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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mir.
    Sie hatten Rona mit mehreren Decken zugedeckt. Shen saß neben ihr. In den letzten Tagen hatte er kein Auge zugetan, sodass er inzwischen kaum besser aussah als das Mädchen.
    »Was bin ich für ein Heiler, wenn ich sie nicht retten kann?«, flüsterte er.
    Ich erschauderte. Lahens Tod stand mir vor Augen.
    »Ich schaffe es nicht … Ness, ich bin ein solcher Dummkopf … Warum habe ich mich bloß von ihr überreden lassen? Die Verdammte hat recht, ich bin ein selbstgefälliger, dummer Idiot!«
    »Warum hast du Typhus nicht gesagt, dass du sie im Gebrauch des dunklen Funkens unterweist?«
    »Weil Rona nicht wollte, dass irgendjemand davon erfährt …«
    Schweigend lauschte ich dem schweren Atem des Mädchens.
    »Ich würde ihren Verlust nicht verwinden«, erklärte Shen mit schmerzverzerrter Miene.
    »Dann erinnere dich! Erinnere dich an das, was Lahen dir gesagt hat, als sie dich geheilt hat.«
    »Hat sie damals etwas zu ihm gesagt?«, mischte sich Typhus sofort ein.
    »Ja. Es waren Worte, die nur für ihn gedacht waren.«
    »Mit diesen Worten habe ich es bereits versucht«, teilte mir Shen mit. »Aber es hat nicht geklappt.«
    »Sprich die Worte aus«, verlangte Typhus.
    »Der Nordstern vom Osten, zwei Handbreit über dem Horizont, verbindet sich mit dem Ostwind zu dreifacher Kraft. Zwei Knoten … am Anfang, gehalten in der Erde, bannen den Funken bei der Drei. Nach zwei Sekunden wechseln sie auf die Acht …« Er verstummte kurz, fuhr aber gleich hastig fort: »… und gehen dann auf die Vier. Ich glaube, das waren ihre Worte.«
    »Nein, du hast das Ende vergessen«, widersprach Typhus. »Es wird die Meereswelle in das fünfzehnte Band gewoben.«
    »Richtig!«, rief er aus und sprang auf. »Deshalb hat es nicht geklappt. Lass es uns gleich …«
    »Nein!«, unterbrach ihn Typhus. »Glaubst du etwa, das hätte ich nicht längst versucht?! Diesen Zauber braucht man, um den dunklen Funken wiederherzustellen. Aber in dem richtigen Geflecht zur Heilung muss es noch etwas geben, um das Gleichgewicht zwischen Dunkel und Licht zu schaffen. Doch was, das wussten nur Talki und Ghinorha. Das ist immer ein Geheimnis gewesen.«
    »In diesem Unsinn gab es noch ein paar Worte«, brachte ich langsam heraus. »Daran erinnere ich mich genau.«
    »Das ist kein Unsinn«, fuhr sie mich an. »In einem Geflecht verändert ein einziger Knoten die Struktur des Ganzen. Weißt du etwas, das wir nicht wissen?«
    »Nein«, sagte ich, den Blick auf Rona gerichtet.
    »Dann können wir ihr nicht mehr helfen«, erklärte Typhus seufzend. »Es sei denn, dir fällt das Ende dieses Zaubers doch noch ein. Oder du zeichnest es auf.«
    »Lahen hat nichts gezeichnet. Sie hat nur etwas gesagt.«
    »Schade. Wir werden nichts ausrichten, solange wir nicht den vollständigen Zauber kennen.«
    »Versuch, dich zu erinnern«, flehte mich Shen an.
    »Dazu muss ich in aller Ruhe nachdenken.«
    »Aber schnell«, verlangte Typhus. »Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Sofort fing ich an, immer wieder die gleichen Worte vor mich hinzumurmeln. Als es tagte, meinte ich, ich hätte die ganze Nacht im Hafen Säcke geschleppt. Die Worte waren mir aber immer noch nicht wieder eingefallen.
    Shen, der noch erschöpfter wirkte als ich, saß entkräftet vor dem Zelt, behelligte mich aber nicht. Er wusste ganz genau, dass uns das auch nicht weiterbringen würde. Typhus wich nicht von Ronas Seite, nur einmal kam sie in der Nacht heraus, um ein paar Worte mit Shen zu wechseln und einen fragenden Blick auf mich zu werfen.
    Als die Sonne die Gipfel in goldenes Licht tauchte und ich schon fast jede Hoffnung verloren hatte, durchzuckte es mich wie ein Blitz: Jemand schien mir die richtigen Worte zuzuflüstern. Ich sprang auf und eilte zu Shen hinüber. Der sah mich mit rot geränderten Augen an, war aber sofort auf den Beinen, als er mein strahlendes Gesicht bemerkte.
    »Und?!«, keuchte er.
    »Gib dem Stern acht Spitzen und führe ihn durch das Haus der Kraft in das Haus der Liebe. Ich glaube, das waren die Worte.«
    »Wie geht es ihr?«, fragte ich Typhus, als eine neue Nacht hereinbrach und sich die Verdammte, die immer noch kein Auge zugetan hatte, erschöpft neben mich auf den Boden fallen ließ.
    »Du erstaunst mich immer wieder«, gab Typhus zu. »Eine Sdisser Schatulle ist im Vergleich zu dir gar nichts. Die hat nur zwei Böden, du aber hast mindestens drei.« Sie verstummte kurz, ehe sie fortfuhr: »Rona geht es ausgezeichnet. Sie ist zwar noch schwach und schläft

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