Donaugrund (German Edition)
unangenehm, dass Sie immer schon im Vorfeld so genau wissen, was ich tun werde … Aber na gut, ich will mal nicht so sein und lasse Ihnen die Freude, schließlich sind Sie mir ja auch den ganzen Fall hindurch treu zur Seite gestanden. Dafür natürlich an dieser Stelle, wie üblich, meinen besten Dank! Übrigens wartet der junge Mann mir gegenüber mit Grand-Canyon-tiefer Sarah-Sorgenfalte auf eine etwas weniger kryptische Aussage meinerseits – es ist also an der Zeit, von Ihnen Abschied zu nehmen. Bis zum nächsten Mal, lassen Sie es sich gut gehen und bleiben Sie mir gewogen!
Zum Abschluss habe ich allerdings noch eine kleine Überraschung für Sie parat. Ja, wirklich – extra für Sie! Na gut, und für Raphael natürlich auch …
Sie ahnen da schon etwas? Ihnen kann man aber auch wirklich nichts vormachen. Mal sehen, ob Sie schon wieder richtigliegen …
Umständlich kramte ich in meiner Handtasche nach dem kleinen Pappschächtelchen. Das verflixte Ding musste doch hier irgendwo sein? Aber war ja auch kein Wunder, bei dem Saustall. Ich hatte gerade beschlossen, zu Hause sofort diese in Leder gehüllte Müllhalde zu entrümpeln, als ich endlich fündig wurde. (Und meinen Beschluss wieder verwarf.)
Gut, das Rosendekor war vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Und für ein Geschenk für einen Mann sicher auch nur bedingt geeignet. Leider hatte ich auf die Schnelle nichts Passenderes gefunden.
»Das ist für dich«, sagte ich feierlich.
Natürlich beäugte Raphael die quietschrosa Blümchen mit der gebotenen Skepsis, aber da musste er jetzt durch.
* * *
»Was ist das?«, fragte Raphael und nahm Sarah das kleine Etui aus der Hand, das sie ihm entgegenstreckte. »Weihnachten war schon, Geburtstag hab ich erst im April …«
»Mach schon auf«, sagte sie und grinste spitzbübisch zu ihm hoch.
Er konnte nicht widerstehen, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf das kleine Grübchen neben ihrem Mundwinkel. Dann löste er den Deckel der Schachtel und sah den Schlüssel, der im Inneren lag. War das ihr Wohnungsschlüssel? Einfach so? Ohne dass er sie dazu genötigt hatte, ihn endlich herauszurücken? Er konnte es kaum glauben.
»Ach … Der Schlüssel zu deinem Herzen?«, fragte er vorsichtshalber flapsig. Und wenn das wirklich ihr Wohnungsschlüssel war, sollte das etwa bedeuten, dass … Stopp. Lieber nicht zu früh freuen, Jordan. Immer schön abwarten.
»Den hast du bereits. Dieser hier«, sagte Sarah und tippte energisch auf den Schlüssel, »öffnet meine Wohnungstür. Und du wirst ihn in Zukunft brauchen –«
»Um deine Pflanzen zu gießen, wenn du in München bist?«, unterbrach er sie. Bitte nicht.
»Quatschkopf.« Sie umschlang seinen Nacken und zog ihn zu sich. »Für das offizielle ›Ich-latsch-einfach-mal-so-rein-Stadium‹ unserer Beziehung, das mit dem heutigen Tag beginnt. Ich bleibe nämlich hier. Bei dir.«
Mühsam unterdrückte Raphael einen Freudenschrei und das Bedürfnis, um eine imaginäre Fußballfeld-Eckfahne zu tanzen. Stattdessen fiel er ihr um den Hals und fühlte die Erleichterung wie eine Welle über sich zusammenschlagen und die Anspannung der letzten Tage endlich vertreiben. »Warum?«, fragte er schließlich, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte.
»Irgendwer muss doch ein Auge auf dich und deinen Zigarettenkonsum haben, oder?«
»Und ernsthaft?« Jordan, halt die Klappe. Ihre Entscheidung, hierzubleiben, und dazu noch der Wohnungsschlüssel … Das ist doch ohnehin schon mehr, als du jemals erwartet hast!
»An uns glauben …«, antwortete sie sinnierend und grinste mit schräg gelegtem Kopf zu ihm nach oben. »Ich finde, die Idee ist gar nicht so schlecht. Fühlt sich noch ein bisschen ungewohnt an, aber das wird schon noch. Versprochen.«
Dank geht an:
– Sigrid und Toni sowie Eva Silberhorn, wie immer für Probelesen, Geduld und Unterstützung in jeglicher Form (ja, Mama, an dieser Stelle endlich auch mal für das allwöchentliche Essen auf Rädern!)
– meine Chef-Testleserinnen Lydia Lang und Lisa Braunert, die zuverlässig den Murks entdecken, für den ich selbst zu blind bin
– meine Lektorin Hilla Czinczoll, die danach ebenso zuverlässig den verbliebenen Rest-Murks aufspürt
– meinen Mann Mike für seine allzeit konstruktive Kritik und die Gelassenheit, mit der er das schwere Los trägt, Ehemann eines Schreiberlings zu sein
– all die wundervollen Menschen, die mir einmalig oder immer wieder
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