Donaugrund (German Edition)
die Gegenüberstellung machen sollten!« Sarah kam schwungvoll und mit einem strahlenden Lächeln ins Büro gepoltert. Als sie Raphael ansah, erstarb das Lächeln jedoch schlagartig. »Hey, was ist?«
»Dein Vater hat angerufen«, antwortete er. Herbert warf ihm einen erstaunten Blick zu, aber Raphael war einfach nicht in der Lage, die Kühle in seiner Stimme zu verbergen. »Ich soll seiner Tochter, der – ich zitiere – ›Karrierefrau‹, ausrichten, dass er einen guten Makler in München kennt, der nach einer Wohnung für dich sucht. Und über die Provision brauchst du dir selbstverständlich keine Gedanken zu machen.«
Wenigstens hatte Sarah den Anstand, blass zu werden. »Spinnt der? Und woher weiß er überhaupt –?«
»Anna.« Sarahs kleine Schwester sorgte zuverlässig dafür, dass jedes Mitglied der Familie Sonnenberg stets auf dem neuesten Stand war. Das schien wohl überall das Vorrecht der kleinen Schwestern zu sein – Miriam hielt seine Eltern schließlich auch über jede noch so unwichtige Wendung in Raphaels Leben auf dem Laufenden. Wobei die nun von Anna verbreitete Wendung in Sarahs Leben natürlich alles andere als unwichtig war. Leider.
Sarah sank auf ihren Drehstuhl und starrte geistesabwesend auf ihren Monitor. Keine Anzeichen dafür, dass sie ihren Vater zurückrufen und diese voreilige Wohnungssuche stoppen wollte. War ihre Entscheidung vielleicht doch schon gefallen? Und sollte er wieder mal als Letzter davon erfahren?
Jordan, hör auf mit der Grübelei und mach endlich deinen Job. »Herbert, übernimmst du Wunderlich und organisierst uns sieben bebrillte, kräftige Kollegen mit kurzem blondbraunen Haar und dunklen Jacken für die Gegenüberstellung?«
»Wenn’s sein muss«, antwortete Herbert ohne jeden Enthusiasmus, aber heute konnte Raphael sich noch nicht einmal darüber aufregen.
Sarah hatte immer noch nicht nach dem Hörer gegriffen, starrte nur trübsinnig vor sich hin. Überlegte sie jetzt, wie sie es ihm schonend beibringen sollte? Er hielt das einfach nicht mehr aus. »Bin gleich wieder da«, murmelte er und sprang auf. Sarahs Blick prickelte in seinem Nacken, als er das Büro verließ und den Weg zu den Räumen des K3 einschlug.
Moritz sah mit missmutiger Miene von einem Stapel Papier auf, als Raphael sein Büro betrat.
»Ich wollte gerade zu euch«, sagte er und hieb mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Das ist der Bericht vom Erkennungsdienst. Keine Übereinstimmung des Drohbriefs mit einer der HEUREKA -Druckerproben, keine Spuren auf dem Brief und der toten Taube und ein pampiger Kommentar von dem Kollegen, der sich für nix und wieder nix die Nacht mit dem Abgleich der Ausdrucke um die Ohren geschlagen hat.« Er sank entmutigt in seinen Drehstuhl zurück. »Ich wusste doch, dass das nichts bringt.«
»Also hat derjenige den Liebesbrief für die Kleingrün anderswo vorbereitet«, folgerte Raphael. »Wenn ich ehrlich bin, hatte ich nichts anderes erwartet.«
»Und weshalb haben wir dann gestern diese ganzen Scheißausdrucke eingesammelt?« Moritz bedachte Raphael mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Weil das ein Klacks ist gegen die Scheiße, in der wir sitzen würden, falls sich im Nachhinein herausstellt, dass der Drohbrief mit dem Mord an Wahlner zu tun hat und noch dazu aus einem der Firmendrucker stammt.« Raphael lächelte ihm nachsichtig zu. Wenigstens hatte Moritz ihn mit seinen Neuigkeiten für ein paar Sekunden abgelenkt. »Kann man denn vielleicht anhand des Ausdrucks mehr über den Drucker herausfinden?«
»Man kann versuchen, die Tinte genauer zu untersuchen und so Rückschlüsse auf das Gerät zu ziehen. Das ist dann aber wirklich ein Fall fürs LKA , dauert also wohl länger«, antwortete Moritz mit betrübter Miene.
»Hast du das schon in Auftrag gegeben?«
»Ja … Äh, nein.« Moritz sah ihn für einen Moment ungläubig an, dann fing er sich wieder. »Mach ich gleich«, fügte er beflissen hinzu.
»Gut«, antwortete Raphael knapp. »Aber weshalb ich eigentlich hier bin: Hast du eine Zigarette für mich?«
»In der Jacke dort drüben. Warum, rückt Sarah etwa keine raus?«, feixte Moritz.
»Mir war gerade nicht danach, sie anzubetteln.« Schlechte Antwort. Sein Privatgedöns hatte in der Arbeit schließlich nichts verloren.
»Ärger?«, fragte Moritz prompt. »Hast du Bock, zur Aufheiterung heute Abend mit ins ›da Silva‹ zu kommen?«
Einen Moment war Raphael versucht, zuzusagen. Hatte Miriam ihm nicht auch kürzlich erst
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