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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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das verfilzt und gefroren an seinem Kopf klebte. Eine Hand war unter seinem Körper verborgen, die andere lag neben seinem Oberschenkel. Weiß und aufgequollen, schlug die Haut unförmige Wellen und hatte sich an den Spitzen von Zeige- und Mittelfinger bereits abgelöst.
    Seine Stoffhose saß tatsächlich noch an Ort und Stelle, hatte aber an Substanz eingebüßt – ausgehend von den Knien zogen sich lange Risse durch das Gewebe und gaben stellenweise den Blick auf die Waden frei. Er musste also einige Zeit am Grund der Donau flussabwärts getrieben sein, das belegten auch die tiefen Schleifspuren, die man selbst in dieser Position um die Knie herum erkennen konnte. Sein Gesicht war kaum zu sehen, und ich war dankbar dafür.
    Groteskerweise trug er noch seine Schuhe – einstmals sicher elegante, modische Lederstiefel mit Reißverschluss, deren halbhohe Schäfte sich eng um die Knöchel schlossen. Abgesehen von den Treibspuren und kleinen Rissen unversehrt, wenngleich zum Zerreißen gespannt, wirkte auch der dunkelblaue Anorak. Goretex. Sicher teuer, von sehr guter Qualität, das sah ich, obwohl er vor gefrorener Nässe silbrig schimmerte.
    Während Raphael noch die aufgequollene Hand betrachtete, ging ich zum Kopf des Toten. »Autsch.« Direkt über der Stirn war die aufgeweichte Haut vom Entlangschleifen am Grund des Flusses abgeschabt worden – und der Haaransatz locker um zwei bis drei Zentimeter nach hinten versetzt. Schnell wandte ich mich ab und versuchte, das Grauen auf meinem Gesicht zu verbergen. Trotzdem entging mir Raphaels besorgter Blick nicht. Schnell ablenken. »Das könnte der Mann aus Lappersdorf sein, der seit Dezember vermisst wird, oder?«, fragte ich.
    »Möglich.« Raphael neigte sich zur Seite und fixierte das, was vom Kopf des Toten noch übrig war. »Auch wenn die Ähnlichkeit mit dem Fahndungsfoto nur noch marginal ist.«
    »Wollen wir ihn durchsuchen?«
    »Überlassen wir das lieber dem Erkennungsdienst oder dem Melchior. Die müssen ja gleich hier sein.«
    Aha. Mein geschätzter Freund hatte also auch keine Lust, an diesem fleischgewordenen Beweis für die Vergänglichkeit des Menschen herumzupfriemeln.
    Einer der beiden Kollegen, die mit der Befragung des Hundebesitzers beschäftigt waren, wandte sich schließlich ab und kam auf uns zu. Wahrscheinlich brauchten seine Ohren eine dringende Erholungspause, denn der Hund bellte immer noch lautstark. »Waldi ist vollkommen am Durchdrehen«, tat er überflüssigerweise kund.
    »Und was sagt das Herrchen?«
    »Nicht viel«, antwortete er. Fast dankbar registrierte ich sein freundliches Augenzwinkern. Anscheinend war er nicht ganz so abgestoßen von Ringelmützen mit Bommel wie sein Kollege Schwingshackl, der Raphael und mich immer noch skeptisch musterte. »Er ist hier spazieren gegangen, dann hat plötzlich der Hund angeschlagen wie verrückt und ihn zur Sliprampe gezerrt. Na ja, und hier hat er eben die Leiche entdeckt und sofort den Notruf gewählt.« Er wies mit dem Kopf auf den Herrn. »Und in sicherer Entfernung auf uns gewartet. Wir lassen ihn gleich gehen, wenn Sie nichts dagegen haben. Seine Personalien haben wir ja.«
    Ich nickte zustimmend, fummelte mit trotz der Handschuhe gefühllosen Fingern mein Handy aus der Handtasche und wählte.
    »Hallo, Mädel, ich wollt dich gerade anrufen«, dröhnte mir Herberts Bass postwendend entgegen. »Der Melchior hat sich gemeldet, der steht nämlich im Stau. Totalsperre auf der A 3, das kann noch dauern.«
    »Auch das noch.« Da Regensburg leider über kein eigenes rechtsmedizinisches Institut verfügte, musste bei jedem nicht natürlichen Todesfall der Rechtsmediziner Dr.   Melchior vom Institut der Universität Erlangen-Nürnberg angefordert werden – und das konnte dauern, selbst wenn er nicht im Stau stand. »Ist wenigstens der Erkennungsdienst unterwegs?«
    »Ja, der Bauer ist kurz nach euch losgefahren«, beruhigte mich Herbert, der meine Abneigung dagegen, tatenlos in der Kälte vor mich hin zu vegetieren, noch aus den Zeiten kannte, in denen wir uns beide gemeinsam im Außendienst die Beine in den Bauch gestanden hatten. Bevor er es sich dauerhaft am Schreibtisch bequem gemacht hatte, dieser Verräter. »Ist die Leiche schon identifiziert?«
    »Noch nicht. Männlich«, antwortete ich knapp und warf einen schnellen Blick auf die Stiefel. »Vermutlich mittleren Alters, dunkelhaarig. Da war doch dieser Vermisstenfall, der Mann aus Lappersdorf – kannst du da mal genauere Infos

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