Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
wisse, wer dieser Ritter vom silbernen Monde sei, und ob es ein Spaß wäre, den man mit Don Quixote anstellen wolle. Don Antonio antwortete ihm, daß er weder wisse, wer er sei noch ob diese Ausforderung Spaß oder Ernst vorstelle. Diese Antwort verwirrte den Vizekönig so, daß er nicht wußte, ob er den Zweikampf sollte vor sich gehen lassen oder nicht; da er aber gar nicht anders glauben konnte, als daß es ein Scherz sei, so trat er zurück und sagte: »Meine Herren Ritter, wenn es hier kein anderes Mittel gibt, als zu bekennen oder zu sterben, und der Herr Don Quixote schwarz ausspielt und der edle Ritter von dem silbernen Monde rot, so sei es, und frisch daran!«
    Der vom silbernen Monde dankte mit zierlichen und höflichen Redensarten dem Vizekönige für die gegebene Erlaubnis, und Don Quixote tat das nämliche. Dieser, sich dem Himmel und seiner Dulcinea von ganzem Herzen empfehlend, wie er beim Beginnen aller Schlachten, welche er ausfocht, zu tun pflegte, wandte noch einmal um, um etwas mehr Feld zu gewinnen, weil er sah, daß sein Gegner es ebenso machte, und ohne daß eine Trompete oder ein anderes kriegerisches Instrument geblasen wurde, ließen beide in dem nämlichen Augenblicke ihren Pferden den Zügel schießen, und da das Roß des vom silbernen Monde flüchtiger war, so traf es auf Don Quixote, bevor dieser ein Dritteil des Weges gemacht hatte, und zwar mit solcher heftigen Gewalt, daß, ohne ihn mit der Lanze zu berühren – die er dem Anscheine nach mit Vorsatz aufhob –, Rozinante samt dem Don Quixote mit einem erschrecklichen Falle zur Erde niedergestürzt wurden. Er machte sich sogleich über ihn, stellte ihm die Lanze auf das Visier und sagte: »Ihr seid überwunden, Ritter, und auch tot, wenn Ihr nicht die Bedingungen unsers Kampfes erfüllt.«
    Don Quixote, betäubt und zermalmt, ohne das Visier zu erheben, als wenn er aus einem Grabe heraus gesprochen hätte, sagte mit schwacher und kranker Stimme: »Dulcinea ist das schönste Weib auf der Welt und ich der unglücklichste Ritter auf Erden, und es ziemt sich nicht, daß meine Schwäche diese Wahrheit verleugne; stoßt zu mit der Lanze, Ritter, und raubt mir ebenso das Leben, wie Ihr mir die Ehre geraubt habt.«
    »Dieses werde ich wahrlich nicht tun«, sagte der vom silbernen Monde; »es lebe, es lebe im vollen Glanze ihres Ruhmes die Schönheit der Dame Dulcinea von Toboso, denn ich begnüge mich damit, daß der große Don Quixote sich auf ein Jahr nach seiner Heimat zurückbegebe, oder auf so lange, als es ihm von mir geboten wird, wie wir vorher ausgemacht haben, ehe wir diesen Zweikampf unternahmen.«
    Alles dieses hörten der Vizekönig und Don Antonio nebst vie len andern, die zugegen waren, sie hörten auch, wie Don Quixote antwortete, daß, weil nichts gefordert würde, das zur Herabsetzung der Dulcinea gereichte, er alles übrige, als ein gewissenhafter und wahrhafter Ritter, erfüllen wolle. Nachdem dieses Geständnis abgelegt war, lenkte der vom silbernen Monde um, verneigte das Haupt gegen den Vizekönig und ritt in einem kurzen Galopp nach der Stadt. Der Vizekönig sagte dem Don Antonio, daß er ihm folgen möchte und auf alle Weise erfahren, wer er sei.
    Man nahm Don Quixote auf, machte ihm das Gesicht frei und fand, daß er blaß und voller Schweiß war. Rozinante konnte sich von dem schlimmen Falle für jetzt nicht von der Stelle bewegen. Sancho, ganz traurig, ganz schwermütig, wußte nicht, was er sagen, nicht, was er tun sollte. Es war ihm, als sei der ganze Vorfall in einem Traume geschehen und als müßte alles nur vermittelst Bezauberung zugehen. Er sah seinen Herrn überwunden und verpflichtet, in einem Jahre keine Waffen zu nehmen. Er sah das Licht von dem Ruhme seiner Taten verdunkelt, die Hoffnungen seiner neuen Versprechungen vernichtet, so wie der Rauch im Winde verflattert. Er war in Sorge, ob Rozinante lahm oder nicht oder seinem Herrn die Glieder verrückt bleiben würden; welches ein großes Glück gewesen, wenn nur die Glieder verrückt geblieben wären. Dieser wurde endlich in eine Sänfte gesetzt, welche der Vizekönig bringen ließ, und nach der Stadt getragen, wohin sich der Vizekönig auch begab, in der Absicht, zu erfahren, wer der Ritter vom silbernen Monde gewesen sei, der den Don Quixote in so widerwärtige Lage versetzt hatte.

    13. [65.] KAPITEL
In welchem man findet, wer der vom silbernen Monde
war, nebst der Befreiung des Don Gregorio und andern
Begebenheiten

    Don Antonio Moreno folgte dem

Weitere Kostenlose Bücher