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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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erreicht.
    »Bleiben Sie stehen!« Ihre Stimme überschlug sich, die Gesichtszüge wirkten nun fast schmerzverzerrt. »Alles war umsonst, verstehen Sie? Die schlaflosen Nächte. Die Angst um meinen Job! Die ermüdenden Auseinandersetzungen mit meinem Mann, die Trennung, das Durchbeißen und Kämpfen, alles umsonst!« Sie starrte mich an, mit einer Mischung aus kalter Wut und verzehrender Trauer. »Die Mühe, alles doch noch geradezurücken. Die Angst, entdeckt zu werden. Wissen Sie, wann ich das letzte Mal einfach glücklich war?«
    Ich schüttelte stumm den Kopf.
    »Nein?« Sie nickte. »Ich weiß es nämlich auch nicht. Immer werde ich bedroht. Nie kann ich mich sicher fühlen! Erst Bea, dann diese Schlampe von Celia, jetzt wieder Bea. Können Sie sich vorstellen, wie das ist?« Sie lachte auf, mit einer Bitterkeit, die all ihr Leid zum Ausdruck brachte – so absurd es auch sein mochte.
    »Nein«, sagte sie und lehnte sich ein wenig weiter über die Brüstung. »Nein, wahrscheinlich können Sie das nicht. Dafür ist Ihr Gesicht zu hübsch, dafür sind Sie zu niedlich und klein.« Aus ihren Augen strömten die Tränen. Das höhnische Lächeln auf ihrem Gesicht wollte nicht dazu passen. »Aber wenn man nicht hübsch ist, dann ist es ein einziger Kampf, immer und immer wieder. Dann darf man nicht zu viel wollen und muss froh sein, wenn man überhaupt etwas bekommt, oder?«
    Ich setzte zu einer Antwort an, von der ich selbst noch nicht wusste, wie sie lauten sollte. Mein Gehirn war wie leer gefegt, wahrscheinlich gelähmt von der Angst, sie im nächsten Augenblick über die Brüstung stürzen zu sehen. Wäre ich dann schnell genug? Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung. Raphael? Aber auch er war noch zu weit entfernt, wollte sie sicher nicht noch zusätzlich in Bedrängnis bringen.
    »So ist es doch immer noch«, fuhr Simone Geier fort. Erst jetzt sah ich, dass sie trotz ihrer dunklen Winterjacke zitterte. »So ist es doch immer noch, trotz angeblicher Emanzipation und der ganzen Scheiße.«
    Plötzlich schien ein Ruck durch sie zu gehen. »Aber ich habe gekämpft, verstehen Sie? Ich habe diesem Miststück von Celia gezeigt, wie es sich anfühlt, machtlos zu sein und ungerecht behandelt zu werden.«
    »Sie haben ihr das gestohlene Geld untergejubelt«, sagte ich. Es war keine Frage.
    »Nicht nur das«, antwortete Simone mit einer kuriosen Mischung aus Verzweiflung und Triumph in der Stimme. So, als wüsste sie, dass sie Unrecht begangen hatte, aber könnte es dennoch nie im Leben bereuen. »Schließlich war sie an allem schuld.«
    »Und was war mit Jan Wahlner?«, fragte ich und hoffte im selben Augenblick, dass ich mit dieser Frage keinen Fehler gemacht hatte.
    Sie schluchzte wild auf, und ich nutzte die Gelegenheit, um die letzte Distanz zu ihr zu überbrücken. Fest griff ich nach ihrem linken Arm. Sie versuchte nicht, mich abzuschütteln.
    »Ich wollte Jan klarmachen, dass ich mich nicht für dumm verkaufen lasse. Ich bin vielleicht hässlich, aber dumm bin ich nicht!« In ihrem verzerrten Gesicht zeigte sich wilde Entschlossenheit, auch wenn es dafür jetzt zu spät war. »Ich habe ihm gesagt, dass niemand von seiner Affäre mit Celia erfahren wird, wenn er aufhört, mir Kompetenzen wegzunehmen.« Ihre Augen wurden groß. »Und wissen Sie, was er dann getan hat? Er hat gelacht! Er hat mich ausgelacht! Also bin ich auf ihn losgegangen …«
    Endlich spürte ich Raphael neben mir, der behutsam nach Simone Geiers rechtem Arm griff. Ich befürchtete, dass seine Anwesenheit sie davon abhalten würde, weiterzusprechen, aber tatsächlich schien sie ihn noch nicht einmal zu bemerken.
    »Aber nicht einmal dann hat er aufgehört zu lachen«, fuhr sie leise fort. »Er hat sich lachend losgerissen und mich einfach stehen lassen.«
    »Und deshalb musste er sterben?«, fragte ich.
    Sie nickte ohne zu zögern. »Ich wollte das nicht. Zuerst. Aber dann war ich so wütend!« Sie atmete tief durch, der starre Blick verlor sich. Beinahe erstaunt sah sie mir in die Augen. »Da habe ich ihn von hinten gerammt. Und als er ins Taumeln geraten ist, habe ich ihm den Rest gegeben.«
    Als wir am Nachmittag in die Dienststelle zurückkehrten, hatten sich die News natürlich längst herumgesprochen.
    »Also, wie ihr das dann doch immer noch hinkriegt!«, rief uns Erna aus ihrem Büro zu und strahlte übers ganze Gesicht. »Glückwunsch!«
    »Ja, ja, danke …« Ich zwang mich zu einem Lächeln. Dabei steckte mir Simone Geiers blinde,

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