihres geringen und groben Zeuges.«
    »Schweig, Narr«, sagte Sancho, »denn alles kömmt auf die Übung von zwei oder drei Jahren an, dann wird ihr die Damenschaft und Ehrbarkeit wie angegossen stehen; und geschieht es nicht, was schadet's? Sie bleibt Exzellenz, und es mag gehen, wie es gehen will.«
    »Bleibe doch, Sancho, in deinem Stande«, antwortete Theresa, »und suche nicht höher zu steigen; denke nur an das Sprichwort : Putz dem Sohne deines Nachbars die Nase und nimm ihn in dein Haus. Das wäre doch wahrhaftig ein herrliches Ding, wenn wir unsere Marie mit so einem Grafenburschen oder Ritterbengel verheirateten und er ihr denn, so es ihm einfiele, den Stuhl vor die Tür setzte, sie Bauermensch hieße und Fräulein Spinnrocken oder Heugabel; nein, meiner Seele, Mann, dazu habe ich mein Kind nicht großgezogen! Bringe du nur Geld, Sancho, und für das Verheiraten laß mich sorgen. Da ist hier der Lope Tocho, der Sohn des Juan Tocho, ein frischer und gesunder Bursche, den wir kennen und der ein Auge auf das Mädchen hat; mit ihm, da er unseresgleichen ist, wird sie gut verheiratet sein, wir behalten sie immer unter Augen und machen zusammen eine Familie, Eltern und Kinder, Enkel und Schwiegerkinder, und der Friede und Segen Gottes wird bei uns wohnen. Aber das ist nichts, sie nach den Residenzen hin ver heiraten, in die großen Paläste hinein, wo andere sie nicht verstehen und sie sich selbst nicht versteht.«
    »Hör doch, Bestie und Weib des Barrabas!« versetzte Sancho, »was fällt dir denn ein, daß du so um nichts und wieder nichts hindern willst, meine Tochter mit jemandem zu verheiraten, der mir Enkel schafft, die Exzellenz genannt werden? Sieh, Theresa, immer habe ich von meinen Vorfahren sagen hören, daß, wer das Glück nicht zu brauchen versteht, wenn es kömmt, sich auch nicht beklagen soll, wenn es ihm vorübergeht. Drum wäre es unklug, jetzt, da es an unsere Türe klopft, sie ihm zu verschließen; nein, wir wollen uns von diesem günstigen Winde mitnehmen lassen, der in unsere Segel bläst.« (Aus dieser Art zu sprechen und aus dem, was Sancho weiter unten sagt, zieht der Übersetzer dieser Historie den Schluß, daß dieses Kapitel unecht sei.) »Wär es denn nicht, Absurdicus«, fuhr Sancho fort, »hübsch, wenn ich mit meinem Leibe so in eine einträgliche Statthalterei hineinführe, die uns den Fuß aus dem Dreck zöge, und ich nach meinem Gefallen Maria Sancha verheiratete und du es erlebtest, wie sie dich Doña Theresa Pansa hießen und du in der Kirche auf Polstern und gestickten Kissen säßest, allen Adelsfrauen des Ortes zum Verdruß und Ärger? Ja, bleib doch lieber, was du bist, ohne mehr oder weniger zu werden wie die steinernen Bilder in der Mauer! Nein, sprich nur nicht weiter; denn Sanchica soll eine Gräfin werden, und wenn du noch soviel

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