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Donavan und die Eurasierin

Donavan und die Eurasierin

Titel: Donavan und die Eurasierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sie flüchtig durch die Scheiben und wandte sich dann langsam
ab.
    »Das ist ein Lebensstil, an den
ich mich gewöhnen könnte«, gestand er. »Er ist bei weitem einem Februar in
London vorzuziehen, wo einem der Ostwind die wesentlichen Dinge abfriert.«
    »Sie können heute
abend zu Hause bleiben und dem sybaritischen Leben frönen,« sagte ich, »während ich Woodbury besuche. Aber vergessen Sie
nicht, Kaiser kann sich jederzeit entschließen, etwas gegen uns zu
unternehmen.«
    »Ich werde es nicht vergessen«,
sagte er. »Nehmen Sie einen Revolver mit?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete
ich. »Das Mandarin Hotel müßte eigentlich sicher sein.«
    »Dann werde ich die Patronen
aus Ihrer Waffe nehmen«, sagte er. »Wann, glauben Sie, werden Sie zurück sein?«
    »Nicht spät«, erwiderte ich.
    »Ich habe mir eine Portion
Stahlkugeln gekauft, während Sie heute morgen bei Lee waren«, sagte er. »Wenn
wir sie innen vor die Hinter- und Vordertür legen, brauchen wir nicht zu
befürchten, daß sich nachts jemand heimlich einschleicht.«
    »Gut«, sagte ich. »Aber legen
Sie sie bloß nicht hin, bevor ich heute abend zurück
komme.«
    Anschließend fuhr ich zu
Franklin. Sein Küchenboy servierte uns Tee und Gurken-Sandwiches, ein seltsam
englisches Mahl für zwei Amerikaner. Wir saßen auf dem Balkon draußen und
nippten zierlich an unseren Teetassen.
    »Für morgen ist alles okay«,
sagte Franklin begeistert. »Ich werde gegen zwei Uhr nachmittags den Kai
verlassen. Lassen Sie mir zwei Stunden Zeit, um zur Deep Water Bay zu kommen; dort werde ich ankern und Sie im Dinghy abholen.«
    »Wir werden zu viert sein«,
sagte ich. »Ich, mein Mann Hicks und zwei Mädchen.«
    »Ah so.«
    Seine Stimme verriet, daß ihm
der Gedanke, ich könnte das waghalsige Abenteuer in eine Art Vergnügungsreise
verwandeln, durchaus nicht zusagte.
    »Tarnung«, erklärte ich mit
betontem Ernst. »Wenn die Mädchen sich in ihrem Bikini zur Schau stellen, wird
jedermann glauben, wir hätten nur eine Lustfahrt vor.«
    »Ah ja.« Sein Gesicht erhellte
sich ein bißchen. »Aber wird das nicht gefährlich für sie sein?«
    »Sehr«, bestätigte ich
sachlich. »Aber sie sind darauf vorbereitet, das Risiko auf sich zu nehmen.«
    »Mir scheint, da muten wir
ihnen zu viel zu«, murmelte er.
    »Ihre Dschunke ist schön, nicht
wahr? Ein richtiges Vergnügungsboot. Niemand würde auch nur einen Augenblick
lang glauben, es sei eine gewöhnliche Fischerdschunke.«
    »Vermutlich nicht«, sagte er.
    »Und eine Vergnügungsdschunke
ist zum Vergnügen gebaut«, fuhr ich fort. »Legen Sie zwei Mädchen in Bikinis
deutlich sichtbar aufs Deck, dann wirkt alles so wie es wirken soll. Und wenn
jemand wissen möchte, was zum Teufel uns bewegt, die chinesische Küste
entlangzufahren, so machen wir eben nichts weiter als eine Vergnügungsreise.
Vielleicht glaubt man uns auch dann noch nicht, aber wenn die Mädchen dabei
sind, besteht zumindest eine Chance.«
    »Vermutlich haben Sie recht«,
sagte er.
    »Wo wollen Sie Ihre Waffen
aufbewahren?« fragte ich.
    »Ich habe ein falsches Schott
einbauen lassen.«
    »Das gibt mir schon ein
wesentlich besseres Gefühl«, sagte ich ehrlich.
    »Ich habe seine Wand bemalen
lassen«, sagte er und errötete plötzlich leicht. »Mit einer nackten Frau
übrigens. Na, schon mehr ein Weibsbild, wissen Sie.«
    »Warum?«
    »Ich dachte, sie könnte mich
vielleicht vor Einsamkeitsgefühlen bei meiner langen Reise nach Neuseeland
bewahren«, antwortete er. »Und noch was. Jeder, der sie anschaut, wird
abgelenkt und denkt nicht an ein Schott - verstehen Sie?«
    »Ein genialer Einfall«, sagte
ich respektvoll.
    »Danke, Donavan.«
    »Ich heiße Paul«, sagte ich.
    »Danke, Paul.«
    Ich sah ihn fragend an, und er
errötete erneut. »Ich heiße Ben«, sagte er.
     
     
     

10
     
    Woodbury wartete an einem Tisch
in einer Nische auf mich, als ich im Restaurant eintraf. Er war mittelgroß,
solide gebaut und trug einen tadellos sitzenden Tropic -Anzug.
Hoffentlich hatte er nicht denselben Schneider wie Lee, überlegte ich, denn das
wäre eine üble Vorbedeutung gewesen. Sein dichtes dunkles Haar war kurz
geschnitten und seitlich ordentlich gescheitelt; zusammen mit seinem säuberlich
gestutzten Oberlippenbart verlieh es ihm einen vage militärischen Anstrich.
    Er bestellte die Drinks und
ließ mir ein zähnefunkelndes Lächeln zukommen.
    »Verdammt nett von Ihnen, sich
mit mir zu treffen, Donavan«, sagte er. »Ich weiß es wirklich zu

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