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Donavan und das Mädchen in der Bar

Donavan und das Mädchen in der Bar

Titel: Donavan und das Mädchen in der Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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leckt, wenn Sie
zurückkommen .«
    »Nein, warten Sie ab .«
    »Na gut«, sagte er. »Aber es
gibt Zeiten, in denen ich mich wirklich frustriert fühle, wissen Sie das ?«
     
    Der Gang zum Victoria Grove
dauerte rund zehn Minuten. Die Sonne schien, eine sanfte Brise wehte, und meine
Beule pochte und schmerzte bei jedem Schritt. Die Botschaft war für den
Parteienverkehr geöffnet. Ich gab einer Lady in einem geblümten Kaftan meinen
Namen an. Sie trug eine Brille mit dünnem Goldrand und hatte den
durchdringenden und mißtrauischen Blick aller
professionellen Sekretärinnen. Innerhalb von zwei Minuten führte sie mich in
Mr. Nkrudus Büro.
    Er war ein großer, gut
aussehender Mann, dessen Haut so dunkel war, daß sie tiefblau wirkte. Die
Stammesnarbe auf seiner linken Wange paßte nicht ganz
zu der makellosen Eleganz seines Saville Row Anzugs, und seine Baritonstimme war ohne jeden Akzent. Abschlußexamen in Oxford oder Harvard, schätzte ich, und wahrscheinlich auch noch summa cum laude.
    »Mr. Donavan .«
Er schüttelte mir heftig die Hand. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen,
Sir. Wollen Sie sich nicht setzen ?«
    Ich ließ mich auf einem
bequemen Sessel nieder und sah ihn über die Schreibtischplatte weg an. Er
lächelte mir hingerissen zu, wobei er glänzend weiße Zähne entblößte und
schüttelte ein paarmal in offensichtlichem Vergnügen den Kopf. Ich begann den
unbehaglichen Verdacht zu hegen, daß ich der falsche Mr. Donavan sein mußte.
    »Ich bin gestern
abend in London eingetroffen«, sagte ich. »Mir wurde ausgerichtet, ich
solle mich mit Ihnen in Verbindung setzen .«
    »Ja, so bald wie möglich«,
sagte er. »Ich bin entzückt, daß Sie es getan haben, Sir. Wirklich entzückt .«
    »Sind Sie auch sicher, daß ich
der richtige Donavan bin ?«
    »Mr. Donavan «
— er stützte die Ellbogen auf die Schreibtischplatte und preßte die
Fingerspitzen gegeneinander —, »ich will Ihnen gegenüber ganz offen sein. Es
gab eine Zeit, in der wir Sie nicht als Freund unseres Landes betrachtet haben.
Ich muß mich für diesen schrecklichen Irrtum entschuldigen. Wie Sie wissen, ist
unser Land, seit wir unsere Unabhängigkeit bekommen haben, unglücklicherweise
von inneren Unruhen erschüttert worden .«
    »Von Stammesfehden«, sagte ich.
»Die Nkria waren in der Überzahl und bewohnten das
Hinterland. Die Imroda waren in der Minderheit und
lebten an der reichen und fruchtbaren Küste .«
    »Und die Nkria ,
die, wie Sie richtig bemerkten, über die Mehrheit verfügten, bildeten die
Regierung«, sagte er. »Ein durchaus demokratischer Vorgang, Mr. Donavan .«
    »Nachdem sie den größten Teil
der Imroda -Führer ermordet hatten, die zufällig zur
intellektuellen Schicht des Landes gehörten und vielleicht nicht ausreichend
naiv waren, um an die demokratische Form der Regierung zu glauben .«
    »Ein trügerisches Argument, Mr. Donavan .« Er schüttelte mit einem Ausdruck tiefen
Bedauerns auf dem Gesicht den Kopf. »Obwohl sie von Demokratie redeten, wollten
sie im tiefsten Herzen lediglich ihre üppigen Besitzungen an der Küste behalten
und ihren Reichtum nicht mit ihren ärmeren Brüdern im Innern des Landes teilen .«
    »Nun ja«, gab ich zu, »dafür
haben Sie dann gründlich gesorgt .«
    »Das sind Ihrerseits nur
verbale Finten, Mr. Donavan .« Er lächelte wohlwollend. »Ihre Worte spiegeln nicht die Gefühle Ihres Herzens
wider. Bitte erlauben Sie, daß ich zur Sache komme. Sie wissen, daß es vor
kurzem einen bewaffneten Aufstand in meinem Land gegeben hat. Die Imroda wurden von einer kleinen Gruppe weißer Legionäre und
einer umfangreichen Waffensendung unterstützt. Die Rebellen wurden
niedergeschlagen, wie ich zu meiner Freude sagen kann .«
    »Und anschließend gab es ein
blutiges Massaker«, sagte ich.
    »Ich versichere Ihnen, daß dem
nicht so war«, sagte er. »Natürlich mußten wir die Anführer aufhängen. Wenn man
das nicht tut, so glauben die Leute, man habe sie nicht ernst genommen, und das
spornt sie zu weiteren Dummheiten an. Ich gebe zu, es kam auch zu vereinzelten
Exzessen. Bedauerlicherweise wurden ein paar Frauen vergewaltigt, und
wahrscheinlich wurde auch das eine oder andere Kind auf einem Bajonett
aufgespießt. Aber es hat keine wirklichen Racheaktionen gegeben. Der Aufstand
wurde sehr schnell niedergeschlagen, worüber wir äußerst erfreut waren. Es
bestand also gar keine Notwendigkeit für irgendwelche Vergeltungsmaßnahmen.
Innerhalb einer Woche, nachdem der letzte Schuß

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