Don Quixote
noch sich anschließende Novellen einführen wollen, sondern nur einige Episoden, die sich als solche zeigen, aus den Begebenheiten, die die Wahrhaftigkeit herbeiführt, selber entstehen, und auch diese nur so kurz und mit so vielen Worten, als durchaus nötig sind, um sie deutlich zu machen. Da er sich nun in den engen Grenzen der Erzählung beschränkt und einschließt, indem er Geschick, Tüchtigkeit und Verstand genug besitzt, um von dem ganzen Universum zu handeln, so bittet er, daß man seine ganze Arbeit nicht verachten, sondern sie loben möge, wenn nicht wegen dessen, was er schreibt, doch für das, was er zu schreiben unterlassen hat.
Die Geschichte fährt nun sogleich fort und erzählt, daß, als Don Quixote an dem Tage, an welchem er Sancho die Ermahnungen gab, abgespeist hatte, er sie ihm abends geschrieben gab, damit er jemanden aufsuchen möchte, der sie ihm vorlesen könnte; kaum aber hatte er sie ihm gegeben, als sie ihm entfielen und dem Herzoge in die Hände gerieten, der sie der Herzogin mitteilte und beide sich über die Torheit und den Scharfsinn des Don Quixote verwunderten. Um also in ihren Scherzen fortzufahren, schickten sie denselben Abend mit vieler Begleitung Sancho nach dem Orte, der für ihn eine Insel sein sollte. Es traf sich nun, daß derjenige, der seine Bestallung überkommen hatte, ein Haushofmeister des Herzogs von ebenso vieler Feinheit als Lustigkeit war – denn ohne Geist gibt es keinen Scherz –, der die Rolle der Gräfin Dreischleppina mit dem oben erzählten Talente dargestellt hatte, und mit diesem und der Unterweisung seiner Herrschaft, auf welche Art er sich gegen Sancho zu betragen habe, gelang ihm seine Absicht auf bewunderungswürdige Weise.
Es traf sich also, wie gesagt, daß, als Sancho diesen Haushofmeister nur ansichtig ward, sich ihm in dessen Antlitz das der Dreischleppina sogleich vergegenwärtigte, er wandte sich zu seinem Herrn und sagte zu diesem: »Gnädiger Herr, so soll mich doch, so wie ich hier stehe, auf Treu und Glauben der Teufel holen, oder Ihr müßt mir bekennen, daß das Gesicht dieses Haushofmeisters des Herzogs, der dort steht, dasselbe von der Schmerzenreich ist.«
Don Quixote betrachtete den Haushofmeister genau, und nachdem er ihn betrachtet hatte, sagte er zu Sancho: »Es ist nicht nötig, Sancho, daß dich der Teufel hole, weder auf Treue noch auf Glauben – wovon ich nicht weiß, was es bedeuten soll –, denn das Antlitz der Schmerzenreich ist das des Haushofmeisters; aber dessenungeachtet ist der Haushofmeister nicht die Schmerzenreich, denn daß er das sein sollte, führt einen außerordentlichen Widerspruch mit sich, den es jetzt nicht Zeit ist, auseinanderzusetzen, denn dieses würde uns in sehr verworrene Labyrinthe verwickeln. Glaube mir, Freund, daß wir es nötig haben, Gott im rechten Ernste zu bitten, daß er uns beide von den bösen Hexenmeistern und den bösen Zauberern befreien möge.«
»Es ist auch kein Spaß, gnädiger Herr«, versetzte Sancho, »sondern ich hörte ihn vorher sprechen, und es war mir ge rade, als wenn mir die Stimme der Dreischleppina in die Ohren klänge. Nun gut, ich will jetzt schweigen; aber ich will es nicht lassen, von nun an aufmerksam zu sein, um zu sehen, ob ich noch ein anderes Merkmal entdecke, das meinen Verdacht bestätigt oder widerlegt.«
»Dieses sollst du tun, Sancho«, sagte Don Quixote, »und wirst mir von allem Nachricht geben, was du hierin entdecken magst, sowie von allem, was dir bei deiner Regierung begegnet.«
Sancho reiste nun wirklich, von vielen Leuten begleitet, ab, gekleidet als Gelehrter, angetan mit einem sehr weiten Mantel von bemoortem Kamelott, nebst einem Barett von demselben Zeuge; er saß in kurzen Bügeln auf einem Maultiere, und hinter ihm ging, auf Befehl des Herzogs, der Graue, mit Zaumzeug und Schmuck, Eseln geziemlich, von glänzender Seide. Sancho wandte von Zeit zu Zeit das Haupt, um seinen Esel zu sehen, in dessen Gesellschaft er so zufrieden fortzog, daß er nicht mit dem Kaiser von Deutschland getauscht hätte.
Als er sich den Herzogen empfahl, küßte er ihnen die Hände und empfing den Segen von seinem Herrn, der ihm denselben mit Tränen gab und den Sancho mit Heulen und Schluchzen empfing.
Laß nun, geliebter Leser, in Frieden und zu glücklicher Stunde den wackeren Sancho ziehen und erwarte zwei Scheffel voll Gelächter, die es dir verursachen wird, zu erfahren, wie er sich in seinem Amte aufführte; indessen merke auf, um zu hören, was
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