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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Sancho hat recht«, sagte der Doktor Recio, »und ich bin der Meinung, daß wir ihn ziehen lassen, denn der Herzog wird sich unendlich freuen, ihn wiederzusehen.«
    Alle stimmten darin ein und ließen ihn ziehen, indem sie ihm noch ihre Begleitung und alles anboten, was er zur Pflege seiner Person und zur Bequemlichkeit seiner Reise nur verlangen möchte. Sancho sagte, daß er nur etwas Gerste für den Grauen und ein Stück Brot und Käse für sich begehre, denn der Weg sei so kurz, daß er weder mehr noch weniger Futterung dazu bedürfe. Alle umarmten ihn, und er umarmte mit Tränen alle und ließ sie sowohl über seine Reden als über seinen ebenso schnellen als verständigen Entschluß verwundert zurück.

    2. [54.] KAPITEL
    Handelt von Dingen, die zu dieser Geschichte und zu
    keiner andern gehören

    Der Herzog und die Herzogin waren entschlossen, daß die Ausforderung, welche Don Quixote ihrem Vasallen wegen der oben erzählten Sache gesandt hatte, vor sich gehen sollte; und da sich der junge Mensch in Flandern befand, wohin er geflohen war, um die Doña Rodriguez nicht zur Schwiegermutter zu haben, so machten sie Anstalt, daß sich ein gaskonischer Lakai, mit Namen Tosilos, statt seiner stellen sollte, den sie vorher genau unterrichtet hatten, wie er sich zu betragen habe. Nach zwei Tagen sagte der Herzog zu Don Quixote, wie sich innerhalb vier Tagen sein Gegner zeigen und sich im Felde als gewappneter Ritter stellen würde, um darzutun, daß das Mädchen bis an ihren Bart, ja in ihren Bart hinein löge, wenn sie behauptete, daß er ihr sein Wort gegeben, sie zu heiraten. Über diese Nachricht hatte Don Quixote eine große Freude, denn er versprach sich, in dieser Sache Wunder zu tun, und hielt es für ein großes Glück, eine Gelegenheit gefunden zu haben, in welcher er den Her zogen zeigen könne, wie weit sich die Stärke seines gewaltigen Armes erstrecke; mit Ungeduld und Zufriedenheit erwartete er also den Verlauf der vier Tage, die ihm nach seiner Rechnung vier Jahrhunderte dünkten.
    Lassen wir dies aber, wie viele andere Dinge, fahren, um den Sancho zu begleiten, der, halb fröhlich und halb traurig, auf seinem Grauen seine Reise fortsetzte, seinen Herrn aufzusuchen, dessen Gesellschaft ihm mehr Freude machte, als Statthalter über alle Inseln in der Welt zu sein.
    Es traf sich nun, als er sich noch nicht weit von der Insel seiner Statthalterschaft entfernt hatte – denn er hat niemals näher untersucht, ob das, was er regiert hatte, eine Insel, Stadt, ein Flecken oder Dorf gewesen war –, daß er auf dem Wege, den er reisete, sich sechs Pilgrime mit ihren Stäben entgegenkommen sah, von jenen Fremden, die singend Almosen begehren; diese machten, als sie ihm nahe gekommen waren, Front gegen ihn und erhoben alle zugleich ihre Stimmen, indem sie in ihrer Sprache etwas sangen, wovon Sancho kein Wort verstand, außer ein einziges, welches sie deutlich vortrugen, nämlich Almosen, woraus er abnahm, daß sie in ihrem Gesange Almosen begehrten; und da er, wie Cide Hamete sagt, überaus mitleidig war, so nahm er aus seinem Schnappsacke die Hälfte von dem Brot und Käse, womit er sich versorgt hatte; er gab ihnen beides und machte ihnen durch Zeichen deutlich, daß er nichts weiter bei sich habe, was er ihnen geben könnte. Sie nahmen es sehr gern und sagten: »Geld! Geld!« – »Ich verstehe nicht«, antwortete Sancho, »was ihr von mir haben wollt, meine guten Leute.« Hierauf nahm einer von ihnen einen Beutel aus dem Busen und zeigte ihn dem Sancho, um ihm zu verstehen zu geben, daß sie Münze haben wollten; er aber, indem er den Daumen an die Kehle und die übrige Hand ausstreckte, gab ihnen so zu verstehen, daß er keinen Heller Geld bei sich habe, wobei er zugleich seinen Grauen anstieß, um durch sie hin zu reiten; indem er vorbeiritt, betrach tete ihn einer von jenen sehr genau, hielt ihn an, schlug ihm die Arme um den Leib und rief laut in reiner kastilianischer Sprache: »Bei Gott, wen sehe ich? Ist es möglich, daß ich meinen teueren Freund in meinen Armen halte, meinen lieben Nachbar Sancho Pansa? O ganz gewiß, denn ich schlafe nicht, auch bin ich jetzt nicht betrunken.«
    Sancho war verwundert, sich bei seinem Namen nennen zu hören und sich von einem fremden Pilgrime umarmen zu sehen; er betrachtete ihn, ohne ein Wort zu sagen, lange mit der größten Aufmerksamkeit, konnte ihn aber nicht erkennen; da der Pilgrim seine Verwirrung wahrnahm, sagte er zu ihm: »Ist es möglich, Freund Sancho

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