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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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die ganze Zeit, aber das ist nur gut. Shen schafft jetzt den Rest. Weißt du was, Grauer? Manchmal glaube ich, dass dieses Mädchen mehr Glück gehabt hat als jede andere Schreitende in den letzten fünf Jahrhunderten. Nicht nur, dass sie den Klauen Talkis und Alenaris entkommen ist und die Prozedur der Umschmiedung überstanden hat, nein, sie überlebt auch die Wiedergeburt. Wie eine Katze verfügt sie über mehr als ein Leben. Damit gleicht sie mir.«
    Ich hielt ihr einen Becher mit heißem Wasser hin. Dankbar nahm sie ihn an sich.
    »Das Mädchen ist stärker, als ich dachte«, fuhr Typhus fort. »Und klug obendrein, denn sie hat rasch verstanden, dass sie es allein mit dem lichten Funken nie zu wahrer Meisterschaft bringt. Nur gut, dass es Shen war, der sie zu Beginn ausgebildet hat, nicht ich. Ich hätte vielleicht alles verhunzt. Es fällt mir natürlich nicht leicht, das zuzugeben, vor allem vor mir selbst nicht, aber unsere Schüler taugen durch die Bank nichts. Shen jedoch ist von deiner Frau ausgebildet worden, und anscheinend ist sie nicht mit den Fehlern behaftet gewesen, die bei uns sogenannten Verdammten den Erfolg verhindern. Mir ist schleierhaft, wie Ghinorha das zustande gebracht hat.«
    Ich hörte Schritte. Shen gesellte sich uns zu.
    »Vielen Dank«, wandte er sich an mich.
    »Ich habe damit nichts zu tun, mein Junge. Wenn Lahen diese Worte damals nicht ständig wiederholt hätte …«
    »Nein, ich bin dir wirklich zutiefst dankbar.«
    Noch ehe ich etwas darauf sagen konnte, verschwand er jedoch schon wieder.
    Nach drei weiteren Tagen brachen wir auf. Rona war so weit zu Kräften gekommen, dass wir ihr einen Tagesritt zumuten durften.
    Seit vorgestern setzte uns Schneeregen zu. Die steinernen Pfade verwandelten sich in gefährliche Rutschbahnen, sodass wir nur mit der Schnelligkeit gepanzerter Fußsoldaten vorankamen und uns halbtot froren. Lediglich Ga-nor, der an Kälte gewöhnt war, und Typhus, die sich mithilfe ihres Funkens wärmte, litten nicht unter dem Wetter.
    Etwas Ekelhafteres, als im letzten Herbstmonat durch die Katuger Berge zu ziehen, lässt sich schwerlich vorstellen. Im Reich der Tiefe musste es dagegen regelrecht anheimelnd sein. Hier jedoch beglückten uns Wind, Kälte, Nässe und Nebel als ständige Wegbegleiter. Der Nebel stieg mal aus den Flussbecken auf, mal senkte er sich aus bleigrauen Wolken auf die Berge herab. Die Feuchtigkeit fraß sich durch unsere Kleidung bis auf Haut und Knochen durch. Da wir alle ständig husteten und niesten, musste Shen immer wieder seine Gabe einsetzen, um uns vor einer Erkältung zu schützen. Jede Behandlung schwächte seinen Funken stärker.
    Das Vorgebirge hatten wir längst hinter uns gelassen, inzwischen kämpften wir uns durch die ersten der Katuger Berge. An diesem unwirtlichen Ort begegnete uns nicht eine Menschenseele. Es gab nur raue Natur, wilde Tiere, ekelhaftes Wetter und noch ekelhaftere Pfade – denn selbst die flachsten unter ihnen stellten eine ernst zu nehmende Herausforderung dar. Sollten wir an der Treppe des Gehenkten keinen anständigen Weg finden, müssten wir unsere Pferde aufgeben, das war uns allen klar. Die Tiere würden die steinigen, steilen Pfade dort nie bewältigen.
    Mit jedem Tag, den wir uns in Richtung Norden bewegten, fürchtete ich deshalb mehr, dass unser Abenteuer, über die Berge zu gehen, ein Vorhaben bedeutete, das dem Untergang geweiht war.
    Weiter oben lag gewiss bereits Schnee, sodass es Selbstmord gleichkäme, wenn wir über vereiste Pfade kraxeln würden, die selbst im Sommer nicht leicht zu erklimmen waren. Obendrein konnte das Wetter sekündlich umschlagen und sich hinter jedem Steinbrocken ein Tor befinden, das ins Reich der Tiefe führte – und offen stand.
    Als ich Ga-nor meine Befürchtungen mitteilte, nickte er zustimmend.
    »Stimmt, wir verlieren viel Zeit im unwegsamen Gelände. Vor dem ersten Schnee werden wir die Treppe des Gehenkten vermutlich nicht erreichen. Wenn sich die Wege als völlig unpassierbar erweisen, müssen wir umkehren.«
    »Da platzt doch die Kröte!«, rief Luk. »Und wohin willst du dann gehen?!«
    Ga-nor sparte sich jede Antwort auf diese törichte Frage und deutete mit dem Finger nach Osten, in die neblige Düsternis, die sich vor die Berge geschoben hatte.
    »Die Treppe liegt hinter diesem Kamm. Bis dahin brauchen wir noch zwischen viereinhalb und acht Tagen. Hoffen wir also auf Ug.«
    »Aus, du Hund!«, fiepte Yumi und schmiegte sich zitternd an Rona. Sein Fell

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