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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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übrigens auch. Die musste ich während des Krieges der Nekromanten erkunden, als Ley und Ghinorha an der Treppe des Gehenkten feststeckten. Über die werden wir gehen. Zumindest anfangs.«
    Ich sah sie aufmerksam an und dachte darüber nach, dass wir alle voller Überraschungen stecken. Nur bedauerlich, dass sich die meisten dieser Überraschungen für die Menschen um uns herum immer wieder als
böse Überraschungen
herausstellen.
    Wir ritten den ganzen Tag über verlassene Landstraßen und braune Felder in Richtung Nordosten. Die Berge am Horizont wuchsen mit jeder Stunde an.
    Am Mittag des nächsten Tages hatten wir uns ihnen so weit genähert, dass ihre Gipfel uns die freie Sicht auf den halben Himmel nahmen. Die Spitzen bildeten eine Art abgebrochene Treppe. Und während die untersten Stufen noch grau-orangefarben waren, zeigten die mittleren eine blaue Farbe und die höchsten eine weiße, denn auf ihnen schmolz der Schnee selbst in der brütenden Hitze des Sommers nicht.
    Das Gelände war karg, nur hier und da wuchsen ein paar kümmerliche Tannen, die sich im stechenden Wind bogen. Allein ihr Anblick ließ uns frieren.
    Als wir das Vorgebirge erreichten und uns von dem Pfad, der sich an den Ausläufern entlangzog, nicht mehr als eine League trennte, brach die Nacht herein. Schlagartig wurde es kalt, eisige Windböen zerrten an unserer Kleidung. Wir alle klapperten mit den Zähnen. Niemand fand Schlaf … Irgendwann erbarmte sich Typhus unserer und setzte unter großem Widerwillen etwas von ihrer ach so kostbaren Gabe ein: Sie schuf einen Schild – die beiden Ritter, Ga-nor und Luk dachten, das sei Ronas Werk –, der uns gegen den Wind schützte. Außerdem spendete uns und den Pferden eine lilafarbene Flamme Wärme.
    Am nächsten Morgen knisterte das gefrorene Gras unter unseren Füßen, dafür pfiff der Wind aber nicht mehr ganz so unbarmherzig, peitschte nicht länger mit eisigen Gerten auf uns ein. Im Südwesten ballten sich blau-violette Wolken, doch über uns wölbte sich ein klarer Himmel. Ich konnte mich nur wundern, wieso kleine Eiskristalle von ihm herabrieselten, die fürchterlich auf der Haut brannten.
    Über Nacht hatten sich die Hänge mit einer staubfeinen Schneeschicht bedeckt, die aber bereits drei Stunden nach Sonnenaufgang geschmolzen war. Einige Minuten funkelten die Berge wie Edelsteine im Sonnenlicht.
    Ga-nor, Kallen und Typhus ritten weit voraus, Rando neben, Rona, Luk und Shen hinter mir. Mit finsterem Gemüt betrachtete ich die Berge.
    »Da platzt doch die Kröte!«, schrie Luk mit einem Mal. »Bleibt stehen!«
    Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Rona aus dem Sattel geglitten war und bäuchlings auf dem Boden lag. Shen und Luk waren bereits bei ihr.
    Ich riss mein Pferd herum und ritt zu ihnen. Rando schrie Ga-nor und Kallen etwas zu.
    »Was ist mit ihr?«, fragte ich Shen.
    »Keine Ahnung!«, fuhr er mich an. Aufgelöst und bleich machte er schwer durchschaubare Handbewegungen über dem Körper des Mädchens.
    In Erwartung, von Luk eine aufschlussreichere Antwort zu erhalten, sah ich diesen an.
    »Ich habe nichts getan!«, beteuerte er jedoch bloß. »Sie ist vor mir hergeritten und dann einfach aus dem Sattel gekippt! So schnell, dass ich sie noch nicht mal auffangen konnte!«
    »Beruhige dich, es macht dir ja niemand einen Vorwurf. Shen, was ist jetzt?«
    »Keine Ahnung!«, wiederholte er. »Sie ist bewusstlos.«
    »Lass mich mal sehen!«, brummte Typhus, die uns inzwischen erreicht hatte. Sie berührte mit den Fingerspitzen sanft Ronas linke Schläfe. Plötzlich erschauderte sie. »Geht alle zur Seite!«, ordnete sie an. »Nur Shen soll bei mir bleiben. Ihr anderen macht, dass ihr wegkommt. Richtet einen Rastplatz her und facht ein Feuer an. Setzt Wasser auf und wartet auf uns.«
    »Aus, du Hund?«, fiepte Yumi und sah mich fragend an. Dann entfernten sich er und Ghbabakh. Die anderen folgten ihrem Beispiel.
    »Das Reich der Tiefe soll mich holen, wenn ich auch nur einen Fuß von hier wegsetze!«, zischte ich Typhus an.
    Eigentlich rechnete ich mit ihrem Widerspruch, doch sie sagte bloß: »Bestens. Dann kannst du mir helfen, sie zum Feuer zu bringen. Aber komm mir nicht in die Quere.«
    Noch einmal musterte sie das Mädchen genau. Ronas Gesicht zeigte eine erdgraue Farbe, unter ihren Augen lagen dunkelviolette Schatten, die Nase und die Jochbeine traten spitz hervor. Ich hatte den Eindruck, sie würde nicht mehr atmen. Als ich mich überzeugen wollte, ob ihr Herz noch schlug,

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