Donavan und die Eurasierin
Woodbury
würde auf irgendeine Weise entfernt. Ohne ihn würde sein Syndikat außer Gefecht
gesetzt sein. So etwas könnte mich sehr reizen. Danach bliebe nur meine eigene
Organisation und die Kaisers im Rennen. Dann allerdings würde ich mir wirklich
ernsthaft überlegen, einen Partner zu nehmen, Mr. Donavan.«
»Überlegen?« sagte ich freundlich.
»Ich würde ganz entschieden
einen Partner nehmen«, sagte er. »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.« Die dicken
Brillengläser funkelten mich erneut an. »Vielleicht ist da noch ein weiterer
Punkt, den Sie in Betracht ziehen sollten. Es ist ganz sicher, daß Woodbury
verantwortlich für den Tod Ihres Freundes Delaney ist.«
»Ich werde darüber nachdenken«,
sagte ich.
»Ich würde es mir nicht allzu
lange überlegen. War es, wenn ich mich recht erinnere, nicht einer Ihrer
Präsidenten, der sagte, wenn man die Hitze nicht ertragen könne, solle man
besser aus der Küche gehen?«
»Was immer Sie jetzt gleich
sagen werden, Mr. Lee«, erklärte ich, »es wird mir in keinem Fall gefallen.«
»Ich finde, es sollte eine Art
Wettbewerb werden. Daher ist es nur fair, Woodbury über Sie und Ihre Absichten
zu informieren. Wenn Sie sich also dafür entscheiden, sich aus dem
Konkurrenzkampf zurückzuziehen, würde ich an Ihrer Stelle Hongkong so schnell
wie möglich verlassen, Mr. Donavan. Das wäre viel sicherer für Sie.«
Es hätte mir in diesem Augenblick
ein großes Vergnügen bereitet, ihm ins Gesicht zu schlagen. Aber mir fiel ein,
daß sich in dem Raum Abhörwanzen befanden, und Horatio Leung wahrscheinlich
draußen in einem kleinen Panzer Patrouille fuhr. Also lächelte ich Lee
freundlich an und erklärte ihm, ich würde mir sein Angebot ernstlich durch den
Kopf gehen lassen. Dann tranken wir unsere Gläser leer, und er begleitete mich
bis zur Tür des Wohnzimmers.
»Mr. Kaiser hat heute vormittag eine Motorbarkasse gekauft«, bemerkte er
beiläufig. »Vermutlich wird sie heute nachmittag irgendwann auf See einen Unfall haben und explodieren, was offiziell drei
Menschenleben kosten wird. Sie haben ihm eine Menge Scherereien und Kosten
verursacht, Mr. Donavan.«
»Wenn Sie Woodbury anrufen,
geben Sie ihm meine Telefonnummer und richten Sie ihm aus, ich würde gern mit
ihm sprechen«, sagte ich.
»Und wie lautet Ihre
Telefonnummer?« fragte er höflich.
»Die haben Sie mit Sicherheit
bereits.«
»Sie wohnen im Penthouse am Deep Water Bay, das Ihrem Freund
Kurt Oppenheimer gehört«, sagte er. »Einer der Hausboys behält Sie in meinem
Auftrag im Auge. Er ist sehr beeindruckt von der Auswahl Ihrer Mädchen. Er hat
mir gesagt, er würde ein Monatsgehalt dafür geben, um auch nur eine Nacht mit
der Eurasierin zusammen zu sein. Sehr beachtlich.«
Ich kehrte zum Wagen zurück und
fuhr zur Deep Water Bucht.
Das Penthouse lag oben in einem vierzehnstöckigen Gebäude, und soweit ich
wußte, waren dort zumindest ein halbes Dutzend Hausboys beschäftigt. Ich fragte
mich, wer wohl Kaiser für Lee im Auge behielt.
Als ich das Penthouse betrat,
lagen die beiden Mädchen nackt draußen auf dem Balkon. Ihre rundlichen
Hinterteile bildeten ein faszinierendes Stilleben ,
aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wozu Elaine sich Sonnenbräune
wünschte. Hicks saß innen, trank ein Bier und sah auf alberne Weise zufrieden
drein. Wir gaben im Augenblick wirklich eine prächtige Kampfgemeinschaft ab,
dachte ich düster. Ein kräftiger Windstoß hätte uns wahrscheinlich
plattgedrückt.
»Wollen Sie was zu trinken,
Kollege?« erkundigte er sich herablassend.
»Können Sie einen Americano machen?« fragte ich ihn.
»Kleinigkeit«, erwiderte er
zuversichtlich. »Tequila und Milch - stimmt’s?«
»Dann lieber einen Wodka mit
Apfelsaft«, sagte ich schnell.
»Was ist mit Lee passiert?«
Ich erzählte ihm, was bei Lee
passiert war, während er meinen Drink zubereitete.
»Wir sind hier, um diesen Chang
aus China herauszuschaffen«, sagte er, als ich geendet hatte. »Warum zum Teufel
sollten Sie sich dann zu fünfzig Prozent an Lees Organisation beteiligen,
welcher Art sie auch immer sein mag?«
»Will ich ja gar nicht«,
erwiderte ich. »Ich möchte nur wissen, was hinter all dem steckt.«
»Sie glauben demnach nicht, daß
alle diese Kerle hinter Chang her sind?«
»Nein«, antwortete ich. »Aber
irgendwie stellt Chang für sie einen gemeinsamen Nenner dar.«
»Und nun, weil Sie so verdammt
smart sind, bleibt uns bezüglich Woodburys gar keine Wahl. Entweder
Weitere Kostenlose Bücher