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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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gerade noch. Und hör bitte auf, so anzüglich zu grinsen. Das hört man ja sogar durchs Telefon.«
    Mein Kollege Raphael Jordan, seines Zeichens Kriminaloberkommissar im K1 und personifizierter Frauentraum, war vor einem halben Jahr von München nach Regensburg versetzt worden und ersetzte seitdem meinen vormals engsten Kollegen Herbert, der aus gesundheitlichen Gründen nur noch im Innendienst tätig war.
    Nachdem Raphael die letzten beiden Wochen im Urlaub gewesen war, lagen erholsame Tage hinter mir, denn Herbert ließ den Dienst mittlerweile geruhsam angehen. Fast zu geruhsam für meinen Geschmack. Die größte Aufregung in seinem Arbeitsalltag bestand nämlich in dem vermeintlich heimlichen Führen einer Strichliste, mit der er die verbleibenden Wochen bis zur Pensionierung abzählte.
    »Ich weiß immer noch nicht«, sagte Hannes missbilligend, »ob ich dich für deine Konsequenz bewundern oder verachten soll. Ich würde schon alles dafür tun, einem solchen Adonis nur im Büro gegenüberzusitzen.«
    Hannes’ Vorliebe für attraktive Männer im Allgemeinen und Raphael im Besonderen war mir durchaus bekannt, sodass ich an dieser Stelle das Gespräch getrost beenden konnte, ohne neuartige Informationen zu verpassen.
    Ich verstaute mein Mobiltelefon wieder in der Handtasche und drehte den Zündschlüssel um. Wenzel hustete. Dann verstummte er.
    Ich drehte den Zündschlüssel ein weiteres Mal. Wenzel hustete wieder, irgendwie asthmatisch. »Wenzel, komm schon! Was hast du denn? Gestern warst du doch noch topfit …«
    Mein rostiger Freund hatte wohl wie immer ein untrügliches Gespür dafür, wann ich sowieso schon ziemlich unter Strom stand und nicht mit weiteren Problemen behelligt werden durfte – er keuchte, japste, einmal, zweimal, und sprang schließlich an. »Danke, mein Bester!«
    Als ich ihn aus dem Halteverbot rangierte, brummte er satt und zufrieden.
    Hastig lenkte ich ihn durch die schmale, völlig zugeparkte Schattenhofergasse mit ihren farbenfrohen Altbauten und bog nach links in die Ostengasse ein.
    Diese Ecke Regensburgs war mir in den letzten Jahren zu einem wirklichen Zuhause geworden. Die altmodischen Stadthäuser, die auf ihre Sanierung immer noch warteten, die bunte Mischung aus Alteingesessenen, Studenten und stadtbekannten Regensburger Originalen wie zum Beispiel der alten Dame, die Jahr und Tag auf dem Gehweg stand, um die neueste Ausgabe des »Wachturm« unters Volk zu bringen, das Sammelsurium skurriler Geschäfte, die in ständigem Wechsel öffneten und wieder schlossen, all das war nicht auf Hochglanz poliert wie andere Teile der Stadt – aber es wirkte sehr ehrlich, und das gefiel mir.
    Ich fuhr unter dem gotischen Ostentor hindurch stadtauswärts und versuchte, die aufkeimende Nervosität niederzuringen. Ganz ruhig bleiben, Sarah. Kein Grund zur Panik. Du hast schlecht geschlafen und siehst beschissen aus, aber das ist egal, denn er ist nur ein Kollege. Konzentrier dich auf deine Arbeit, lass dich nicht verrückt machen, alles wird gut. Wie ein Mantra wiederholte ich diesen Satz immer wieder in Gedanken. Die erhoffte beruhigende Wirkung ließ allerdings auf sich warten.
    Als ich schließlich in die Bajuwarenstraße einbog, in der die Dienststelle der Kripo in einer ehemaligen Kaserne untergebracht war, fühlten sich meine Hände immer noch schweißnass, klamm und zittrig an. Ich parkte neben Raphaels schwarzem Alfa, warf einen letzten Blick in den Rückspiegel, wuschelte mir durch meine kurzen dunkelbraunen Haare, kontrollierte mein Make-up, atmete tief durch und stieg aus. Was muss, das muss. Ich konnte schließlich nicht den ganzen Tag in Wenzel verbringen.
    Für Sekretärin Erna hatte ich heute nur ein eiliges »Guten Morgen« übrig, das ich im Vorbeihasten in ihr Büro schmetterte. Fehlte noch, dass sie mich vor der ersten Tasse Kaffee mit Beschlag belegte, um mir sämtliche Fotos vom Kindergeburtstag ihrer Enkelin Jennifer, ihres Enkels Dustin oder irgendeines anderen minderjährigen Mitglieds des Hintergruber-Clans zu zeigen. Schnell weiter also, ich wollte die seit Tagen sehnsüchtig gefürchtete Begegnung endlich hinter mich bringen. Nach ein paar Minuten in Raphaels Nähe, das wusste ich, würde ich meine Nervosität unter Kontrolle haben und konnte zur Tagesordnung übergehen.
    Schwungvoll betrat ich das Büro, bedachte zuerst Herbert, dann Raphael mit einem schnellen Blick, gefolgt von einem »Guten Morgen« für beide, fügte für Raphael ein lässiges »Na,

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