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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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so glücklich gehen als meinem Herrn Don Quixote von la Mancha, als er sich hinunter in die Höhle jenes bezauberten Montesinos verfügte, wo er Leute fand, die ihn besser als in seinem eignen Hause bewirteten; so daß es recht mit ihm hieß: Den Tisch gedeckt und das Bett gemacht. Dort sah er auch sehr schöne und angenehme Erscheinungen, ich glaube aber, daß ich hier nur Kröten und Schlangen werde zu sehen kriegen! Ach, ich Unglücklicher! Wohin haben mich meine Narrheiten und Einbildungen geführt! Meine Gebeine wird man hier herausnehmen, wenn es dem Himmel gefällt, daß man mich entdeckt, weiß und verschimmelt, und mit ihnen zugleich die Gebeine meines redlichen Grauen, woraus man denn vielleicht abnehmen wird, wer wir sind, wenigstens diejenigen, die es gewußt haben, daß Sancho Pansa sich nie von seinem Esel trennte und sein Esel nie von Sancho Pansa. Noch einmal kann ich sagen: O wir Unglückseligen! Unser schlimmes Glück hat nicht gewollt, daß wir in unserm Vaterlande und bei den Unsrigen sterben sollten, wo, wenn wir auch keine Rettung aus unserm Elende gefunden hätten, es doch Leute würde gegeben haben, die uns bedauerten und uns in der letzten Stunde unserer Wallfahrt die Augen zugedrückt hätten! Oh, du mein Gefährte und Freund, wie schlecht werden dir deine redlichen Dienste vergolten! Vergib mir und bitte das Glück, so gut du es nur immer kannst, daß es uns aus diesem kläglichen Jammer erlöse, in welchem wir uns beide befinden, denn ich verspreche, dir einen Kranz von Lorbeeren auf den Kopf zu setzen, daß du aussiehst wie ein gekrönter Poet, und dir doppeltes Futter zu geben.«
    Auf diese Weise klagte Sancho Pansa, und sein Esel hörte ihm zu, ohne eine einzige Silbe zu antworten: so groß war die Angst und Bedrängnis, in welcher sich der Arme befand. Endlich, nachdem sie diese Nacht unter jämmerlichen Klagen und Seufzern zugebracht hatten, kam der Tag, bei dessen Klarheit und Glanz Sancho sah, daß es die unmöglichste Unmöglichkeit sei, ohne Beistand aus der Grube zu kommen, er fing wieder an zu klagen und zu schreien, um zu sehen, ob ihn jemand hören würde; aber all sein Rufen verlor sich in der Wüste, denn in der ganzen Gegend umher war niemand, der ihn hätte hören können, worauf er sich auch völlig für einen Toten hielt. Der Graue lag da, mit dem Maule nach oben, und Sancho Pansa brachte es so weit, daß er ihn auf die Beine stellte, auf denen er sich kaum erhalten konnte, er nahm hierauf aus dem Schnappsacke, der auch das nämliche Schicksal des Herunterfallens erlitten hatte, ein Stück Brot und gab es seinem Esel, der dies nicht übel aufnahm und zu welchem Sancho sagte, als wenn er es verstände: »Alle Schmerzen lassen sich bei Brot verschmerzen.« Indem entdeckte er auf der einen Seite des Grabens ein Loch, groß genug, daß ein Mensch hindurchgehen konnte, wenn er sich bückte und zusammenkrümmte. Sancho Pansa lief hinzu, kroch hindurch und fand, daß es innerhalb groß und geräumig war, was er auch sehen konnte, denn durch das, was man die Decke nennen könnte, kam ein Sonnenstrahl, der ihm alles zeigte. Er sah, daß es sich zu einer andern, sehr geräumigen Höhle erweiterte. Als er dies wahrgenommen hatte, ging er zurück, wo sein Tier stand, und fing an, mit einem Steine die Erde von der Öffnung wegzuarbeiten, so daß er in kurzer Zeit eine Höhlung machte, durch welche er bequem mit seinem Esel gehen konnte, was er auch tat, und, ihn beim Halfter nehmend, anfing durch die Grube zu wandern, um zu sehen, ob sie nicht auf der andern Seite einen Ausgang hätte: oft ging er im Finstern und oft ohne Licht, aber niemals ohne Furcht. Beim allmächtigen Gott! sagte er zu sich selbst; das, was für mich ein teures Unheil ist, wäre das glücklichste Abenteuer für meinen Herrn Don Quixote. Er würde diese Abgründe und Schlünde für blühende Gärten und die Paläste des Galiana halten, in der Erwartung, aus diesem Dunkel und der Eingeschlossenheit auf eine blühende Wiese zu gelangen; aber ich Unabenteurer, ohne Rat und guten Mut, glaube, daß sich bei jedem Schritte unter meinen Füßen plötzlich noch ein tieferer Abgrund eröffnen wird, der mich dann völlig verschlingt. Du Unglück sei willkommen, solange du noch einzeln kommst.
    Auf diese Art und mit diesen Gedanken glaubte er weiter als eine halbe Meile gegangen zu sein, worauf er eine dämmernde Helligkeit gewahr wurde, die ihm vom Tage herzukommen und durch eine Öffnung hereinzudringen schien, woraus

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