Donavan und das Mädchen in der Bar
tragische
Vergeudung von Kräften«, sagte sie. »Und es war wirklich alles meine Schuld.
Aber im letzten Augenblick sah ich mich plötzlich für alle Ewigkeit an die Wand
genagelt wie ein Schmetterling in der Kollektion eines Privatsammlers. Du hast
wirklich einen so riesigen Bimmel-Bammel, Darling .« Sie lachte leise und kehlig . »Hast du Francine
getroffen ?«
»Nein«, sagte ich. »Du?«
»Nein«, antwortete sie. »Aber
sie ist zurück. Sie muß zurück sein. Ihre Freunde haben vor ein paar Minuten
ihretwegen hier angerufen — ich meine die Bekannten, bei denen sie in Surrey zu
Besuch war. Sie schienen überrascht zu sein, daß sie nicht in ihrer Wohnung ist .«
»Wann ist sie dort weggefahren ?«
» Gestern abend — ganz plötzlich, glaube ich, kurz vor dem
Abendessen. Die Leute schienen ziemlich verblüfft zu sein. Francine hatte es
anscheinend nicht einmal für nötig gehalten, sich zu verabschieden. Sie muß
einfach abgehauen sein. Ihre Bekannten wollten wissen, ob sie ihr ihre Kleider
und übrigen Sachen nachschicken sollen .«
»Haben sie wenigstens das Pferd
zurückbekommen ?« fragte ich dumpf.
»Pferd, Darling? Was für ein
Pferd?«
»Schon gut«, sagte ich. »Es war
nur so ein Gedanke .«
»Hm... ich weiß, ich bin
verrückt, dir das auch noch vorzuschlagen — aber soll ich ihr, wenn sie in die
Wohnung kommt, sagen, sie solle dich anrufen ?«
»Bitte ja«, sagte ich. »Und
Dank für deinen Anruf, Angela.«
»Sieh zu, daß dein armer Kopf
schnell wieder in Ordnung kommt«, sagte sie. »Ich glaube, wir können unser
Arrangement doch noch hinkriegen, weißt du. Wenn wir all die Kissen gegen die
Wand häufen und du vielleicht einen kürzeren Anlauf nimmst, dann kann ich —«
Ich legte leise auf, während
sie noch plapperte und kehrte in die Bar zurück. Hicks und das Mädchen warteten geduldig, während ich mich hinsetzte und mein Glas
austrank.
»Wahrscheinlich wurde der ganze
Plan zwei Tage früher ausgeführt«, sagte ich.
»Sie haben Francine ?« fragte Hicks.
Ich wiederholte in Kürze das,
was Angela erzählt hatte.
»Dann haben sie sie
tatsächlich«, sagte Hicks. »Was unternehmen wir also jetzt, du lieber Himmel ?«
»Sie gehen zum Park Tower Hotel
und suchen Travers und Dryden auf«, sagte ich. »Erzählen Sie den beiden, was
passiert ist und teilen Sie ihnen mit, daß ich ab sofort ihre Dienste in
Anspruch nehme .«
»Na gut«, sagte Hicks. »Und
wenn die beiden nicht für Sie sind, dann sind sie mit allen Schikanen gegen
Sie, ja ?«
»Ganz recht«, sagte ich.
Er stand auf und ging auf die
Halle zu. Moira Stevens sah ihm nach und zündete sich eine Zigarette an.
»Was wollen Sie jetzt tun ?« fragte sie.
»Herumsitzen und darauf warten,
daß die Gentlemen mit mir Verbindung aufnehmen werden«, sagte ich. »Du meine
Güte, was bleibt mir denn sonst übrig ?«
»Ihrer Meinung nach ist jetzt
alles zu spät«, sagte sie. »Stimmt’s ?«
»Vermutlich ja«, sagte ich.
»Immerhin ist es hier sicherer
als in New York«, sagte sie. »Hier werden die Leute wenigstens nicht alle
nasenlang versuchen, Sie umzubringen .«
»Noch nicht«, sagte ich.
8
»Abgehauen !« sagte Hicks angewidert. »Verdrückt. Verduftet. Ohne eine Adresse zu
hinterlassen .«
»Die beiden sind nervös«, sagte
ich. »Und sie wollen natürlich nicht in die Sache hineingezogen werden .«
»Mehr noch, Kollege«, sagte
Hicks düster. »Man hat sich an sie herangemacht. Die beiden wurden gewarnt! Was
tun wir jetzt also ?«
»Uns einen verspäteten Lunch
einverleiben«, sagte ich.
»Wo ist die Puppe ?« Er sah sich in der Bar um, als erwartete er, Moira
Stevens hinter dem nächsten Bierkrug zu entdecken.
»Sie macht einen Spaziergang«,
sagte ich.
»Und Sie haben sie gehen lassen ?« Er sah mich ungläubig an.
»Warum nicht ?« sagte ich. »Sie ist nicht mehr wichtig. Moiras Informationen waren nicht nur nutzlos, sie waren überholt .«
»Vermutlich haben Sie recht«,
sagte er zögernd. »Was tun wir nach dem Essen ?«
»Warten«, antwortete ich. » DuPlessis muß irgendwann Kontakt mit mir aufnehmen. Er weiß
mit Sicherheit, daß ich hier bin. Er scheint ja auch alles andere zu wissen.
Haben Sie darüber schon nachgedacht ?«
»Worüber ?« knurrte Hicks.
»Er weiß wesentlich mehr über
Francine als ich«, sagte ich. »Er kennt ihre Freunde auf dem Land. Er wußte,
daß sie bei ihnen wohnen würde, wie lang und auch genau, von wann bis wann. Er
weiß, daß diese Bekannten einen
Weitere Kostenlose Bücher