Donavan und das Mädchen in der Bar
gefallen war, herrschten wieder
normale Zustände. Aber die Sache hätte auch ganz anders verlaufen können .«
»Wie denn ?« erkundigte ich mich.
»Das war wieder eine Ihrer
Finten, Mr. Donavan .« Er
machte eine ehrerbietige Geste mit beiden Händen. »Aber wie Sie wünschen. Wäre
nicht Sabotage an den eingeführten Waffen verübt worden, lägen die Dinge heute
vermutlich wesentlich anders. Unter der Anleitung der Legionäre und unterstützt
von einer beträchtlichen Anzahl Schußwaffen hätten
die Imroda das halbe Land verwüsten können, bevor sie
überwältigt worden wären. Aber angesichts der Tatsache, daß an den Waffen
herumgedoktert wurde, so daß sie denen, die damit schossen, selbst gefährlich
wurden, verlief eben alles anders. Das alles unterminierte die Moral der Legionäre
und damit doppelt so stark die Moral der Imroda . In
dieser Situation war uns der Sieg sicher, noch bevor überhaupt der erste Schuß
abgegeben wurde .«
»Und ?« fragte ich.
»Und wir waren natürlich dem
Mann dankbar, der für die Sabotage an der Waffensendung verantwortlich war«,
sagte er. »Ein Mann, der im Grunde seines Herzens ein wahrer malagaiischer Patriot sein muß. Wir wollen ihm auf
praktische Weise unsere Dankbarkeit beweisen. Wie Sie wissen, sind wir ein kleines und bitterarmes Land . Darum kann unser Dank nur
bescheiden ausfallen und in keinem Verhältnis zu den Anstrengungen stehen, die
der Freund unseres Landes selbst unternommen hat. Aber wir hoffen aufrichtig,
daß das Geschenk, mit dem wir unsere Anerkennung ausdrücken wollen, in dem
Geist aufgenommen wird, in dem es gespendet wurde .«
Er öffnete eine
Schreibtischschublade, nahm einen versiegelten Umschlag heraus und reichte ihn
mir.
»Was ist das ?« fragte ich verdutzt.
»Die Nummer eines Bankkontos in
der Schweiz«, sagte er, »auf das wir hundertfünfzigtausend amerikanische Dollar
zu Ihrer Verfügung eingezahlt haben .«
»Zu meiner Verfügung ?« stammelte ich.
»Natürlich«, sagte Nkrudu geduldig. »Sie sind der Freund des Landes, der für
die Sabotage an der Waffensendung verantwortlich ist .«
»Wie zum Kuckuck kommen Sie
denn darauf ?« fragte ich in ersticktem Ton.
Er lächelte nachsichtig. »Wir
wissen es«, sagte er. »Wir wissen es ohne den Schatten eines Zweifels. Auf
welche Weise wir es erfahren haben, ist nicht wichtig, Mr. Donavan .«
Ich zwang mich, einen langen,
eindringlichen Blick auf sein Gesicht zu werfen. Er hielt mich nicht zum
Narren. Er hatte wahrhaftig jedes verdammte Wort, das er von sich gegeben
hatte, ernst gemeint. Mir wurde klar, daß es keinen Sinn hatte, irgend etwas zu bestreiten oder
nutzlose Einwände zu erheben.
»Danke«, sagte ich und steckte
den Umschlag in die Innentasche meines Jacketts.
»Wir wünschten, wir könnten
unsere Dankbarkeit für Ihre prachtvolle Hilfe besser beweisen, Mr. Donavan «, sagte Nkrudu . »Seien
Sie versichert, daß Sie, falls Sie irgendwann unser Land besuchen wollen,
überaus willkommen sein werden .«
»Nochmals vielen Dank«, sagte
ich. »Nur eines interessiert mich noch — nämlich Ihre Informationsquelle .«
»Sie war einwandfrei«, sagte
er. »Mehr kann ich Ihnen leider nicht verraten .«
Wir trennten uns nach festem
Händedruck, und einen Augenblick lang empfand ich fast so etwas wie Schuldbewußtsein , weil ich keine solche Stammesnarbe auf
der Wange trug wie mein Mitbruder. Langsam kehrte ich durch den heißen Sonnenschein
ins Hotel zurück und fühlte mich wie ein Judas. Nur eine Handvoll Frauen waren
vergewaltigt und ein paar arme Kinder aufgespießt worden. Und da war Paul Donavan , dem man den Dank für seine Hilfe ausgesprochen und
hundertfünfzigtausend Dollar in die Hand gedrückt hatte.
Hicks wartete in der Bar hinter
der Hotelhalle auf mich und trank ein Glas warmen englischen Biers. Ich
bestellte beim Barkeeper einen Wodka mit Apfelsaft und Eis in einem Krug — und
da er ein guter Barkeeper war, zuckte er mit keiner Wimper.
»Wie war es denn bei dem
Medizinmann ?« erkundigte sich Hicks.
»Fragen Sie mich nicht«, sagte
ich. »Ich mag noch nicht mal daran denken .«
»Schlimm, ja?«
»Schlimmer, als Sie sich es je
vorstellen könnten«, sagte ich. » Malagai bedankt sich
bei mir, weil ich für die Sabotagehandlungen an der Waffensendung
verantwortlich bin. Man ist dort so entzückt über mich, daß man einen Haufen
Geld auf ein Konto in der Schweiz für mich eingezahlt hat — als Zeichen der
Anerkennung .«
Hicks erstickte fast an dem
Weitere Kostenlose Bücher