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Donavan und das Mädchen in der Bar

Donavan und das Mädchen in der Bar

Titel: Donavan und das Mädchen in der Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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werden
begann. Seine tiefliegenden Augen waren hellblau, die Nase sprang kräftig
hervor, und die Sonnenbräune verlieh seinem Gesicht etwas Verwittertes. Er war
gut einen Meter dreiundachtzig groß, schien über keinerlei überflüssiges Fett
zu verfügen, und der kurzgeschnittene Oberlippenbart gab ihm einen
militärischen Anstrich.
    »Mr. Donavan «,
sagte er mit dem gewissen britischen Akzent, der nie ganz echt klingt, »ich bin Everard Pace .«
    »Darf ich Ihnen was zu trinken
anbieten ?« fragte ich höflich.
    »Warum nicht?« Er blickte zu
Hicks hinüber. »Whisky, Wasser, aber nichts von Ihrem amerikanischen Eis.«
    »Ja, Sir«, sagte Hicks steif.
»Würden Sie statt dessen etwas britisches Eis
vorziehen, Sir? Wir haben auch noch ein bißchen isländisches vorrätig. Jahrgang
67, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Schon gut, Hicks«, sagte ich
schnell. »Ich werde Mr. Paces Drink selbst
einschenken .«
    »Ja, Sir. Ist das alles, Sir ?«
    »Ich glaube, ja«, sagte ich.
    »Dann werde ich gehen und das
Bad von Madame einlaufen lassen«, sagte er und strebte der Tür zu.
    »Sie hat doch gerade gebadet«,
brummte ich.
    »Aber das ist doch mindestens
eine Viertelstunde her, Sir«, sagte er triumphierend, bevor er verschwand.
    Ich trat hinter die Bar und
beschloß, den verdutzten Gesichtsausdruck Paces zu
ignorieren, während ich ihm seinen Drink eingoß .
    »Sie haben offensichtlich
unsere Nachricht erhalten, sonst wären Sie im Augenblick nicht in New York«,
sagte er.
    »Ganz recht«, bestätigte ich
und schob ihm den Drink über die Bar hin.
    » Cheers !«
Er hob das Glas zum Mund und trank einen kräftigen Schluck. »Ich würde
vorziehen, alle Namen aus dieser Unterhaltung wegzulassen, wenn Sie nichts
dagegen einzuwenden haben, Donavan .«
    »Nicht das geringste«, sagte
ich.
    »Nicht, daß ich Ihnen nicht
vertraue«, fuhr er großmütig fort. »Aber heutzutage scheint jedermann die
Abhörmanie zu haben. Nun« — er trank noch einen Schluck, bevor er das Glas auf
die Bar stellte — »Sie wissen doch, wen ich vertrete ?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    Er griff erneut nach seinem
Glas, trug es zum nächsten Sessel und ließ sich behaglich nieder.
    »Sie haben hoffentlich nichts
dagegen, wenn ich die Situation kurz rekapituliere ?« Er lächelte mir flüchtig zu. »Nur damit wir beide mit Sicherheit wissen,
worüber wir sprechen.«
    »Nur zu«, sagte ich.
    »Es handelte sich um eine
afrikanische Stammesfehde«, sagte er. »Sie entschlossen sich, damals aus
irgendwelchen persönlichen Gründen den Stamm der Minderheit zu unterstützen.
Sie kauften eine Ladung Waffen und lieferten sie ihm. Zudem gaben Sie den
Leuten ausreichend Geld, damit sie sich eine kleine Gruppe von Söldnern leisten
konnten. Habe ich recht ?«
    »Durchaus möglich«, sagte ich.
    »Ah!« Er lächelte erneut
flüchtig. »Ich kann Ihnen versichern, ich trage keine private Abhörwanze bei
mir, Mr. Donavan .«
    »Freut mich zu hören«, sagte
ich.
    »Die Revolution ging schief«,
fuhr er fort. »Kurz gesagt, Ihre Seite verlor .«
    »Das habe ich gehört«, sagte
ich.
    »Oder vielmehr, viele der Leute
wurden blutig massakriert. Haben Sie auch davon gehört, Mr. Donavan ?«
    »Nicht im Detail«, sagte ich.
»Nur so ganz allgemein.«
    »Wissen Sie auch, warum ?« fragte er ruhig.
    »Das werden Sie mir zweifellos
mitteilen«, sagte ich.
    Er klemmte die Spitze seiner
hervorspringenden Nase zwischen Daumen und Zeigefinger und zupfte nachdenklich
daran. »Genau genommen wurde an der Waffenladung herumgedoktert«, sagte er.
»Zum Beispiel wurden die Läufe jedes, sagen wir mal, vierten Gewehrs leicht
verbogen. Nicht so stark, daß das für das bloße Auge erkennbar war, aber doch
ausreichend, um das Gewehr, sobald es abgedrückt wurde, explodieren zu lassen,
was für den armen Kerl, der es zufällig zu diesem Zeitpunkt in Händen hielt,
scheußliche Folgen hatte. Aber mehr noch — viel mehr! Auch mit der Munition hatte
man sich beschäftigt. Eine Reihe Handgranaten zündeten vorzeitig — soll ich
weiterberichten ?«
    »Ich habe schon begriffen«,
sagte ich.
    »Das Ganze verursachte
erhebliches Entsetzen und Niedergeschlagenheit«, sagte er. »Ihre Seite verlor
die Revolution, was die unvermeidliche Kettenreaktion unerfreulicher Vorfälle
auslöste. Nun, Mr. Donavan , offen gestanden kümmert
uns das Schicksal irgendeines primitiven Stamms nicht sonderlich. Aber einige
der Legionäre überlebten, und sie sind über das, was vorgefallen ist,

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