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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Mund. »Dazu darf es vermutlich noch ein Vierspänner und ein Zuber mit heißem Wasser sein, oder? Lass mich nur wissen, welche Wünsche du sonst noch hast, mein Junge, ich bin jederzeit gern bereit, sie dir zu erfüllen.«
    »Heißes Wasser wäre schon nicht schlecht.«
    Dem stimmten alle anderen zu. Typhus dachte kurz nach und sagte: »Im Prinzip könnte ich den Bach erhitzen. Aber was würde das nutzen? Die Strömung trägt ja doch das ganze Wasser davon.«
    »Die Gabe, der Funken, die Kraft«, knurrte Shen, der als Einziger von uns ohne Appetit aß. »Wozu ist das eigentlich alles gut, wenn wir damit weder Brot noch Salz herbeizaubern können?«
    Auch seine Äußerung wurde mit billigendem Schweigen aufgenommen.
    »Warum hast du nicht getroffen?«, fragte mich Shen, als wir am nächsten Abend gemeinsam Feuerholz sammelten.
    Ich zog meine Handschuhe hinterm Gürtel hervor und streifte sie mir ohne Eile über die kalten Finger.
    »So was kommt immer mal wieder vor«, antwortete ich dann.
    »Das kauf ich dir nicht ab, denn ich hab dich schon schießen gesehen. Um aus dieser Entfernung dein Ziel zu verfehlen, hast du dich wahrscheinlich gewaltig anstrengen müssen. Sogar ich hätte da getroffen. Aber deine Hand hat gezittert. Warum? Was ist geschehen?«
    Ich sammelte jedoch nur den nächsten Zweig auf und warf ihn auf den Haufen.
    »Ich habe mich an einen dämlichen Traum erinnert«, murmelte ich dann aber doch.
    »Was für einen Traum?«
    »Als Lahen noch gelebt hat, hab ich mal geträumt, dass ich sie verliere. Davon träume ich selbst jetzt noch manchmal. In dem Traum töte ich Blatter mit einem Pfeil, aber als ich ihr die Maske abnehme, hat die Verdammte Lahens Gesicht.«
    Shen hörte mir schweigend zu, die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben.
    »Tut mir leid, dass ich uns mit diesem Fehlschuss dermaßen in Schwierigkeiten gebracht habe.«
    »Ach, das ist doch nicht der Rede wert«, sagte er zu meiner Überraschung. »Mir wäre es vermutlich ähnlich gegangen. Ich weiß auch nicht, wie ruhig meine Hand gewesen wäre, wenn …« Ich hatte den Eindruck, er wollte Ronas Namen nennen, doch stattdessen fuhr er fort: »… wenn diejenige gestorben wäre, die ich liebe.«
    »Ich hoffe, dir bleibt dieses Schicksal erspart. Pass auf sie auf.«
    »Auf wen?«
    »Auf Rona.«
    Er nickte bloß. Und anscheinend war er froh, dass wir einander verstanden.
    »Was hat dir die Verdammte gesagt?«, wechselte er das Thema.
    Ich erstattete ihm einen kurzen Bericht. Unterdessen wuchs der Haufen mit Brennholz gewaltig an. Jetzt mussten wir ihn nur noch zu den anderen schleppen …
    »Was meinst du? Hat dich Typhus angelogen?«
    »Ich glaube nicht. Warum sollte sie?«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    Ich hockte mich neben das Brennholz und trank einen Schluck Wasser aus der Flasche, wobei ich bedauerte, dass sie keinen Shaf enthielt oder sonst etwas Kräftiges. Schnaps zum Beispiel.
    »Ich glaube …«, brachte ich zögernd hervor. »Ich glaube, ich werde versuchen, sie zu töten. Ich weiß schon, was du sagen willst. Aber du hältst mich nicht auf. Ich ziehe keinen von euch in diese Angelegenheit mit hinein, ich will nämlich nie wieder das Leben eines anderen Menschen aufs Spiel setzen. Der Süden ist bereits verloren, der Norden kann sich aber vielleicht halten. Ich gehe mit euch bis zur Treppe des Gehenkten, und dort … sehen wir weiter. Man weiß ja nie, was das Leben für Überraschungen bereithält.«
    »Was soll das heißen?«
    »Vielleicht kommen ja morgen alle Verdammten zu mir und bitten mich, sie zu töten? Damit ich nicht länger durch die Lande streifen muss.«
    »Du bist schon ein seltsamer Mann, Grauer«, erklärte er mir unter schallendem Gelächter. »Wer soll aus dir bloß schlau werden? Oder aus Lahen? Aber glaub mir, ich freue mich ehrlich, euch beide getroffen zu haben.«
    Bei diesem Bekenntnis kroch die eine meiner Augenbrauen in die Höhe.
    »Ich brauche eine neue Pfeilspitze. Die hast du doch noch, oder?«, nutzte ich die günstige Gelegenheit.
    »Damit du wieder danebenschießt?«, murmelte er, griff aber nach seiner Gürteltasche und überreichte mir eine Spitze. »Ich hoffe, das nächste Mal triffst du.«
    »Dein Glaube an meine Fähigkeiten wird mich in dieser kalten Nacht wärmen.«
    »Wenigstens etwas«, bemerkte er, packte einen Teil des Brennholzes zusammen und stapfte zurück.
    Ich sah ihm lange nach. Dann machte ich mich daran, den Rest zu den anderen zu schleppen.
    Die Tage glichen einander

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