Donaugrund (German Edition)
Poltern auf den Parkettboden. Nur der Schlüssel blieb unauffindbar. Sie hob das Handy auf und lauschte konzentriert in die Stille. Als die Kaffeemaschine in der Küche zu rumpeln anfing, schrie sie auf. Wer war hier?
»Hallo?« Und warum antwortete ihr diese Person nicht?
Das Bild der Taube erschien vor ihrem inneren Auge. » GIB ENDLICH AUF , SONST …« Sonst würde man sie einfach aus dem Weg räumen? Jetzt? Wer war dort an der Kaffeemaschine? Sollte sie nachsehen? Und demjenigen, der hinter ihr her war, somit direkt in die Arme laufen? Sie schluckte, ihre ausgedörrte Kehle schmerzte.
Aber vielleicht gab es ja doch eine ganz einfache Erklärung. Wahrscheinlich war ihr der Schlüssel einfach im Büro aus der Tasche gefallen, als sie sie heute Morgen mit Schwung auf den Boden neben ihren Rollcontainer geworfen hatte. So musste es sein.
So leise sie konnte, rannte sie den Flur entlang zurück zum Büro. Erst als sie dort wieder das Licht einschaltete, fiel ihr ein, dass sie jetzt in der Falle saß, wenn dort draußen wirklich jemand war, der ihr Böses wollte. Sie brauchte diesen verdammten Schlüssel, jetzt sofort! Fieberhaft suchte sie den Boden ab. Nichts. Sie sank auf die Knie und suchte unter dem Schreibtisch. Auch hier – nichts. Verdammter Mist! Sie schluchzte leise auf, doch dann hielt sie inne. Waren das Schritte, draußen auf dem Flur? Oder bildete sie sich das ein?
Sie sprang auf und klemmte den Besucherstuhl unter den Türgriff. Was jetzt? Sie musste jemanden anrufen. Irgendeinen der Kollegen, der schnell hier sein und sie befreien konnte. Wenn sich die Person, die es auf sie abgesehen hatte, wirklich hier aufhielt, dann war sie eindeutig in Gefahr. Und … wenn es wirklich dieselbe Person war, die auch Jan auf dem Gewissen hatte?
Mit einem unterdrückten Schluchzen griff Celia nach ihrem Handy. Sollte sie André anrufen? Konnte sie ihn schon wieder um Hilfe bitten, nach dem, was gestern Abend vorgefallen war? Nein, beantwortete sie sich die Frage selbst. Besser Simone. Die konnte innerhalb von fünf Minuten hier sein, wenn sie ihren zu breit geratenen Hintern in den Jeep wuchtete.
Es dauerte, bis sie mit ihren schweißnassen, zitternden Händen die Nummer gefunden hatte. Draußen auf dem Flur war es still. Endlich wählte sie die Nummer und hörte auf das nervenzerreißende Tuten des Freizeichens. »Geh schon ran!«
Doch Simone tat ihr den Gefallen nicht. Warum ging sie ausgerechnet jetzt nicht ans Handy? Sie war doch sonst rund um die Uhr erreichbar!
Also doch André? Mit einem Ziehen in der Magengegend gestand sich Celia ein, dass sie keine Alternative hatte. Zum Glück hatte sie André im Kurzwahlspeicher, und tatsächlich hob er schon nach dem ersten Klingeln ab.
»André, du musst mir helfen«, beschwor sie ihn flüsternd. »Mein Schlüssel ist weg, ich komm nicht aus der Firma raus. Und ich glaube, hier ist noch jemand …«
»Wenn noch jemand da ist, kann der dir nicht aufschließen?«, fragte André zögerlich. Natürlich war er noch gekränkt. Natürlich wollte er ihr noch die kalte Schulter zeigen.
»Ich …«, schluchzte Celia auf. Ihr war so kalt. Was, wenn André ihr nicht zu Hilfe kam? »Ich habe Angst, André! Bitte … komm.«
»Okay, ich bin gleich da.« Mit diesen Worten legte er auf, und Celia versuchte, ihr stampfendes Herz zu beruhigen. Nur noch ein paar Minuten, dann würde André sie befreien. Nur noch ein paar Minuten, dann wäre sie nicht mehr allein. Dann wäre sie endlich in Sicherheit.
NEUN
Aufgebracht warf Raphael den Hörer zurück auf die Gabel. Es wäre eindeutig besser gewesen, Herbert den Anruf annehmen zu lassen, aber der hatte beim Klingeln von Sarahs Apparat natürlich nur wieder unbeteiligt aus dem Fenster gesehen.
Fuck. Vor der ersten Tasse Kaffee daran erinnert zu werden, dass er kurz davorstand, Sarah an das LKA zu verlieren, war ein denkbar beschissener Start in den Tag. Dabei kreisten seine Gedanken ohnehin die meiste Zeit um diesen Mist, legte er jedes von Sarahs Worten auf die Goldwaage, um eine Tendenz erkennen und sich mental auf ihre Entscheidung einstellen zu können. Verdammte Scheiße, Jordan, kehrt denn in deinem Leben nie Ruhe ein? Denn das war es, wonach er sich am meisten sehnte: Ruhe. Das sichere Wissen, dass er abseits seines Jobs endlich für eine Weile aufhören konnte, mit Herausforderungen zu kämpfen. Magere zwei Monate fielen leider nicht unter seine Definition von »eine Weile«.
»Sogar der Schneck findet, dass wir
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