Donaugrund (German Edition)
zerstörerische Verzweiflung noch in den Knochen.
Auch Moritz, der es sich auf meinem Schreibtisch bequem gemacht hatte, und Herbert grinsten uns zufrieden entgegen. »Na also«, sagte Herbert und kratzte sich gemütlich die Wampe.
»Geht doch.« Belustigt lehnte sich Raphael mit verschränkten Armen an seinen Schreibtisch.
Eigentlich war mir danach, auf meinen Drehstuhl zu sinken und meinen trüben Gedanken nachzuhängen. Oder mich gleich zu Hause im Bett zu verkriechen. So ging es mir immer, wenn ich erkannte, was einen Menschen dazu bewog, das Leben eines anderen auszulöschen, aber Simone Geiers Komplexe, die sich im Laufe ihres Lebens manifestiert haben mussten, zusammen mit ihrem blindwütigen Ehrgeiz fand ich persönlich noch schockierender als einen geplanten Mord aus Habgier, Rachsucht oder purer Boshaftigkeit. In meinen Augen war sie ursprünglich genau das nicht gewesen: eine bösartige Mörderin. Unterdrückte Wut, verzweifelte Angst und eine fast wahnhafte Fixierung auf das Einzige, worauf sie stolz war – ihre Intelligenz und Aufopferungsbereitschaft, die zwingend zu einer großen Karriere zu führen hatten –, hatten sie so weit gebracht.
Ich seufzte – und besann mich dann doch eines Besseren. Herberts zunächst verblüffter, dann erfreuter Blick, als ich ihm ein schmatzendes Bussi auf die Wange drückte, lenkte mich zum Glück von meinen eigenen tristen Gedanken ab.
»Wofür war das?«, fragte er und kratzte sich den haarlosen Hinterkopf.
»Hättest du mich nicht mit den verschollenen Geschäftsreise-Unterlagen genervt, würden wir immer noch im Trüben fischen. Und ab Montag unverrichteter Dinge die SOKO ›Stadtpark‹ verstärken und dabei deprimiert über Wahlners Mörder nachgrübeln. Danke, mein Bester.«
Raphael schlug ihm anerkennend auf die Schulter. »Ohne dich hätten wir das glatt übersehen.«
»Äh, ja …«, brummelte er verlegen, aber trotzdem strahlend. »Ihr sollt übrigens zum Chef. Er wusste ja, dass ihr das hinkriegt, blablabla, das Übliche.« Verschmitzt zwinkerte er mir zu.
»Eben, das Übliche.« Raphael ließ sich an seinem Schreibtisch nieder und fuhr seinen PC hoch. »Magst du dir das Lob zusammen mit Moritz abholen, Spatzl? Ich weiß ja eh im exakten Wortlaut, was ich verpasse.«
»Kein Problem. Was machst du in der Zwischenzeit?«
Mit einem Lächeln lehnte er sich zurück. »Ich? Ich habe ein Abo zu kündigen.«
Herbert und Raphael sollten recht behalten.
»Und deshalb … Es war ja klar, dass … Hätte mich auch gewundert, wenn … Schließlich kann man sich auf Sie verlassen …«
Blablabla. Während Moritz mit stolzgeschwellter Brust neben mir saß und von Sekunde zu Sekunde größer wurde, hatte ich Mühe, mich auf Schneckmayrs Worte zu konzentrieren. Wahrscheinlich hatte ich sie einfach schon einmal zu oft gehört.
»… und ab Montag sind Sie und Herr Jordan dann mit der SOKO ›Stadtpark‹ im Einsatz, Frau Sonnenberg. Wäre ja gelacht, wenn wir mit Ihnen beiden nicht schnell zu einem Ergebnis kommen würden.« Schneck bedachte mich mit einem motivierenden Lächeln.
Dass der aber auch immer gleich so übertreiben musste.
»Und Sie, Herr Lochbihler«, fuhr er ungebremst fort, »haben sich wohlgefühlt im Team?«
Moritz’ Augen strahlten. »Sehr. Und es war halt auch eine etwas größere Herausforderung als –«
»Ich weiß, ich weiß«, fiel Schneck ihm ins Wort und winkte ab. »Ich werde bei Gelegenheit mal ansprechen, wie und in welchem Kommissariat es mit Ihnen weitergeht.«
Hatte er Moritz etwa insgeheim schon als meinen Nachfolger auserkoren?
»D… Danke«, stammelte Moritz gleichermaßen überrascht wie begeistert.
»Also dann«, sagte Schneck abschließend. »Vielen Dank für die geleistete Arbeit. Sie können stolz auf sich sein.«
Darüber war ich wie üblich noch im Zweifel.
Schneck stand auf, und ich hätte mich nicht gewundert, wenn er nun zu allem Überfluss in seiner grenzenlosen Begeisterung auch noch die Hänschen-Rosenthal-Nummer abgezogen hätte. Er war anscheinend wirklich der Meinung, das war spitze. »Und sagen Sie das bitte auch Herrn Jordan«, fügte er zum Glück stattdessen weitaus gemäßigter hinzu.
Als wir uns zum Gehen wandten, rief er mich noch einmal zurück. Mir war klar, weshalb, aber ausnahmsweise geriet ich deshalb nicht in Panik.
»Morgen brauche ich wie besprochen Ihre Rückmeldung, Frau Sonnenberg«, sagte er bedeutungsschwanger. »Länger kann ich das LKA nicht mehr hinhalten.«
»Das
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