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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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sich in dieser Nacht mit seinem Herrn zutrug, und wenn du auch über ihn nicht lachst, so wirst du doch ein heimliches Lächeln nicht unterdrücken können, denn alle Begebenheiten des Don Quixote müssen entweder durch Bewunderung oder durch Lachen gefeiert werden.
    Man erzählt, daß, als Sancho kaum abgereist war, Don Quixote schon seine Einsamkeit fühlte und ihm gern Amt und Statt halterschaft wieder genommen hätte, wenn es möglich gewesen wäre. Die Herzogin sah seine Melancholie und fragte ihn, worüber er trauere, daß, wenn es wegen Sanchos Abwesenheit geschehe, sie Stallmeister, Dueñas und Jungfrauen genug in ihrem Hause habe, welche ihn ganz nach seinen Wünschen bedienen würden.
    »Es ist wahr, gnädige Frau«, antwortete Don Quixote, »daß ich die Abwesenheit Sanchos empfinde; aber dieses ist nicht die vorzüglichste Ursache, die mir diesen Anschein von Traurigkeit gibt. Von den vielen Anerbietungen Eurer Exzellenz nehme ich aber nur den gütigen Willen an, mit welchem sie geschehen, übrigens aber bitte ich Eure Exzellenz, mir zu erlauben und zu bewilligen, daß ich mich in meinem Gemache allein bedienen möge.«
    »Wahrlich«, sagte die Herzogin, »Herr Don Quixote, das darf nicht geschehen; sondern es sollen Euch vier von meinen Jungfrauen bedienen, die so schön sind wie die Blumen.«
    »Für mich«, antwortete Don Quixote, »würden sie nicht wie Blumen sein, sondern wie Dornen, die meine Seele stechen. Darum sollen sie so wenig wie irgend etwas anderes, das ihnen ähnlich sieht, in mein Gemach kommen, als ich fliegen kann. Will Eure Hoheit noch weiter fortfahren, mir Gnade zu erzeigen, die ich nicht verdiene, so erlaubt, daß ich mir selbst genüge und mich der Türen meines Innern bediene, daß ich eine Mauer zwischen meine Begierden und meine Keuschheit setze; diese Gewohnheit will ich nicht für jene freie Bewilligung verlieren, die Eure Hoheit mir erzeigen will, und mit einem Worte, lieber will ich in den Gewändern schlafen als zugeben, daß jemand mich entkleide.«
    »Nicht weiter, nicht weiter, Herr Don Quixote«, versetzte die Herzogin; »für meine Person will ich die Anordnung treffen, daß auch nicht einmal eine Fliege in Euer Zimmer komme, viel weniger ein Mädchen; durch mich soll die Sittsamkeit des Herrn Don Quixote nicht gefährdet werden, denn wie es mir jetzt ein leuchtet, so ist diese Tugend unter allen seinen Vorzügen diejenige, welche am meisten hervorglänzt. Entkleidet Euch, mein edler Herr, und zieht Euch an, allein und auf Eure Weise, wie und wann Ihr wollt, denn niemand wird Euch daran verhindern, darum sollt Ihr in Eurem Gemache die nötigen Gefäße finden, welche der braucht, der allein bei verschlossenen Türen schläft, damit Euch kein natürliches Bedürfnis sie zu öffnen zwinge. Es lebe durch ewige Zeiten die große Dulcinea von Toboso, und ihr Name sei über die ganze Rundung der Erde ausgebreitet, weil sie es verdiente, von einem so tapferen und tugendhaften Ritter geliebt zu werden, und die gütigen Himmel mögen nur dem Sancho Pansa, unserem Statthalter, das Verlangen einflößen, bald seine Büßungen zu vollenden, damit die Welt wieder die Schönheit einer so großen Dame genießen könne.«
    Worauf Don Quixote sagte: »Eure Hoheit hat gesprochen ganz wie Ihr selbst, denn aus dem Munde edler Frauen kann nichts Unedles kommen, und Dulcinea wird dadurch in der Welt glückseliger und berühmter sein, daß sie von Eurer Hoheit gelobt ist, als durch alle jene Lobeserhebungen, die ihr die beredtesten Zungen der Erde erteilen könnten.«
    »Nun denn, Herr Don Quixote«, versetzte die Herzogin, »die Stunde des Abendessens ist gekommen, und der Herzog wird uns erwarten; kommt, mein Herr, wir wollen speisen, damit Ihr Euch zeitig schlafen legen könnt, denn die Reise, die Ihr gestern nach Candaya machtet, war nicht so kurz, daß sie Euch nicht sollte einige Müdigkeit verursacht haben.«
    »Ich empfinde gar keine, gnädige Frau«, antwortete Don Quixote, »denn ich darf Eurer Exzellenz schwören, daß ich zeit meines Lebens kein sanfteres Tier geritten habe, das einen besseren Paß gegangen wäre als dieser Zapfenhölzern, und ich begreife nicht, was den Malambruno bewegen konnte, sich einer so leichten und angenehmen Reitgelegenheit zu berauben und sie mir nichts, dir nichts zu verbrennen.«
    »Es läßt sich wohl denken«, antwortete die Herzogin, »daß er voll Reue über alles Böse, was er der Dreischleppina, ihren Gefährten und anderen Personen zugefügt

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