Donavan und das Mädchen im Hotel
»Mir werden immer bloß diese elenden
einfachen Jobs zugeschustert.«
»Wir treffen uns morgen wieder
um dieselbe Zeit hier«, sagte ich. »Sorgen Sie dafür, daß ich heute nachmittag ungeschoren aus Fischers Haus
hinauskomme.«
»Wieder eine Matinee im Eimer«,
sagte er trübe. »Habe ich Ihnen nicht erzählt, daß der Fernfahrer nach San
Francisco runterfährt?«
»San Francisco ist von hier aus
gesehen oben«, sagte ich.
»Na schön, das wäre ich heute nachmittag auch gewesen«, murmelte er.
Wir trafen um drei Uhr
nachmittags vor Fischers Haus ein und mußten uns derselben Untersuchung
unterziehen wie beim erstenmal. Fischer und Dearborn warteten auf uns, und die
Begrüßung beschränkte sich auf ein Minimum.
»Hal hat den Voranschlag«,
sagte Fischer. »Wollen Sie sich die Sache anhören?«
»Warum nicht?«
Dearborn blätterte seine Seiten
durch und räusperte sich dann leise. »Ich habe mich mit Bouchard ins Benehmen
gesetzt und feste Preise von ihm erhalten. Von jedem Waffentyp fünftausend
Stück und entsprechend Munition. Ist das zufriedenstellend?«
»Klingt gut«, sagte ich.
»Übergehen Sie die Details, rücken Sie mit der Gesamtsumme heraus.«
Dearborn blickte gequält drein.
»Wenn Sie darauf bestehen«, murmelte er. »Ich habe für die Söldner also einen
Aufenthalt von zwei Monaten einkalkuliert, wenn Sie damit einverstanden sind.«
»Wenn sie länger gebraucht
werden, kann man darüber verhandeln.«
»Eine Million
zweihunderttausend«, sagte er. »Es sei denn, Sie ziehen vor, der Waffen wegen
direkt mit Bouchard zu verhandeln?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt,
ich möchte gänzlich aus der Sache herausbleiben«, erwiderte ich. »Das klingt
annehmbar.«
»Wir brauchen Geld, bevor wir
anfangen«, sagte Fischer. »Wann sollen wir starten?«
»Sobald wie möglich.«
»Sie bezahlen, wir fangen an«,
sagte er.
»Wie und wohin wollen Sie das
Geld überwiesen haben?«
»Hal?« krächzte Fischer.
»Ich nehme an, Ihr Schweizer
Konto wird angemessen zahlungsfähig sein, Mr. Donavan«, sagte Dearborn in
mildem Ton. »Wir würden eine Transaktion in Eurodollar bevorzugen. Ein Transfer
auf unser eigenes Schweizer Privatkonto wäre das Ideale.«
»Ich werde ein Telegramm
schicken«, sagte ich.
»Also ist das Geschäft
perfekt«, sagte Fischer. »Ich glaube, darauf trinken wir etwas.«
Zwei Sekunden später erschien
der Philippino und nahm unsere Wünsche entgegen. Ich wartete, bis er den Raum
verlassen hatte, und sah dann Fischer an.
»Wie machen Sie das? Auf telepathischem
Weg?«
Er grinste. »Alles mit
Spiegeln, Donavan. Vielleicht zeige ich Ihnen das später mal.«
Die Drinks wurden serviert, und
wir lehnten uns in unsere Sessel zurück.
»Mr. Donavan?« Dearborn sah
mich an, seine Augen hinter der dick umrandeten Brille schimmerten. »Haben Sie
etwas dagegen, wenn ich Ihnen eine persönliche Frage stelle?«
»Versuchen Sie’s«, sagte ich.
»Hoffentlich kränkt es Sie
nicht«, sagte er fast schüchtern, »aber für eine Summe wie die eben vereinbarte
mußten wir natürlich Ihre Kreditwürdigkeit überprüfen. Nur um sicher zu sein,
daß wir keine Zeit vergeuden, verstehen Sie?«
»Klar«, sagte ich.
»Nun, Sie haben da natürlich
den Trustfond«, fuhr er fort, »den Sie von Ihrem Vater geerbt haben, aber das
ist kein Kapital im üblichen Sinn des Wortes, selbst wenn Sie ihn verwalten.
Doch nachdem ich Ihre verschiedenen Einkommensquellen auf weltweiter Basis
nachgeprüft hatte — in der kurzen Zeit konnte ich das natürlich nur am Rande
tun —, war ich enorm beeindruckt.« Seine Stimme senkte sich um eine Oktave, als
rede er in einer Kathedrale. »Verzeihen Sie meine Neugier, Mr. Donavan, aber
könnten Sie mir vielleicht Ihr jährliches Einkommen verraten, abgesehen von
dem, was Sie aus dem Trustfond erhalten?«
»Nach Abzug der Steuern?«
fragte ich.
»Ja, natürlich.« Er nickte
heftig. »Ich meine die reine Summe.«
»Ich weiß nicht genau«, sagte
ich und sah den Ausdruck bitterer Enttäuschung auf seinem Gesicht. »Rund
fünfzehn Millionen, schätze ich.«
»Das habe ich vermutet«, sagte
er und warf einen Blick auf Fischer. »Hier sitzt das, was ich mir unter einem
wirklich reichen Mann vorstelle, Mr. Fischer. Ein Mann, der sagen kann, sein
jährliches Einkommen — nach Abzug der Steuern — betrage rund fünfzehn Millionen
Dollar.«
Der Philippino kehrte ins
Zimmer zurück und flüsterte Fischer etwas ins Ohr.
»Selbstverständlich«, sagte
Fischer. »Es ist in
Weitere Kostenlose Bücher