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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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eröffnen, so laßt uns sie angedeihen, denn nie haben wir Euch mit einem Gedanken beleidigen wollen, auch haben wir niemals in die Absichten der unsrigen mit eingestimmt, die allerdings mit Recht verbannt sind.«
    Sancho sagte hierauf: »Ich kenne den Ricote sehr gut und weiß, daß er darin die Wahrheit sagt, wenn er die Anna Felix für seine Tochter ausgibt, auf die übrigen Weitläuftigkeiten aber von Gehen und Kommen, guter oder schlechter Absicht lasse ich mich nicht ein.«
    Fast alle Gegenwärtigen waren über diese seltsame Begebenheit erstaunt, und der General sagte: »Sei es, wie es sei, Eure Tränen erlauben durchaus nicht, daß ich meinen Schwur erfüllen könnte; lebt, schöne Anna Felix, die Jahre Eures Lebens, welche Euch der Himmel bestimmt hat, die Strafe ihres Verbrechens sollen die Verwegenen und Tollkühnen davontragen, welche dieses begangen haben.« Er befahl hierauf, die beiden Türken aufzuknüpfen, welche seine Soldaten getötet hatten; aber der Vizekönig bat ihn sehr dringend, sie nicht umbringen zu lassen, weil sie mehr Torheit als Verwegenheit gezeigt hätten. Der General tat, worum ihn der Vizekönig bat, denn man übt mit kaltem Blute nur selten Rache aus. Es wurde zugleich auf Mittel gesonnen, wie man den Don Gregorio aus der Gefahr befreien könne, in welcher er zurückgeblieben war. Ricote bot für ihn mehr als zweitausend Dukaten, welche er in Perlen und Juwelen bei sich hatte. Viele Anschläge wurden gemacht; aber keiner war so ausführbar als der, welchen der spanische Renegat angab, welcher sich erbot, auf einer kleinen Barke von sechs Rudern, mit christlichen Ruderern besetzt, nach Algier zurückzukehren, denn er wußte, wann, wo und wie er an das Land steigen müßte; auch war ihm das Haus nicht unbekannt, in welchem Don Gaspar geblieben war. Der General und der Vizekönig hatten Bedenken, sich auf den Renegaten zu verlassen und ihm die Christen zu vertrauen, die an die Ruder gestellt werden sollten. Anna Felix verbürgte sich für ihn, und ihr Vater Ricote sagte, daß er die Christen wieder auslösen wolle, wenn sie in die Gefangenschaft geraten sollten. Nachdem dieses beschlossen war, stieg der Vizekönig wieder ans Land, und Don Antonio Moreno führte die Moriske und ihren Vater mit sich, und der Vizekönig bat ihn, sie so gut und freundlich zu bewirten, als es ihm nur möglich sei; wobei er alles anbot, was in seinem Hause zu ihrer Bewirtung dienen könne: so groß war das Wohlwollen und die Freundschaft, welche die Schönheit der Anna Felix seinem Herzen eingeflößt hatte.

    12. [64.] KAPITEL
Erzählt das Abenteuer, welches dem Don Quixote von
allen, die er bis dahin erlebt hatte, den meisten Verdruß
erregte

    Die Gemahlin des Don Antonio Moreno, so erzählt die Geschichte, war sehr vergnügt darüber, die Anna Felix in ihrem Hause zu sehen. Sie nahm sie sehr freundlich auf, sowohl von ihrer Schönheit wie von ihrem Anstande bezaubert, denn in dem einen wie dem andern war die Moriske außerordentlich, und alle aus der Stadt kamen, als wenn die Sturmglocken geläutet wären, um sie zu sehen.
    Don Quixote sagte dem Don Antonio, daß der Entschluß, den sie gefaßt hätten, um den Don Gregorio zu befreien, nicht gut sei, denn er scheine mehr gefährlich als ausführbar, besser wäre es, daß sie ihn nach der Barbarei mit seinen Waffen und seinem Pferde übersetzten, so wolle er ihn der ganzen Mohrenschaft zum Trotz abholen, wie es Don Gaiferos mit seiner Gemahlin Melisendra getan habe.
    »Bedenkt aber, gnädiger Herr«, sagte Sancho, der dies hörte, »daß der Herr Don Gaiferos seine Gemahlin vom festen Lande abholte und sie nach dem festen Lande nach Frankreich brachte; hier, wenn wir auch den Don Gregorio haben sollten, wissen wir nicht, wie wir ihn nach Spanien bringen sollen: denn die See liegt dazwischen.«
    »Für alles gibt es ein Mittel, außer für den Tod«, antwortete Don Quixote; »denn haben wir nur eine Barke am Ufer, so können wir uns einschiffen, wenn es auch die ganze Welt verhindern wollte.«
    »Ihr malt die Sache sehr schön und leicht«, sagte Sancho; »aber zum Tun vom Sprechen tut noch viel gebrechen, ich halte mich an den Renegaten, denn der scheint mir ein ehrlicher Mann, dem das Herz auf der rechten Stelle sitzt.«
    Don Antonio sagte, daß, wenn die Sache dem Renegaten nicht gelinge, man das Mittel ergreifen wolle, den großen Don Quixote nach der Barbarei überzusetzen.
    Nach zwei Tagen fuhr der Renegat auf einer leichten Barke mit sechs Rudern

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