Donavan und das Mädchen in der Bar

stoppte meine rapide Fahrt.
Aber alles kommt einmal zum Stillstand, das realisierte ich den Bruchteil einer Sekunde später, als die massive Wand am Kopfende des Betts
urplötzlich aufragte. Mit erschreckender Heftigkeit knallte mein Schädel
dagegen, und ich empfand einen Augenblick lang einen irrsinnigen Schmerz, bevor
die Welt um mich herum schwarz wurde.
     
     
     

7
     
    Hicks blickte auf die große,
dunkle Beule auf meiner Stirn und schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Sie sind wieder zu sehr in
Aufwallung geraten, Kollege«, stellte er fest.
    »Vielleicht ein bißchen«, gab
ich widerstrebend zu. »Es war der mißlungene Abschluß
einer vollkommenen Nacht .«
    »Waren Sie bei einem Doktor ?« fragte er.
    »Was zum Teufel hätte ich denn
einem Arzt erzählen sollen ?« fragte ich wütend. »Sie
hat im letzten Augenblick die Kurve gekratzt, so daß ich über das ganze mit Schaum verschmierte Bett geschlittert bin und mit
dem Kopf gegen die Wand am oberen Ende knallte .«
    »Verdammte Scheiße«, sagte er
mitleidig. »Dafür hätten Sie eigentlich das Verwundetenabzeichen verdient .«
    Finchley , der Hotelmanager, tauchte wie
gewöhnlich aus dem Nichts auf. Er war ein kleiner Mann mit glänzendem,
schwarzem Haar, einem dünnen Bärtchen auf der Oberlippe und einem blassen,
narbigen Teint. Bevor er bei mir angestellt wurde, war er Manager in einer der
größten Spielhöllen in London gewesen. Sicherheit ging ihm über alles.
    »Haben Sie einen Augenblick
Zeit für mich, Mr. Donavan ?« erkundigte er sich leise.
    »Natürlich. Was ist ?«
    »Ich habe eine Nachricht für
Sie«, sagte er. »Es tut mir leid, daß ich sie Ihnen nicht schon gestern
übermitteln konnte, als Sie ankamen. Unglücklicherweise waren Sie so schnell
nach Ihrem Eintreffen wieder weg —«
    »Schon gut«, sagte ich.
    »Die Nachricht kam bereits vor
einiger Zeit — vor drei Wochen oder mehr. Wir wurden angewiesen, sie Ihnen
persönlich zu übermitteln, sobald Sie hier einträfen .«
    »Okay«, sagte ich geduldig. »Um
was handelt es sich ?«
    »Die Nachricht stammt von einem
Mr. Nkrudu von der malagaiischen Botschaft. Sie möchten sich mit ihm in Verbindung setzen«, sagte Finchley äußerst formell. »Seine Sekretärin gab mir zu
verstehen, daß es, auch wenn man offensichtlich Ihr Eintreffen in diesem Land
abwarten müsse, von größter Wichtigkeit sei, sofort nach Ihrer Ankunft Kontakt
mit Ihnen aufzunehmen .«
    »Ist das alles ?«
    »Ja.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo
diese Botschaft liegt ?«
    »Am Victoria Grove«, sagte er.
»Vier Querstraßen von hier entfernt, Mr. Donavan .«
    »Danke«, sagte ich. »Wie geht’s
Miß Stevens ?«
    »Ich glaube gut .« Er streichelte vorsichtig sein dünnes Bärtchen. »Sie ist die ganze Nacht über in ihrem Zimmer geblieben und hat
auch nicht telefoniert. Vor einer Stunde wurde ihr das Frühstück hinaufgebracht .«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich.
    Der Manager zog sich in sein
Büro zurück und ließ Hicks und mich in der kleinen Hotelhalle zurück.
    »Das ist recht interessant,
Kollege«, sagte Hicks. »Wenn eine Botschaft ein exterritorialer Ort ist, weil
er zu dem entsprechenden Land gehört, dann kann man Sie dort vermutlich am
Kronleuchter aufhängen, ohne daß jemand von den Beteiligten ein Haar gekrümmt
wird .«
    »Hoffentlich nicht«, sagte ich
völlig ernst. »Vielleicht sollte ich den Gentleman jetzt gleich aufsuchen, um
es herauszufinden .«
    »Ich komme mit«, sagte Hicks
prompt.
    »Ich glaube nicht, daß
irgendeine ernsthafte Gefahr besteht«, sagte ich. »Wenn die Malagaien nach meinem Blut dürsteten, würden sie mir kaum eine formelle Aufforderung,
ihren Botschafter aufzusuchen, zukommen lassen .«
    »Vielleicht hat er einen
Medizinmann importiert, der Ihnen die Lepra anhext«, sagte Hicks munter.
    »Auch das werde ich gleich
erfahren«, sagte ich. »Es wird nicht lange dauern .«
    »Na gut«, sagte Hicks zögernd.
»Haben Sie gestern noch was rausgefunden ?«
    »Sie weiß nicht mehr, als sie
mir schon durch das Telefon mitgeteilt hat«, sagte ich. »Francine ist irgendwo
bei Freunden in Surrey .«
    »Es wird allmählich Zeit, daß
wir einen kleinen freundschaftlichen Plausch mit dieser Puppe Stevens halten«,
sagte er. »Das könnte ich erledigen, während Sie weg sind .«
    »Warten Sie lieber, bis ich
zurück bin«, sagte ich. »Ich finde, wir sollten es erst auf die sanfte Tour
versuchen .«
    »Ich würde sie ohne jede Mühe
binnen kurzem so gefügig haben, daß sie Ihnen die Füße