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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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ich mit dem Leibe so fest angeschnürt bin? Das einzige Mögliche ist, daß Ihr mich auf den Armen forttragt und mich in der Quere oder aufrecht an eine Pforte hinstellt, die ich entweder mit dieser Lanze oder mit meinem Leibe behaupten will.«
    »Frisch auf, Herr Statthalter«, sagte ein anderer, »denn die Furcht hindert Euch mehr am Gehen als diese Hölzer; macht fort und führt uns an, denn es ist die höchste Zeit, die Feinde nehmen zu, das Geschrei vermehrt sich, und die Gefahr ist aufs äußerste gekommen.«
    So überredet und geschmäht, versuchte der arme Statthalter sich zu bewegen, aber er fiel mit einem so gewaltigen Schlage zu Boden, daß er meinte, er sei in Stücke gesprungen. Wie eine Schildkröte blieb er liegen, von seinen Schalen eingeschlossen und zugedeckt, oder wie ein Schweinebraten, der zwischen zwei Schüsseln ruht, oder auch wie ein Kahn, der umgekehrt auf den Sand geworfen ist ; auch selbst sein Fall erregte bei diesem spaßenden Volke kein Mitleid; sondern sie löschten vielmehr die Fackeln aus und fingen von neuem an zu schreien und griffen wieder mit der größten Hast zur Verteidigung, indem sie über den armen Sancho wegrannten und ihm unzählige Hiebe auf die Schilde gaben, so daß, wenn er sich nicht zusammengebogen und eingezogen hätte, den Kopf zwischen die Schilde steckend, es dem armen Statthalter übel ergangen wäre, der in seinem engen Zufluchtsort heftig schwitzte und Gott von ganzem Herzen bat, daß er ihn aus dieser Gefahr erlösen möchte. Einige stolperten über ihn, andere fielen auf ihn, und es gab sogar einen, der sich eine geraume Zeit auf ihn stellte und von dort herunter, wie von einem Anstande, die Armee kommandierte, indem er mit lauter Stimme rief: »Hierher welche von den Unsrigen, denn hier dringen die Feinde am häufigsten ein! Jener Posten muß verteidigt werden, jenes Tor verschließt ; werft jene Leitern ab! Die Feuermörser her! Bringt Schwefel und Pech in Kesseln mit brennendem Öle! Sichert die Gassen mit Schanzkörben!« Kurz, er nannte mit dem größten Eifer alle Werkzeuge, Geräte und Instrumente des Krieges, mit denen man beim Sturme eine Stadt zu verteidigen pflegt, und der gequetschte Sancho, der alles hörte und erduldete, sagte zu sich selber: O wollte Gott, daß die Insel nur erst völlig verloren und daß ich tot wäre oder aus dieser großen Angst errettet!
    Der Himmel erhörte sein Gebet, und als er es am wenigsten dachte, hörte er rufen: »Sieg! Die Feinde sind aufs Haupt geschlagen! Auf, Herr Statthalter, erhebt Euch und freut Euch mit uns dieses Triumphes, teilt die Beute mit uns, die wir den Feinden durch die Tapferkeit Eures unüberwindlichen Armes abgenommen haben.«
    »Hebt mich auf«, sagte mit kläglicher Stimme der beklagenswerte Sancho. Sie halfen ihm auf, und als er stand, sagte er: »Den Feind, den ich besiegt habe, mögt Ihr mir vorn an den Kopf nageln; ich verlange keinen Teil an der Beute von den Feinden, sondern worum ich einen Freund, wenn ich einen habe, bitte und ersuche, ist, daß er mir einen Schluck Wein reichen möge, denn ich bin ganz trocken, und daß er mir den Schweiß abtrockne, denn ich fließe ganz auseinander.«
    Sie trockneten ihn, brachten den Wein, banden die Schilde los, er setzte sich auf sein Bett und fiel von dem Schrecken, der Angst und den Schmerzen in Ohnmacht. Nun tat es denen leid, die den Spaß angestellt, daß sie ihn so weit getrieben hatten; nachdem aber Sancho wieder zu sich gekommen war, verminderte sich der Kummer, den ihnen seine Ohnmacht verursacht hatte. Er fragte, welche Zeit es sei; sie antworteten, daß der Morgen schon anbreche. Er schwieg still, und ohne etwas anderes zu sagen, fing er an sich anzuziehen, in das tiefste Stillschweigen versunken, und alle sahen ihm voll Erwartung zu, was aus seinem eiligen Anziehen herauskommen würde. Er war nun angekleidet, und leise, leise, denn er war ermattet und konnte nicht schnell und heftig gehen, begab er sich nach dem Stalle, wohin ihm alle folgten, die sich zugegen befanden; hier ging er auf den Grauen zu, umarmte ihn und gab ihm einen Kuß des Friedens auf die Stirn, worauf er nicht ohne Tränen in die Worte ausbrach: »Komm du zu mir her, mein Gefährte, mein Freund und Mitträger meiner Leiden und Nöten, als ich mit dir noch Kamerad war und ich keine anderen Gedanken hatte, als deinen Sattel und Zeug immer im Stande zu halten und dein Bäuchelchen zu füttern, waren meine Stunden, Tage und Jahre glückselig; aber seit ich dich

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