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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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wegen – Königs zurückhaltender, bescheidener Art keinerlei Zweifel an seiner Täterschaft hegten.
    »Jetzt bist du also plötzlich nicht mehr überzeugt?«, fragte Raphael enttäuscht und erstickte Moritz’ Antwort auf meine Frage mit einer ungeduldigen Handbewegung im Keim.
    »Nein, irgendwie nicht«, antwortete ich zögerlich. »Ich glaube, er ist einfach ein netter Kerl. Ein kleiner Pechvogel zwar, aber auch nicht so sehr vom Schicksal benachteiligt, dass er plötzlich durchdreht und zum Mörder und Saboteur mutiert.« Ich ignorierte Moritz’ zweifelnden Blick. »Und ich glaube, er liebt sie wirklich und leidet selbst darunter, dass es ihr so schlecht geht.«
    Schweigen.
    »Aber vielleicht bin ich auch nur zu gutgläubig«, fügte ich schließlich hinzu.
    Keiner der anwesenden Herren schien diese Äußerung eindeutig bestätigen zu wollen.
    Allerdings widersprach auch niemand.
    »Vielleicht hat er eine gespaltene Persönlichkeit? Vielleicht will er sich an ihr rächen, wenn die dunkle Macht von ihm Besitz ergreift, und weiß dann nachher nichts mehr davon?«, phantasierte Moritz mit Begeisterung.
    »Sag mal, hast du gestern Abend schon wieder gesoffen?«, fragte Raphael nur.
    »Vielleicht sollten wir anders an die Sache herangehen«, antwortete Moritz eifrig, ohne auf Raphaels Frage einzugehen. »Auf wen passt Wunderlichs Täterbeschreibung?«
    Raphael verzog skeptisch das Gesicht, wie immer, wenn es um Wunderlichs Glaubwürdigkeit ging. »Mittelgroß, mittelbreit, kurzes blondbraunes Haar, Brille. Ich würde sagen, auf circa drei Millionen Deutsche?«
    »In der Firma, Mann«, knurrte Moritz.
    »Auf Sascha Hoyer«, antwortete ich schnell, um abzulenken. Leider vergeblich.
    »Und auf André König«, fiel Raphael mir sofort in den Rücken. »Wie wir’s drehen und wenden, er hat das stärkste Motiv. Alles passt zusammen.«
    »Nachdem ihr so überzeugt seid«, entschied ich, »will ich eine Gegenüberstellung.« Jetzt war Aktivität gefragt, die Zeit lief uns ohnehin schon davon.
    »Mit dem bekifften Wunderlich?« Raphael sah mich entgeistert an.
    »Als Beweis wird seine Aussage wahrscheinlich nicht reichen«, erwiderte ich. »Aber wenn wir dann wenigstens eine Ahnung haben, ob wir weiter gegen König ermitteln sollen …«
    »Gar wankelmütig ist das Weib.« Raphael grinste. »Du willst doch plötzlich, dass er unschuldig ist, oder?«
    »Ja«, antwortete ich frei heraus. »Auch wenn uns das leider keinen Schritt weiterbringt. Und genau deshalb fragen wir Wunderlich.«
    »Scheißegal«, stimmte Raphael endlich zu. »Versuchen können wir’s.«
    »Holen wir den Hoyer auch mit dazu?«, fragte Moritz mit leuchtenden Augen. Endlich war mal was los hier, das schien ihm zu gefallen.
    »Das kannst du nicht bringen«, antwortete Raphael, und ich atmete auf. In Gedanken hatte ich mich schon wieder mühsam diskutieren sehen. »Das wäre ein psychologisches Desaster – Chef und Angestellter, die bei der Gegenüberstellung feststellen, dass sie anscheinend beide die Hauptverdächtigen sind … Das gäbe nicht nur bei der HEUREKA böses Blut und Probleme. Irgendeiner der beiden ist mit Sicherheit unschuldig, aber es wird trotzdem was haften bleiben, verstehst du? Und mehr Misstrauen braucht es hier nun wirklich nicht mehr.«
    Moritz zuckte wenig überzeugt die Achseln.
    »Für den Hoyer denken wir uns was anderes Hübsches aus«, beruhigte ich ihn. »Aber was ist eigentlich mit dem Drohbrief?«
    »Ist schon für den Erkennungsdienst abgeholt worden, zusammen mit der Taube«, antwortete Moritz beflissen.
    »Nein, ich meine … Kann man irgendwie rausfinden, ob der Schrieb aus einem Drucker von hier stammt?«
    »Eigentlich ist das ein Fall für die Kriminaltechniker im LKA , aber das kann bekanntlich dauern. Allerdings haben unsere Erkennungsdienstler gesagt, sie können es – mit Vergleichsproben aus allen Druckern – zumindest versuchen.« Moritz schien wenig überzeugt. »Dann würde man womöglich anhand der Unregelmäßigkeiten im Druckbild eine Übereinstimmung erkennen.«
    »Na also.« Ich versuchte, den Schatten, der bei der Nennung des LKA über Raphaels Gesicht gefallen war, auszublenden. »Worauf warten wir noch?«
    Einige enervierende Stunden später klingelte ich endlich an Raphaels Tür. Feierabend. Fast zu schön, um wahr zu sein.
    Wir hatten Ausdrucke sämtlicher HEUREKA -Mitarbeiter gesammelt, zur Bestürzung der Erkennungsdienstler den kompletten Stapel im Labor abgeladen, klargemacht, dass die Zeit

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