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Donavan und das Mädchen im Hotel

Donavan und das Mädchen im Hotel

Titel: Donavan und das Mädchen im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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verloren. Einer meiner Bekannten hat ihn freundschaftlich im Auge behalten.
Deshalb weiß ich auch, daß er Sie gestern am frühen Abend besucht hat. Seine
Zeit ist abgelaufen, Mr. Donavan, das wissen Sie wohl bereits? Aber wir würden
ihn gern noch ein bißchen am Leben erhalten, weil wir das Gefühl haben, er
könnte uns nützlich sein.«
    »Das klingt alles sehr
faszinierend«, sagte ich. »Ich wollte, ich wüßte, wovon Sie reden.«
    Sie lachte. »Na gut, Mr.
Donavan. Ich verstehe Ihre Vorsicht. Aber wenn Sie McLaren heute abend noch
sehen sollten, sagen Sie ihm bitte, er soll nicht in sein Hotel in Paddington
zurückkehren. Man lauert ihm dort auf.«
    »Wie Sie meinen«, sagte ich.
    »Und ich glaube, wir sollten
uns einmal treffen.« Ihre Stimme klang wieder energisch. »Möglicherweise haben
wir gemeinsame Interessen.«
    »Eine sympathische Idee«, sagte
ich, »sofern alles übrige bei Ihnen ebenso attraktiv ist wie Ihre Stimme.«
    »Wir könnten zusammen lunchen«,
sagte sie. »Kann ich Sie nicht morgen gegen ein Uhr in Ihrem Hotel abholen?«
    »Warum nicht?«
    »Und wenn Sie McLaren heute
abend sehen, vergessen Sie bitte nicht, ihm meine Warnung mitzuteilen, ja?«
    »Ich werde es nicht vergessen«,
versprach ich.
    Ich legte auf, ging zur Bar und
goß mir einen Drink ein. Hicks schaute erwartungsvoll, und so berichtete ich
ihm über das Telefongespräch.
    »Also hat Bouchard ihr alles
über Sie erzählt«, sagte er, als ich geendet hatte.
    »Vielleicht«, gab ich zu.
    »Mir gefällt die Sache nicht«,
sagte er. »Es ist so, als ob man ein Paar zu gut geölte Rollschuhe anzöge.«
    »Es kann nicht schaden, sich
die Lady anzusehen«, sagte ich.
    »Aber es bringt uns diesem Kerl
Fischer immer näher«, sagte er düster. »Und Sie wollen sich auch noch in seinem
eigenen dreckigen Hinterhof mit ihm anlegen.«
    Das Telefon zirpte erneut, und
ich meldete mich wieder. Diesmal war es Finchley.
    »Es tut mir leid, Sie zu
stören, Mr. Donavan«, sagte er. »Aber es ist gerade ein Paket für Sie
eingetroffen, auf dem >Persönlich< und >Dringend< steht.«
    »Was für ein Paket?«
    »Groß«, sagte er. »Wie eine Hutschachtel.
Ich habe es nachgeprüft. Es enthält kein Metall.«
    »Okay«, sagte ich. »Schicken
Sie’s rauf.«
    Einer der Angestellten lieferte
zwei Minuten später das Paket ab. Hicks legte es auf den Tisch, und wir
starrten beide darauf hinab.
    »Mr. Paul Donavan«, las Hicks laut . »The Sedan Chair Hotel, Kensington. Dringend. Persönlich.«
    »Es ist keine Bombe«, sagte
ich. »Finchley hat das nachgeprüft.«
    »Ich fände es trotzdem nicht
schlecht, es röntgen zu lassen«, sagte er vorsichtig.
    »Vielleicht ist es ein Zwergenstoßtrupp ?« sagte ich beglückt. »Mit einem Zwergenmaschinengewehr und einem Zwergen —«
    »Rasend komisch!« Hicks fuhr
sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Wollen wir es nicht mal
aufmachen?« schlug ich vor.
    Hicks ging zur Bar und kehrte
mit einem Schälmesser zurück. Er schlitzte das braune Packpapier vorsichtig auf
und schlug es auseinander. Darunter befand sich ein Karton, auf dessen Deckel
>Hier Öffnen< geschrieben stand. Hicks hob ihn sachte mit der
Messerschneide hoch und warf ihn dann auf die Tischplatte, so daß der Inhalt
der Schachtel voll zu sehen war.
    McLarens hellblaue Augen
starrten zu mir empor und schienen irgendwie verzweifelt zu flehen, daß dies
alles nicht wahr sei, daß es niemals geschehen sein konnte. Die Watte, die in
dicken Ballen um den abgetrennten Hals lag, hatte eine rostbraune Farbe. Der
Mund war weit und krampfhaft geöffnet.
    Hicks ergriff den Deckel und
knallte ihn heftig auf den Karton.
    »Ich frage mich, was sie mit
dem Rest des Gentlemans angefangen haben«, sagte er, und in seiner Stimme lag
echte Neugier.

4
     
    Das Penthouse war kürzlich
umgebaut worden, und zwar von jemand, der über eine Menge Geschmack und eine
Menge Geld verfügte. Durch die Glaswand hatte man einen prächtigen Blick auf
die Themse mit ihren zahlreichen Brücken. Draußen war ein düsterer kalter Tag
mit schwarzen Wolken, die über den Himmel jagten. Innen war es warm,
komfortabel und elegant. Ich trank einen kleinen Schluck Campari-Soda und
wandte mich von der Glaswand ab.
    »Als ich die Aussicht hier sah,
wußte ich, daß ich die Wohnung haben muß«, sagte Colette Dorcas .
    Sie war dunkelhaarig, groß,
geschmeidig und um Dreißig herum, schätzte ich. Ihr Haar war kurz geschnitten,
reichte gerade bis über die Ohren, und ihre Augen waren von einem

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