Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
verließ und mich auf die Türme des Stolzes und der Hoffart begab, sind mir tausend Leiden in die Seele gefahren, tausend Mühseligkeiten und viertausend Bekümmernisse.«
    Und indem er diese Worte sagte, zäumte er selbst den Esel auf, ohne daß irgendeiner ein Wort gesprochen hätte. Als er den Grauen aufgezäumt hatte, stieg er mit großer Mühe und Anstrengung auf und wandte sich mit seinen Reden an den Haushofmeister, den Sekretär, den Speisemeister und Pedro Recio, den Doktor, nebst vielen anderen, die zugegen waren, also sprechend: »Macht Platz, meine Herren, und laßt mich in meine vorige Freiheit zurück; laßt mich mein ehemaliges Leben wieder suchen, damit ich von diesem gegenwärtigen Tode wieder auferstehe. Ich bin nicht dazu gemacht, Statthalter zu sein oder Inseln oder Städte zu verteidigen, die von den Feinden, den ersten besten, bestürmt werden. Mir steht es besser, zu pflügen und zu ackern, die Weinstöcke zu binden und zu beschneiden als Gesetze zu geben oder Provinzen und Königreiche zu verteidigen. Sankt Peter befindet sich wohl in Rom; ich meine, daß jeder sich wohl befindet, wenn er das Handwerk treibt, wozu er geboren wurde. In meiner Hand nimmt sich eine Sichel besser aus als das Szepter des Statthalters; ich will mich lieber an Wassersuppe satt essen als der Knickerei eines abgeschmackten Arztes unterworfen sein, der mich mit Hunger umbringt; ich will mich im Sommer lieber im Schatten einer Eiche ausruhen und mich im Winter nach meiner Gemächlichkeit in zwei Schafpelze wickeln als bei der Qual der Statthalterschaft auf dem feinsten Leinen liegen und mich mit Zobelfellen zudecken. Gott behüte Euch, meine Herren, und sagt dem Herzoge, meinem Gebieter, daß ich nackt geboren wurde und mich noch nackt befinde, ich habe weder gewonnen noch verloren; das heißt, ohne einen Dreier bin ich in die Statthalterschaft gekommen, und ebenso ziehe ich wieder hinaus: gar sehr gegen die Art und Weise, wie die Statthalter von anderen Inseln fortzuziehen pflegen; Platz denn und laßt mich gehen, ich will mir Pflaster auflegen lassen, denn ich glaube, daß mir alle Rippen zerbrochen sind; dank sei es den Feinden, die diese Nacht über mich herspazierten.«
    »Nicht also, Herr Statthalter«, sagte der Doktor Recio, »denn ich will Euer Gnaden einen Trank für die Beulen und Quetschungen geben, daß Ihr sogleich zu Eurer vorigen Stärke und Gesundheit zurückkehren sollt ; und was das Essen betrifft, so verspreche ich Euer Gnaden, mich hierin zu bessern und Euch im Überflusse alles essen zu lassen, wozu Ihr nur immer Lust habt.«
    »Der Senf kommt nach der Mahlzeit«, antwortete Sancho; »ich will ebenso gewiß bleiben, als ich Türke werden will. Dergleichen Späße sind nicht für zwei Mal. Bei Gott, wenn ich in dieser Statthalterschaft bleibe oder eine andere annehme, wenn man sie mir auch auf einer Schüssel brächte, so will ich ebenso gewiß ohne Flügel zum Himmel fliegen. Ich bin vom Geschlechte der Pansas, die alle starrköpfig sind, und habe ich einmal ungerade gesagt, so muß es auch ungerade bleiben, und wenn es auch gerade wäre, mag die ganze Welt reden, was sie will. In diesem Stalle sollen die Flügel der Ameise liegenbleiben, die mich in die Luft getragen haben, damit mich Zaunkönige und andere Vögel fressen konnten, ich will nun wieder auf dem Boden gehen mit recht und schlechten Füßen, die, wenn sie auch nicht mit Schuhen vom feinsten korduanischen Leder geschmückt sind, doch wenigstens ein Paar grobe von Rindsleder haben werden; jede Ziege in ihrem Stalle sich füge, und keiner das Bein weiter strecke, als ihm reicht die Decke, und so laßt mich gehen, denn es wird mir zu spät.«
    Worauf der Haushofmeister sagte: »Herr Statthalter, wir wollten Euch von Herzen gern ziehen lassen, so sehr uns auch Euer Verlust dauert, denn Euer Verstand wie Euer christlicher Wandel verpflichten uns, Euer Bleiben zu wünschen; aber Ihr wißt selbst, daß jeder Statthalter verbunden ist, vor seinem Abzuge von der Verwaltung seiner Würde Rechenschaft abzule gen; diese gebt uns von den acht Tagen, die Ihr regiert habt, und zieht in Gottes Namen.«
    »Keiner kann das von mir fordern«, antwortete Sancho, »wenn es nicht der Herzog, mein gnädiger Herr, befiehlt; ich gehe hin, ihn zu besuchen, und für ihn wird alles parat sein; vollends, da ich so nackt fortziehe, wie ich es tue, braucht es keines andern Beweises, um daraus abzunehmen, daß ich wie ein Engel regiert habe.«
    »Bei Gott, der große

Weitere Kostenlose Bücher